Schepanski: „Kettwig ist sicher“

Polizeirat Holger Schepanski: "Kettwig ist sicher". | Foto: Bangert
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„Kettwig ist sicher“, erklärt Polizeirat Holger Schepanski. Der Leiter der Polizeiinspektion Essen-Süd widerspricht anderslautenden Meldungen in den vergangenen Wochen.

Herr Schepanski, wie hat sich die Kriminalitätsrate 2014 in Kettwig verändert?

Holger Schepanski: Kettwig ist sicher. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Lage kaum verändert. Wir verzeichnen ein kleines Plus bei leichten Diebstählen und Sachbeschädigungen. Aber das sind eher „normale“ statistische Verschiebungen.

Ralf im Spring, Leiter der Kradgruppe Süd:
Die Zunahme der Sachbeschädigungen liegt daran, weil es 2013 weniger Vorfälle gab.


Und worauf führen Sie das zurück?


Ralf im Spring, Leiter der Kradgruppe Süd:
Wir haben 2013 ein Sicherheitskonzept für Kettwig entwickelt. Vor allem betreuten wir Jugendgruppen: Will heißen, dass wir zu ihren Treffpunkten gefahren sind und mit ihnen freundlich geredet haben. Allerdings wurden Verstöße und Straftaten sofort geahndet.


Was bedeutet das?

Ralf im Spring: Insgesamt haben wir über 100 Anzeigen geschrieben. Besonders auffällige Jugendliche erhielten ein Bereichsbetretungsverbot. Damit können wir das Betreten von größeren Bereichen untersagen. Ein Verstoß dagegen kostet 250 Euro. Einer hat es versucht und gezahlt. Das zeigte Wirkung. Allerdings war der personelle Aufwand sehr groß, führte aber zu einem Absinken der Zahlen. Und nachhaltig war es auch, denn die Zahlen liegen auch in diesem Jahr weit unter dem von 2012.

Und würden sie das Konzept wieder aufleben lassen?

Ralf im Spring:
Wenn es nötig würde. Allerdings ist das mit einem hohen Personalaufwand verbunden. Aber auch jetzt sieht man uns. Wir sind mit unseren Krädern jeden Tag bis 22 Uhr unterwegs und werden entsprechend wahrgenommen.

Hat es im Dezember eine relevante Zunahme der Einbrüche in Kettwig gegeben?

Holger Schepanski: Nein. Wir verfolgen täglich die Lage. Wenn es zu einem vermehrten Anstieg von Delikten in einem Stadtteil kommt, reagieren wir sofort. Aber die vermehrte Präsenz ist für den Bürger nicht immer sichtbar. Dann sind vor allem zivile Kräfte unterwegs. Denn die Täter stellen sich natürlich auch auf unsere Gegenmaßnahmen ein. In den vergangenen sieben Tagen hat es beispielsweise in Kettwig weder einen Einbruch noch einen Versuch gegeben. Auch die Zahlen zeigen kein höhrere Risko.

Kann der Bürger die Polizei unterstützen?

Holger Schepanski:„Ja, das kann er, aber er traut sich oft nicht.“

Wie habe ich das zu verstehen?

Holger Schepanski: Die Bürger nutzen die 110 viel zu wenig. Für ‚scheinbare“ Bagatellen rufen die Bürger nicht an. Sie trauen sich nicht oder wollen die Leitung nicht für wirkliche Notfälle lahmlegen. Das passiert aber nicht, weil immer ausreichend Beamte die Anrufe der 110 annehmen.

Polizeisprecher Marco Ueberbach: Wer Unbekannte auf seiner Straße sieht oder Fremde in dunkler Kleidung um die Häuser schleichen sieht, sollte die Polizei anrufen. Wer auf sein Bauchgefühl hört, liegt meistens richtig. Beschreibungen oder die Autonummer eines verdächtigen Fahrzeuges sind immer interessant. Oftmals hilft gerade diese Beschreibung weiter, wenn plötzlich jemand zwei Straßen weiter einen Einbruch meldet. Dann hilft die Information des ersten Anrufers den Beamten vor Ort, um die Langfinger zu schnappen.

Holger Schepanski:
Und wer Strafttaten von einem sicheren Standort aus sieht, sollte die Polizei informieren. Wir bitten in diesen Fällen darum, die Täter nicht anzusprechen, sondern den Beamten weiter von der Tat zu berichten und die Fragen der Polizeiwache zu beantworten. Auch wer mit Sicherheitsabstand Tatverdächtige verfolgt, sollte ständig weitere Angaben zum eigenen Standort weitergeben. Auch Beschreibungen von weiteren Personen und Fahrzeugen sind für uns wichtig. Also bitte nicht sofort auflegen.

Wie können sich Bürger noch schützen?

Holger Schepanski: Jeder kann seinen eigenen Bereich sicherer gestalten. Dazu gehört, dass die Wohnungstür beim Verlassen zweimal bgeschlossen wird und kein Fenster auf Kipp steht. Steht eine Fenstsanierung an, sollte auch an mechanische Sicherungen gedacht werden. Denn gerade für Einbrecher wollen schnell und in der Regel leise in ein Objekt eindringen. Je besser Türen und Fenster gegen Aufhebeln gesichert sind, desto geringer wird die Gefahr eines Einbruches. Wir als Polizei informieren wertneutral, wie eine gute Sicherung aussieht. Die Kollegen der Kriminalprävention/Opferschutz helfen gern weiter. Die Beratung ist kostenlos. Die Kollegen kommen auch direkt zu dem Objekt, dass gesichert werden soll und schauen vor Ort, was verbessert werden sollte. Rund 40 Prozent aller Einbrüche scheitern, weil die Wohnung entsprechend gesichert sind.


Nach den Einbrüchen in der vergangenen Zeit wird die Forderung nach einer 24-stündigen Besetzung der Wache laut. Was hält die Polizei davon?

Holger Schepanski: Wenn wir alle Wachen im Bereich der Polizeiinspektion (PI) Süd besetzen würden, fehlen uns die Kräfte auf der Straße. Für mehr Sicherheit sorgt das nicht.


Aber die Bürger fühlen sich unsicher.

Holger Schepanski: Wir nehmen das Unsichersicherheitsgefühl ernst. Gerade in kleineren Stadtteilen erfahren die Menschen schnell von Straftaten. Das Opfer erzählt dem Nachbarn, warum die Polizei vor der Tür steht. Und über Facebook wird eine weitere zusätzliche Gruppe erreicht. Das alles führt dazu, dass die Unsicherheit steigt, obwohl die Zahlen das nicht bestätigen.

Muss die Polizei dann nicht reagieren und mehr Kräfte auf die Straße schicken?

Detlef Fleschenberg: Mehr Präsenz fördert aber nicht immer das Sicherheitsgefühl. Merkwürdigerweise tritt oft das Gegenteil ein. Wenn viele Polizisten zu sehen sind, beschleicht viele Menschen das Gefühl, das etwas Gefährliches abläuft.

Wie groß ist die PI-Süd und wieviele Polizisten wachen über die Sicherheit ?

Holger Schepanski: In den 21 Stadtteilen stehen 208 Polizisten zur Verfügung. Im Bereich der PI-Süd leben rund 230.000 Menschen.

Autor:

Dirk-R. Heuer aus Hilden

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