Das schönste Freibad Essens steht in Kettwig - Blick hinter die Kulissen
Morgens um fünf in Kettwig. Während sich die meisten Kettwiger noch gemütlich in ihrem Bett umdrehen und die letzten Schüler und Studenten von diversen Ferienpartys heimkehren dreht Karl-Heinz Maluchel (50) seinen Generalschlüssel des Freibades Kettwig um und macht sich und das Bad bereit für den Tag.
Viel Zeit bleibt dem Badleiter nicht, um alle notwendigen und vorgeschriebenen Handgriffe zu erledigen. Denn Maluchel weiß sehr genau: „Spätestens um sechs stehen die ersten Schwimmer vor der Tür und wollen im Hallenbad ihre Bahnen ziehen. Manche wollen dann auch schon bei schönem Wetter ins Freibad, doch wann das geht, liegt erst einmal im Ermessensbereich des jeweiligen Schichtleiters.“ Dabei gibt es für diese Entscheidung eine klare Ansage: erst wenn der komplette Freibadbereich einsehbar und durchs Tageslicht entsprechend erhellt ist, darf die Außenanlage für die Besucher freigegeben werden.“
Bis zu diesem Zeitpunkt hat auch Maluchel selber nicht allzuviel Tageslicht gesehen. Vor allem der vorbereitende Gang durch die Katakomben des Bades fordert viel Zeit und Aufmerksamkeit vom Freibadchef. „Die Technik hat uns in den letzten Jahren natürlich viel Arbeit abgenommen, dafür sind enorm viele Kontrollaufgaben hinzugekommen. Was ich morgens an Daten abgleichen und in Übersichtsformulare eintragen muss - das hat es schon in sich.“
Ganz nebenbei gilt es auch noch die Verwaltungsangestellten, die Kasse, die Rettungsschwimmer und das restliche Leitungspersonal zu betreuen, einzuteilen und bei Rückfragen und Problemen immer gleich die richtige Lösung parat zu haben. Maluchel ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Was den meisten gar nicht auffällt, was aber im Sommer sehr viel Zeit und Personal bindet, sind die Grünflächen im Außenbereich.“ Neben ungezählten Quadratmetern Rasenfläche liegen vor allem die gut 300 Meter Hecke dem Badleiter im Magen. „Eine Hecke muss ja nun mal leider von drei Seiten geschnitten und der komplette Verschnitt auch immer noch weggeschafft werden. Das kostet einfach unendlich viel Zeit.“
Schließlich soll es genau und ordentlich werden. Wie überhaupt der Aufwand für die Pflege der Anlage von den meisten Besuchern unterschätzt wird. „Allerdings haben wir es geschafft, dass die meisten Besucher wissen, wofür die augestellten 61 Müllbehälter sind.“
Ganz anders sah es an einem Tag vor rund 15, 16 Jahren aus. Das genaue Datum hat Maluchel nicht mehr parat. Dafür aber eine Zahl: 10036. So viele Besucher tummelten sich an diesem Tag im Kettwiger Freibad. Ein Rekord für die Ewigkeit. Doch viel mehr als diese reine Massenansammlung ist ihm der Anblick der unglaublichen Müllberge nach dem Abmarsch der Badegäste in Erinnerung geblieben. „Wir haben damals noch Stunden gebraucht, um wirklich alle Liegeflächen zu reinigen. Das ging gar nicht.“
Heute, eine halbe Generation Badegäste später würden sich er und seine Kollegen selbst an guten Tagen noch ein paar mehr Badegäste wünschen. „Denn für mich ist das Bad hier in Kettwig von der Anlage her das mit Abstand schönste in Essen. Doch das Publikum wünscht sich halt mehr Funcharakter und den können wir leider so gar nicht bieten.“
Bieten können Malucha und seine Kollegen den Kettwigern aber vor allem: Engagement, gute Laune und ganz viel Bürgernähe. So leuchten die Augen des Schwimm-Meisters, wenn er sich vor allem an die vielen Stunden des Schwimmunterrichts erinnert. „Das sind immer die schönsten Momente, wenn man den Kindern die Angst vor dem Wasser nimmt. Wobei man auch hier merkt, wie sich die Zeiten ändern. Früher sind von zehn Kindern neun ohne zu fragen ins Becken gesprungen und eines wollte nur an die Hand. Heute ist es umgedreht. Neun wollen an die Hand und eines springt alleine.“ Spricht der Chef und verschwindet wieder im Bauch des Bades. Zähler ablesen, Pumpen und Mischungsverhältnisse kontrollieren. Damit die Gäste trotz fehlender Rutschen und anderer Spaßutensilien zumindest einwandfreies Wasser und top-gepflegte Außenanlagen vorfinden und sie es gar nicht erwarten können, dass das Freibad frei gegeben wird. Morgens um fünf in Kettwig.
Eigentlich wollte Karl-Heinz Maluchel 1977 gerne eine Stelle als Betriebsschlosser bei der Stadt Essen antreten und las mehr durch Zufall, dass auch Schwimm-Meistergehilfen gesucht wurden. Doch im ersten Anlauf klappte es nicht. 1978 aber war die Zeit reif für den Schwimm-Meistergehilfen Maluchel, der dann noch seinen Meister machte und seit 1994 in Kettwig ist.
Autor:Sven Krause aus Mülheim an der Ruhr |
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