Bogensport in Kettwig: Hartmut van de Wetering will seinen Sport bekannter machen
In der Ruhe liegt die Kraft. Einverstanden, diese alte Weisheit hat schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel und meine Oma, die diese sehr gerne in passenden oder manchmal auch unpassenden Momenten von sich gegeben hat, lebt leider auch schon nicht mehr. Aber im Gespräch mit dem Neu-Kettwiger Hartmut van de Wetering kam sie mir ein ums andere Mal immer wieder in Erinnerung.
71 Jahre ist der gebürtige Mülheimer, pardon Saarner, inzwischen alt und immer noch, trotz künstlicher Hüfte, ein begeisterter Anhänger des Bogensports. Wie leidenschaftlich er dieser Passion anhängt, das ist schon nach wenigen Augenblicken nicht zu überhören. „Lachen Sie nicht“, hebt er an und fährt fort: „Als Junge war ich Fan vonRobin Hood. Und um alle Klischees gleich bedienen zu können, bin ich schon früh in meiner Heimat Mülheim-Saarn Bogensportlergeworden und seit diesem Tag hat sich meine Liebe zu diesem tollen Sport mehr und mehr vertieft.“
Wirklich Zeit gefunden dieser Passion zu fröhnen und den Bogen selbst in die Hand zu nehmen und seinem sagenumwobenen Vorbild nachzueifern, die fand van de Wetering mit Anfang 30. Denn in diesem Moment wurde er Mitglied im Deutschen Schützen Bund, fand viele gleichgesinnte Anhänger des eleganten Sports mit Pfeil und Bogen. Wobei, mit den archaischen Bildern, die uns Hollywood gerne durch die über Pfade und durch dichte Wälder schießende Helden a la Kevin Costner oder Russel Crowe vermitteln will, damit hat der Bogensport so gar nichts zu tun.
"Jeder Bogensportler muss in sich ruhen, falls dem nicht so ist, braucht er gar nicht anzutreten." Hartmund van de Wetering
Was van de Wetering immer noch fasziniert, ist dieses „in sich Ruhen“, das vor allem die weltbesten Bogensportler aus Korea oder China bis zur Perfektion beherrschen. „Die Asiaten sind den meisten Europäern alleine schon durch ihre Mentalität meilenweit voraus. Wenn die ihren Stand gefunden haben, dann verfallen sie überhaupt nicht dem Goldfieber, wie es viele Europäer immer noch tun.“
Das breite Lächen des pensionierten Kaufmanns, der inzwischen seit gut drei Wochen seinen Altersruhesitz auf dem Jungbornweg in Kettwig bezogen hat, ist in diesem mMoment fast mit Händen zu greifen. Denn „alles ins Gold“ ist nicht nur der traditionelle Gruß der Bogensportler und „Goldfieber“ ist auch nicht der Name des neuesten Bond-Films, sondern schlicht und einfach die Farbe des zentralen Rings auf der Schießscheibe der Bogensportler. Und wenn man den mit zwei von drei oder während der Freiluftsaison auch mal mit vier von fünfen in Serie getroffen hat, dann befällt auch routinierte Schützen wie van de Wetering gerne das „Goldfieber“, diese für Laien nur schwer nachzuvollziehende Sehnsucht auch den letzten Pfeil noch ins Zentrum zu setzen. „Und dann beginnt meist das große Zittern der Hand mit dem man den Pfeil nach hinten zieht. Im Idealfall denkt man ihn ins Ziel und versucht nicht krampfhaft über die Optik zum zielen. Wem es gelingt, auch in großen Finals seinen Stand nicht zu verlieren und ruhig zu bleiben, der ist ein wirklicher Großer seines Sports.
Vier Deutsche Meistertitel bei den Senioren
Ganz vier Mal ist es auch dem Neukettwiger gelingen im großen Finale einer Deutschen Seniorenmeisterschaft dem Goldfieber nicht zu erliegen und sich den Titel zu sichern. Nach einer Hüft-Operation ist die Zeit der aktiven sportlichen Erfolge für van de Wetering inzwischen allerdings vorbei. Doch als Kampfrichter mit der B-Lizenz des Deutschen Schützen Bundes und der A-Lizenz des Nationalen Paralympischen Komitees ausgestattet, sorgt er inzwischen auf der anderen Seite des Sports dafür, dass auch hochklassige Veranstaltungen regelkonform und sportlich fair ablaufen und hat so auch schon drei Deutsche Meisterschaften in Mülheim an der Ruhr organisiert.
Von dieser Ebene als Organisator großer Bogensportereignisse hat sich van de Wetering inzwischen allerdings auch schon verabschiedet und das Feld dem Nachwuchs überlassen. Doch als engagierte Kampfrichter, da will er noch viele, viele Jahre für die nötige Ordnung sorgen und zusammen mit seiner Lebensgefährtin den Ruhestand und den Blick auf die Ruhr genießen und vielleicht ja auch den ein oder anderen Kettwiger von der Faszinazion des „Goldfiebers“ überzeugen. In aller Ruhe.
Autor:Sven Krause aus Mülheim an der Ruhr |
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