Spitzenspiel in Handball-Kettwig: Eine Krake namens Alex fordert den Spitzenreiter
55 Minuten sind rum im Derby des Handball-Verbandsligisten Kettwiger TV beim TV Ratingen. Noch führt der KTV mit 26:22. Mit einem erfolgreichen Gegenstoß könnte Philipp Jochems die Ratinger heranbringen. Alleine läuft er auf KTV-Keeper Alexander Pütter (24) zu. Der bleibt lange stehen, erst im letzten Moment zuckt sein rechtes Bein hoch - und die Krake namens Alex hat den Ball und einen weiteren Gegner entnervt.
Seit 19 Jahren spielt der Kettwiger Handball, angefangen hat alles beim Lokalrivalen TV Kettwig. Danach schnupperte Alexander Pütter ab der D-Jugend die deutlich dünnere Handballluft beim Tusem und blieb dort bis zu den Senioren. Erst in der Jugend-Oberliga, dann in der regulären Oberliga. „Das war eine harte, aber auch sehr lehrreiche Zeit. Damals stand erst Stefan Hecker und dann Henning Fritz im Tor der Bundesligamannschaft. Das waren meine Vorbilder, von denen habe ich versucht, mir einiges abzugucken.“
Auf die Frage, ob er sich eher der neuen Generation der Flieger um Nationaltorhüter Silvio Heinevetter zugehörig fühlt oder ein Verfechter der alten Torwartschule ist, kommt die Antwort fast genauso reflexartig wie sein Bein im Spiel nach oben schnellt: „Ich bin kein Flieger. Dafür bin ich auch zu groß und zu schwer. Ich versuche mich groß zu machen, lange zu stehen und wirklich erst im letzten Moment zu reagieren.“
"Ich binn kein Flieger. Ich versuche mich groß zu machen und erst im letzten Moment zu reagieren."
Und dann schnellt im Idealfall der Fuß oder die Hand genaus schnell und reflexartig zum Ball, wie sie bei einer Krake im Wasser ein lohnenswertes Ziel umschließen würden. Allerdings war der Weg zur Nummer 1 des KTV in der Verbandsliga keine Selbstverständlichkeit. Sein Coach Sven Liebenau erinnert sich. „Der Platz im Tor ist Alex nicht in den Schoß gefallen. Auch für ihn war der Start in seine erste Verbandsliga-Saison kein Zuckerschlecken. Er hatte kaum eine Chance sich mit seiner Abwehr einzuspielen. Doch er hat sich durchgebissen, sich kontinuierlich gesteigert und uns inzwischen einige Punkte gerettet.“
Keine schlechte Bilanz für einen jungen Keeper, der nach seinem Wechsel 2008 vom Tusem zum KTV erst einmal lange Jahre bei der Reserve das Tor hütete. Das dafür allerdings so konstant und gut, dass Liebenau vor dieser Saison gar nicht mehr an dem 1,95 Meter-Schlacks vorbeikam. Mit seiner ruhigen, fast sachlichen Art zwischen den Pfosten und seiner enormen Zuverlässigkeit - nicht umsonst ist Pütter zudem noch Kassen- und Bierwart der Mannschaft - erfüllte er alle Anforderungen, die Liebenau an ihn hatte. Daher kommt das abschließende Lob spontan aus dem Bauch heraus. „Für sein Alter ist er schon sehr weit. Da merkt man die gute Grundlagenausbildung beim Tusem. Er strahlt viel Ruhe aus und das mit 24 Jahren. Wir sind alle richtig froh, dass wir ihn im Tor haben.“
"Er strahlt viel Ruhe aus und das mit 24 Jahren. Wir sind froh, dass er bei uns im Tor steht."
Vor allem, wenn Pütter wieder einmal krakengleich seine langen Gliedmaßen ausfährt und die Angreifer in der Verbandsliga reihenweise zur Verzweiflung bringt. Geht es nach Pütter und Liebenau, dann soll dieses Konzept auch am heutigen Samstag greifen. Dann gastiert Spitzenreiter HSG Bergische-Panther in der Sporthalle des THG. Ein Team, gespickt mit routinierten Spielern, die alle schon in der Ober- und Regionalliga aktiv waren. Dementsprechend groß ist der Respekt, aber noch größer ist die Freude über die sportliche Herausforderung. Daher sieht der Ausblick der Keepers so aus: „Es ist doch toll, sich mit solchen guten Spielern zu messen und an ihnen zu wachsen. Etwas Besseres kann uns doch nicht passieren.“
Wenn am Samstag, 25. Februar, um 18 Uhr die Partie gegen Spitzenreiter Bergische Panther in der Sporthalle des THG beginnt, dann trifft der souveräne Tabellenführer aus Burscheid auf das Team der Stunde in der Verbandsliga aus Kettwig. Mit zehn Punkten aus den letzten sieben Spielen kletterte der KTV auf Rang acht.
Autor:Sven Krause aus Mülheim an der Ruhr |
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