Das Beste vom Boule: Punktlandung in Essen-Kettwig
Der Blick ist geradeaus gerichtet. Er fixiert die kleine, rote Zielkugel genau. Dann geht Georgios Dimitriadis in die Knie, seine rechte Hand fasst die silbern glänzende Kugel fester. Plötzlich richtet er sich auf, sein Spielgerät verlässt die Hand und landet zentimetergenau neben dem Ziel. Ein Meisterwurf eines Meisterboulers.
Seit fast 30 Jahren hat der französische Nationalsport auch eine Heimat in Kettwig gefunden. Einst brachten ihn einige Kanuten von einem Gastbesuch aus der Provence mit. Klubchef Georgios Dimitriadis erinnert sich gerne zurück: „Damals saßen einige Kanuten nach einem langen Tag vor einem Café und ein paar Meter weiter spielten einige Franzosen Pétanque. Sie haben erst zugesehen, dann mitgemacht und schließlich die Begeisterung für diesen Sport mit nach Kettwig gebracht.“
Konzentrationsfähigkeit, räumliches Vorstellungsvermögen, Gefühl für die Kugel und taktisches Geschick - all‘ diese Eigenschaften sollte ein guter Boulespieler mitbringen. Und vor allem die Verbindung dieser verschiedensten Eigenschaften, gepaart mit Teamgeist und der Möglichkeit seinen Sport an der frischen Luft ausüben zu können - all‘ dies macht die Faszination dieses Sports aus. Dimitriadis bringt es auf den Punkt: „Ich spiele wenn möglich jeden Tag. Ich kann einfach nicht genug von Boule bekommen.“
Rund 70 Mitglieder hat der Verein inzischen in seinen Reihen. Eine bunte Mischung aus Schülern, die über verschiedenen Initiativen und Arbeitsgemeinschaften den Weg in den Schatten der Ruhrtalarena gefunden haben, und begeisterten Senioren mit Ernst Storch (89) an der Spitze, haucht den 20 Bahnen an sechs Abenden in der Woche Leben ein. Bei allem Spaß, den die Mitglieder der Boulegemeinschaft miteinander und an ihrem Sport haben, auch die Erfolge lassen sich wirklich sehen. So haben sich gerade wieder mit Georg Kunze und Marcel Oderkerk zwei Kettwiger für die Deutschen Meisterschaften Ende August qualifiziert. Außerdem sicherte sich etwa Klubchef Georgios Dimitriadis 2005 die Deutsche Vize-Meisterschaft und Lisa Klapdor wurde 2009 sogar Deutsche Mini-Meisterin. Darüber hinaus misst sich die erste Mannschaft während der Saison in der NRW-Liga - hinter der Bundesliga die zweithöchste Spielklasse - mit sportlich hochkarätigen Gegnern aus ganz Nordrhein-Westfalen.
Damit der Verein weiter wächst und in Zukunft auch während des Winters immer mehr Spieler den Weg an die Ruhrtalstraße finden, startet kommenden Monat das Projekt „Eine Halle für den Boulesport.“ Hinter der aktuellen Anlage und dem Skaterplatz entsteht in Eigenregie eine Halle - 15 Meter lang, elf Meter breit und 5,50 Meter hoch - die noch bis zum Ende des Jahres fertig gestellt sein soll. Projektleiter Andreas gerät angesichts dieser Dimensionen, des Potenzials, das in der Halle steckt, ins Schwärmen. „Wir haben lange auf diesen Moment hingefiebert und sind jetzt unglaublich froh, dass wir dieses Projekt endlich verwirklichen können. Für unseren Klub ist das ein Meilenstein.“
Ab November findet die Boulegemeinschaft dort eine feste Heimstätte, die zudem noch Spieler aus sechs verschiedenen Nationen vereint. Friedhelm Sehnbruch, stellvertretender Vorsitzender, bringt es augenzwinkernd auf den Punkt. „Wir haben bei uns Griechen, Niederländer. Italiener, Algerier, Marokkaner und Kettwiger. Und eigentlich sind es ja sieben Nationen. Denn zwei Essenern haben wir auch Asyl gewährt.“
Unter dem Überbegriff Boule versammeln sich alle Kugelsportarten, bei denen Ziel des Spiels ist, die eigenen Kugeln so nah wie möglich an einer anders farbigen Zielkugel zu platzieren. Unter dem Oberbegriff versammeln sich Sportarten wie Boule Lyonnaise, Jeu Provencal, Pétanque, Bowls und Boccia. Wer Interesse daran hat, dieses spannende Spiel zu erlernen, kann einfach immer mittwochs oder freitags ab 16 Uhr bis etwa 20 Uhr zur Boule-Anlage - direkt gegenüber der Ruhrarena unter hinter dem Skaterplatz - an der Ruhrtalstraße kommen und mitmachen.
Wer sich lieber im Vorfeld noch mehr über Sport und Verein informieren möchte, der kann dies unter www.boule-kettwig.de tun oder sich direkt telefonisch mit dem zweiten Vorsitzenden Friedhelm Sehnbruch unter 02054/971473 in Verbindung setzen.
Autor:Sven Krause aus Mülheim an der Ruhr |
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