Namen wie Donnerhall
Ein Blick zurück: Als der Kettwiger Turnverein Handballgeschichte schrieb
Vor 85 Jahren waren die Straßen des kleinen Städtchens an der Ruhr wie leergefegt. Der Palmsonntag 1932 war ein ganz besonderer Tag: Der Kettwiger Turnverein 1870 schrieb Handballgeschichte.
Der Ascheplatz an der Ruhr war Austragungsort des Endspiels um die Rheinlandmeisterschaft. Die Feldhandballer des KTV standen im Finale gegen den turmhohen Favoriten Polizei SV Köln. Von den damals rund 10.000 Kettwigern fieberten mindestens 6.000 wie elektrisiert mit. Das KTV-Team war krasser Außenseiter, hatte sich durch Siege über den Barmen, Dinslaken, Oppum und Gummersbach sensationell qualifiziert. An diesem 20. März 1932 jubelten die Kettwiger am Spielfeldrand ihren Helden zu, noch heute Namen wie Donnerhall: Sportkameraden wie Heinrich „Frechen“ Neitzert, Willi Burgsmüller oder Willy „Dümken“ Hasselbeck, der „Schwatte“ Helmut Hayn oder Torhüter Erich „Pöppken“ Zörner schafften das Unvorstellbare. Kurz vor dem Ende verwandelte Neitzert einen Freiwurf zum 5:3 Endstand für den KTV. Kettwig verfiel in grenzenlosen Siegestaumel.
Kettwiger Sportgeschichte
Gerade einmal zehn Jahre zuvor war die Handballabteilung des Kettwiger Turnvereins gegründet worden. Zunächst wurde auf dem Jahnsportplatz gespielt, auf Rasen. Ganz oben auf dem Schmachtenberg, unweit der Pierburg, thronte die Sportanlage hoch über Kettwig. Es gab eine Holzbude zum Umziehen, Duschen natürlich nicht. Das erste Spiel der Kettwiger endete im Juni 1922 mit einem 2:5 gegen den BC Düsseldorf. Bald wurde der KTV zum ersten Mal Ruhrgaumeister im Handball. Später wurde der neue Platz an der Ruhrtalstraße eingeweiht, mit Aschenbelag. Kurz nach dem Krieg begann hier ein kurzes, aber dennoch höchst spannendes Kapitel Kettwiger Sportgeschichte: Die Damen des KTV spielten nun auch Handball. Die 1. Herren liehen dem Team um Anna Adam und Erna Krämer ihre Trikots und sogar den Trainer aus: Kurt Hasselbeck erklärte sich bereit, die Damen zu trainieren.
Kettwig war eine Hausnummer im deutschen Handball. Kein Zufall, dass hier im August 1947 bei einer „Interzonentagung“ der Deutsche Arbeitsausschuss für Handball (DAH) gegründet wurde. Erster Vorsitzender war Willi Daume, der dann Präsident des Nachfolgerverbandes Deutscher Handball-Bund wurde. Es gab sogar ein Lehrgang der gerade im Aufbau befindlichen zukünftigen Nationalmannschaft, die in KTV-Trikots trainierte. Mit dabei: Die Kettwiger Kurt Hasselbeck und Reinhold Schorn. Ebenfalls 1947 fand ein „Handball-Großkampf“ statt, der KTV empfing den Norddeutschen Meister, den Turnverein Hassee-Winterbek, besser bekannt als THW Kiel.
Feldhandball
Feldhandball wurde auf einem Fußballplatz gespielt. Zehn Feldspieler und ein Torwart traten an. Der Torraum war markiert durch einen mit 13 Metern Abstand von der Mitte des Tores gezogenen Halbkreis. Strafwurf gab es von14 Metern. Der wohl wichtigste Unterschied zum Hallenhandball betraf die Regelung beim Ballführen. So durfte der Ball zwischen dem Prellen gefangen werden und anschließend wieder weiter geprellt werden. Die Nationalmannschaften der BRD und der DDR dominierten die internationale Szene. Deutsche Feldhandballer waren weltweit führend, sie verloren kein einziges WM-Spiel.
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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