100 Jahre werde ich auch noch!
Am 19. Januar wird die Kettwigerin Elisabeth Krüger stolze 98 Jahre alt. Der Kettwig Kurier besuchte sie in ihrem schicken Einzelzimmer im Johann-Grimhold-Haus.
Elisabeth Krüger: „Am 21. Januar wird mit 45 Personen groß gefeiert, drei Kinder, sechs Enkel, 12 Urenkel und sogar zwei Ur-Urenkel sind mit dabei!“
Im Januar 1914 ahnte noch Keiner, dass der blutige Anschlag eines serbischen Anarchisten Europa in den ersten Weltkrieg stürzen würde. Am 19. Tag des Jahres wurde Elisabeth als Tochter von Anna und Joseph Schmidt geboren, in ihrer Wohnung an der Kettwiger Bahnhofstraße. Elisabeth stieg 1928 ins Berufsleben ein, schlimme Zeiten waren es damals, die Weltwirtschaftskrise, der schwarze Freitag, die Inflation: „Ich hatte Billionen in der Hand, dafür konnte man sich aber nichts kaufen.“ Bei der Arbeit lernte sie auch ihren Zukünftigen kennen, den Hans. Nach der Heirat 1934 wurde die erste eigene Wohnung bezogen, mit großzügiger Unterstützung: „Damals gab es für junge Paare 1.000 Mark, davon haben wir unter anderem die Möbel gekauft.“ Sohn Dieter wurde 1936 geboren, Schwester Edda folgte 1944, mitten in der schlimmsten Phase des 2. Weltkrieges. Der Familie ging es gut, zumindest den Umständen entsprechend. Doch mit nur 35 Jahren starb ihr Hans, die junge Mutter stand mit zwei Kindern alleine da. Kurz nach dem Weltenbrand ein ganz schweres Los. Aber die lebenslustige Elisabeth meisterte auch das. Bald trat auch wieder die Liebe in ihr Leben. Den Kurt Krüger fanden auch die Kinder toll: „Nimm den doch!“ 1948 wurde Tochter Marianne geboren. Mit 48 Jahren kehrte sie wieder ins Berufsleben zurück, doch mit 60 war plötzlich Schluss: „Dann war Kehrs pleite und ich blieb zuhause!“ Dort wurde genäht, um etwas Geld zu verdienen. Handarbeit ist ihre Passion, noch heute greift sie zu Nadel und Faden, wenn ein Knopf fehlt. Nach dem Tod ihres Kurt 1989 begann Frau Krüger im hohen Alter zu reisen. An der Seite ihrer Tochter Marianne war sie Gast in aller Herren Länder. Die Ziele rattert sich heute noch ohne Zögern runter: „Spanien, Griechenland, Türkei, Tunesien, Dominikanische Republik, Ungarn, Zypern…“
Elisabeth Krüger lebte noch lange allein, versorgte sich selbst, doch wegen einer Lungenentzündung musste sie ins Krankenhaus, zog dann ins Altenheim. Jetzt ist sie froh darüber. Im Johann-Grimhold-Haus geht es der fidelen Seniorin so richtig gut, seit sie vor einem halben Jahr ihr neues Zimmer im renovierten Haus an der Wilhelmstraße bezog. Gewohnte Möbel, viele Bilder von der Familie, eine eigene Toilette, Frau Krüger ist hochzufrieden: „Mir geht es prima hier, ich fühle mich wie zuhause. Das Personal ist ausgesprochen nett und hilfsbereit. Hier bin ich gut aufgehoben.“ Wenn das Wetter offen ist, geht es wieder quer durch Kettwig, kleine Ausflüge, ein Eis essen. Motorisiert. „Mit meinem Rollstuhl bin ich die Schnellste am Berg!“ Der hundertste Geburtstag ist schon fest im Blick: „Soweit möchte ich es schon schaffen!“ Weiteren Perspektiven? Stichwort Jopi Heesters? „Wenn es Gott gefällt...“ schmunzelt Elisabeth Krüger.
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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