Zurück im Krisenmodus

Wer glaubte, dass die Euro-Schuldenkrise das Schlimmste überstanden hätte, wurde am vergangenen Wochenende eines Besseren belehrt. Nach den Wahlen in Frankreich und vor allem in Griechenland hat sich die Krise erneut zugespitzt. Erschwerend kommt hinzu, dass die ohnehin schon angeschlagenen spanischen Banken womöglich zusätzliche 35 Milliarden Euro zur Absicherung von Risiken im Immobiliensektor zur Seite legen müssen.

Dass zahlreiche Unternehmen - sowohl diesseits als auch jenseits des Atlantiks - besser als erwartete Zahlen für das erste Quartal präsentierten, spielt an der Börse derzeit kaum eine Rolle mehr. Welche Richtung die Kurse einschlagen, wurde zuletzt vor allem von der Euro-Schuldenkrise bestimmt, die nach wie vor wie Damoklesschwert über den Märkten schwebt.

Aktienkurse unter Druck

Kein Wunder also, dass das Gros der weltweit wichtigsten Aktienindizes auf Sicht der vergangenen vier Wochen teils kräftige Verluste hinnehmen musste. So büßte etwa der DAX knapp 2 Prozent an Wert ein, während der EuroStoxx 50 um über 4 und der japanische Nikkei gar um rund 5,5 Prozent nachgaben. Vergleichsweise wacker hat sich derweil der US-amerikanische Dow Jones Index geschlagen; auf Monatssicht legte das Aktienmarktbarometer um etwa 1 Prozent zu. Beflügelt haben könnte den Index vor allem, dass aufgrund des schleppenden Konjunkturverlaufs einige Marktteilnehmer auf weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen spekulieren. Schließlich ließen die bereits vorangegangenen Geldspritzen der US-amerikanischen Notenbank Fed den Dow Jones kräftig ansteigen.

Noch kräftiger als die westlichen Indizes gerieten einige Börsen in den Schwellenstaaten unter Druck - allen voran der russische RDX. Gegenüber dem Vormonat brach der energielastige Index um über 8 Prozent ein, wobei ihm wohl nicht nur die Krise im Euro-Raum zu schaffen machte, sondern vor allem der schwächelnde Ölpreis, der im Vergleich zum Vormonat um etwa 6 Prozent nachgab. Zwar ist der Atomstreit mit dem Iran immer noch nicht gelöst. Auf der anderen Seite dürften jedoch die US-Rohöl-Lagerbestände, die jüngst das höchste Niveau seit 21 Jahren erreichten, den Preis gedrückt haben.

Edelmetalle verlieren Ruf des sicheren Hafens

Die damit einhergehenden gesunkenen Inflationsgefahren haben Expertenmeinungen zufolge auch die Preise der Edelmetalle belastet. Sowohl Gold als auch Silber und Platin haben auf Monatssicht teils kräftig Federn lassen müssen.

Nicht nur die schwindenden Inflationsängste, auch der - im Vergleich zu zahlreichen anderen Währungen - starke Dollar dürfte die Edelmetall-Notierungen belastet haben. Schließlich wird das Gros der globalen Transaktionen in Dollar abgewickelt, sodass bei einem steigenden Greenback die Attraktivität von Gold, Silber & Konsorten für Anleger außerhalb des Dollarraums nachlässt.

Sicherheit statt Rendite

Wie verunsichert zahlreiche Anleger derzeit sind, zeigt ein Blick auf die Entwicklungen am Rentenmarkt. Obwohl Investoren mit Bundesanleihen eine negative Real-Rendite hinnehmen müssen - also nach Abzug der Inflation ein Verlustgeschäft machen -, verharrt die Nachfrage nach vermeintlich sicheren Staatsanleihen aus Deutschland auf hohem Niveau. So stieg der richtungsweisende Bund Future in den vergangenen vier Wochen um knapp 2 Prozent.

Autor:

Fabian Grün aus Essen-Kettwig

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