Eine Ära geht zu Ende:
Das „Tischtennis-Wohnzimmer“ am Mintarder Weg.

- hochgeladen von Reiner Forstmann
Mit dem „Wohnzimmer“ ist die heutige Turnhalle der Schule an der Ruhr gemeint, die in Kürze lt. Entscheidung der Stadt Essen dem Totalabriss zum Opfer fallen wird. Ursprünglich als Brücker Schule im Bauhausstil erbaut, wurde sie 1968 zu einer Gemeinschaftsgrundschule zusammen gefasst.
6 Jahre später vollzog sich auf Initiative des damaligen 1. Vorsitzenden im TV Kettwig vor der Brücke 1886 e.V. Helmut Dannhöfer sowie der Vereinsmitglieder F. Schmidt, E. Hörster und H.Nüsser die Gründung der Tischtennissparte. Man bezog die Turnhalle als Trainings- und im darauf folgenden Jahr auch als Heimspielstätte für Punktspiele im Kreis Essen. Daran hat sich im Grunde mit wenigen Ausnahmen bis zum letzten Jahr nichts geändert: Unterbrechungen gab es zum einen 1985, als die Schule umgebaut wurde und eine moderne Turnhalle mit spezieller Tischtennisbeleuchtung und neuen Geräte- und Sanitärräumen erhielt. Zum anderen in 2019/2020, als die Sporthalle aufgrund des aufgetretenen Tetrachlorethen-Problems und später wegen der Corona-bedingten Schließung
den Sportlerinnen und Sportlern nicht mehr zur Verfügung stand.
5 Spartenleiter in 46 Jahren.
Die Geschicke der Sportart mit dem kleinen Ball lenkten in Kettwig folgende Abteilungsleiter: W. Goebels, R. Kaimer, W. Mücher, W. Arnhold und R. Forstmann (bisher längste Amtszeit mit insgesamt 32 Jahren) und D. Kral.
Aufstiege und Meisterschaftstitel.
In der Abteilung gab es viel zu feiern. Aufstiege in die überörtliche Ebene schafften dabei nicht nur die 1. und 2. Herrenmannschaft. Auch Damen, Mädchen-, Jungen und Schülerteams durften sich über Aufstiege zum Bezirk (Ruhr, später Düsseldorf) freuen. Seit 2002 waren die 1. Herren mit einer Unterbrechung ständige Liga-Mitglieder im Bezirk. Corona-bedingt (die Saison 2019/2020 wurde verbandsseitig abgebrochen, der derzeitige Tabellenstand gab leider den Ausschlag!) musste die Mannschaft nach 17 Jahren Zugehörigkeit wieder zurück in die Kreisliga.
Das erfolgreichste Jahr für die Sparte war 2006 mit der Meldung von 11 Mannschaften am Spielbetrieb im Kreis Essen! Neben dem Gewinn zahlreicher Bezirks- sowie Essener Stadt- und Kreismeister-Titel im Erwachsenen- und Nachwuchsbereich konnte dreimal der WTTV-Pokal für Dreierteams der Herren errungen werden. Und mehrere Sportlerinnen und Sportler im Nachwuchsbereich zeichneten sich durch Siege und vordere Ränge bei Ranglistenturnieren auf Kreis- und Bezirksebene aus. Das absolute Highlight war der Gewinn des Europameistertitels durch Margit Geiger im Seniorinnen-Doppel 2019 in Budapest an der Seite von Olga Nemes. Auf der Jahreshauptversammlung des Kettwiger Sportvereins 70/86 erhielt sie für diese außergewöhnliche sportliche Leistung die Ehrenmitgliedschaft des Vereins.
Breitensport in und vor der Turnhalle.
2019 konnte die Abteilung TT ein besonderes Jubiläum feiern: Zum 20. Mal wurde ein Kettwiger Ortsentscheid der mini-meisterschaften für Kinder bis 12 Jahren, nach Mädchen und Jungen getrennt, durchgeführt. Außerdem war die Turnhalle mehrfach Schauplatz für die Abnahme des Tischtennis-Sportabzeichens, des Girls-Team-Cups für Zweiermannschaften und für Familienturniere. Gelegenheit zum Schnuppern boten auch die jährlichen Schulfeste auf dem Gelände vor der Turnhalle mit Test-Tischen und Ball-Robotern.
Tischtennis-Turniere mit Tradition.
Besonderer Beliebtheit erfreuten sich regelmäßig stattfindende Turniere wie z.B. Vereinranglistenspiele, Vereinsmeisterschaften der unterschiedlicher Kategorien und Altersklassen in Einzel, Doppel und Mixed sowie das Super-Match zwischen Aktiven aus Mannschaften der Abteilung und ehemaligen und befreundeten Spielern des Vereins bzw. in Kettwig wohnenden Sportlern aus anderen Vereinen.
Hausmeister. Verlässliche Partner.
Manche sind noch in bester Erinnerung, am stärksten und längsten hat sich der erste bei den Sportlern am besten eingeprägt - Kurt Voss. In der Festschrift der TT-Sparte zum 25sten Bestehen war zu lesen: „Er war die Seele von´s Geschäft. Er war mehr als nur der Hausmeister. Keine Halle in Essen war so sauber und hatte so ein perfektes (Halogen-)Licht wie unsere. Er war bisweilen Coach und Antreiber, wenn wir aussichtslos zurücklagen. (Anmerkung des Verfassers: Und später war er sogar Mannschaftsmitglied, besaß einen Spielerpass!). Nur eins mochte er nicht: Wenn jemand mit Straßenschuhen in „seine“ Halle ging ….“
Ausblick, Wunsch und Hoffnung.
Für Abriss, Dekontaminierung des Bodens und den geplanten Neubau wird einige Zeit ins Land gehen. Zwischenzeitlich hat die TT-Abteilung mit der „Schmachtenbergarena“ (sanierte Halle, neue Umkleide und Geräteboxen) eine Ausweichmöglichkeit gefunden. Die Heimspieltermine müssen bei der Stadt beantragt werden. Und es wird nicht einfach, für die bisherigen Trainingsstunden Ersatz zu finden. Aber es wird in Kettwig weiterhin Tischtennis geben, auch wenn der von Verbandsseite geplante Restart der Kurzsaison für Anfang Februar 2021 momentan recht fraglich erscheint. Also: Hoffen wir auf bessere Zeiten nach Corona. Und mittelfristig für das Kettwiger Tischtennis wieder auf ein neues ansprechendes „Wohnzimmer“ an alter Stelle!
Kettwig 13.01.2021
Text: Reiner Forstmann
Fotos: Dieter Kral, beide TTA im KSV,
TT-Archiv
(Änderungen vorbehalten)
Autor:Reiner Forstmann aus Essen-Kettwig |
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