Handball in Essen-Kettwig: Jurist mit Sportlerherz

Rechtswart im Handball Verband Niederrhein (HVN) ist der Kettwiger Stefan Butgereit (47) schon seit 2003. Doch dank der Präsidialreform, die die Handballer am Niederrhein auf Drängen des Deutschen Handballbundes bereits abgesegnet haben und nun auch zeitnah umsetzen müssen, darf sich Butgereit ab diesem Tag dann Vizepräsident Recht im HVN nennen. Ein Titel, der dem Vollblutsportler und leidenschaftlichem Handballer eher peinlich ist.
Butgereit ist der Typus des modernen Sportfunktionärs, der sein Amt inne hat, „weil ich ein paar Mal zu selten nein gesagt habe“, wie er sich gerne selbst auf die Schippe nimmt. Viel wert auf seinen Titel, auf Anzug und Krawatte und möglichst viele Sitzungsprotokolle legt der Vermessungsingenieur überhaupt nicht. Eher ganz im Gegenteil. „Ich könnte mich über viele dieser sogenannten Funktionärskarrieren im Sport immer amüsieren. Natürlich sind die meisten dieser Menschen wichtig, aber eigentlich machen wir doch alle unseren Job im Verband oder einem Verein, weil uns der Sport am Herzen liegt und weil es sonst keinen anderen geben würde, der ihn machen möchte.“
Dementsprechend gewollt unspektakulär begann dann auch die Funktionärslaufbahn von Butgereit. Zunächst „nur“ Handballer im Kettwiger TV 1870 (KTV), und das seit seinem fünften Lebensjahr, später dann gestandener Verbandsligahandballer und nach dem Ende der aktiven Zeit für 14 Jahre Abteilungsleiter Handball. „In dieser Zeit nahm das Schicksal dann seinen Lauf. Als Abteilungsleiter ist man ja auf vielen Sitzungen im Handballkreis dabei. Nach kurzer Zeit wurde ich dann gefragt, ob ich nicht Beisitzer im Kreishandballausschuss werden wollte. Da habe ich auch sofort ja gesagt. Wiederum nur kurz darauf sollte ich dann Rechtswart im Handballkreis werden. Da habe ich zumindest einmal nein gesagt. Am heftigsten habe ich mich dann gewehrt, als ich 2003 den Schritt in den HVN machen sollte, um dort Rechtswart zu werden.“
In dieser Phase kam gleich ein mehrfaches „Nein“ über seine Lippen. Doch wer seinen Sport liebt und auch noch Jahre nach dem Ende der aktiven Zeit ein begeisteter Handballer ist, der sagt dann auch mal entgegen seiner ersten Überzeugung „Ja“.
Aus dem einen ist inzwischen ein vielfaches geworden. Immer dann, wenn es um die Wiederwahl als Rechtswart ging. „Zum Glück kann ich den Job in der Regel von zu Hause oder aus dem Büro per Telefon erledigen. Meine Hauptaufgabe besteht ja meistens in einer beratenden Funktion, wenn Vereine, die Handballkreise oder auch der Verband wegen unklaren Sportrechtsfragen oder ähnlichem anrufen. Auf den meisten Vorstandssitzungen glänze ich in der Regel mit Abwesenheit.“
Zum Glück für seinen KTV war Butgereit am 22. Oktober zum ersten Mal in dieser Saison in der Halle des THG und sah seine Jungs gegen den TSV Aufderhöhe in der Verbandsliga spielen. „Da ich meist sehr emotional auf der Tribüne die Spiel mitlebe, versuche ich nicht allzuoft zu kommen. Doch an diesem Tag hatte ich die Zeit und ich denke, es war gut so.“
Denn so erlebte Butgereit selber mit, wie dem Zeitnehmer des TV ein folgenschwerer Fehler unterlief und er ein Tor des KTV seinem TV gutschrieb. Bereits während des Spiels war dem Gerechtigkeitsliebhaber klar, „da müssen wir etwas tun“. Auch wenn Butgereit in seiner Funktion als Rechtswart und profunder Kenner der Sportgerichtsbarkeit weiß, „dass solche Einsprüche trotz aller Berechtigung nur selten Erfolg haben. Denn die Tatsachenentscheidung eines Schiedsrichters beendet viele Einsprüche sofort.“ Noch aber haben Butgereit und die Verantwortlichen des KTV Hoffnung, dass es zu einer mündlichen Verhandlung und zu einem Wiederholungsspiel kommt. Das Besondere an einer solchen Verhandlung wäre, dass sie nicht mit dem regulären Vorsitzenden der Spruchkammer des HVN ablaufen würde. „Denn der ist Mitglied beim TV Aufderhöhe und damit genauso befangen wie ich als Mitglied des KTV. Mal schauen, wer die Sitzung leiten wird. Da freue ich mich schon irgendwie drauf.“
Spricht Butgereit und macht sich auf den Weg in sein Home Office als Geschäftsführer des Deutschen Kreditservice. Doch viel mehr noch beschäftigt ihn der spätere Donnerstagabend. „Ich bin Auf Schalke. Europapokal schauen. Eigentlich schlägt mein Herz für Rot-Weiß Essen und meine beiden Jungs spielen Fußball.“ Aber das sind diesmal nur weitere Facetten des Mannes im Pulli, der Sport und besonders Handball im Blut hat und in seiner Funktionärskarriere zu selten „Nein“ gesagt hat.

Autor:

Sven Krause aus Mülheim an der Ruhr

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