Bahnunfall: Hund gleitet in Spalt
Der Schreck sitzt Ulrike Bayindir noch immer in den Knochen. Beim Einsteigen in die S6 auf dem Werdener Bahnhof rutschte ihre elf Jahre alte Hündin China in den Spalt zwischen Bahnsteig und Zugtür.
Es ist ein ganz normaler Donnerstagabend: Die Hundebesitzerin steht auf dem Werdener Bahnhof und wartet auf die S6 in Richtung Hauptbahnhof. Die elfjährige China, ein Dobermann-Labradormix, rund 33 Kilogramm schwer, steht neben ihr. Als die Bahn in den Bahnhof fährt, sagt ihr eine innere Stimme, sie solle die Zugtür mit den Bahnbegleitern nehmen.
Die S 6 hält, Hundebesitzerin Bayindir geht zielstrebig auf die benannte Tür zu und steigt zusammen mit China ein. Doch einer der Hinterläufe des Hundes rutscht ab und das Tier gleitet in den rund 20 Zentimeter großen Spalt zwischen Tür und Bahnsteig. Geistesgegenwärtig reisst das Frauchen die betagte Hundedame am Geschirr hoch. Auch die beiden Zugbeleiter packen zu und ziehen die Hündin gemeinsam zurück in die S-Bahn.
„Also die beiden Zugbegleiter waren total nett“, sagtt Bayindir während des Ortstermins am Werdener Bahnhof. „Aber was wäre passiert, wenn die beiden Männer nicht da gewesen wären?“, fragt sich die Hundebesitzerin. Was wäre passiert, wenn sich während des Vorfalles die Tür geschlossen und der Zug angefahren wäre?
„Und natürlich frage ich mich, wie Mütter mit Kinderwagen die großen Abstände überwinden. Auch kleinere Kinder passen durchaus in die Lücke. Und dann sind da ja auch noch ältere Menschen mit Rollatoren“, ergänzt Bayindir. „Da muss die Deutsche Bahn doch was machen“, fordert sie. In Straßenbahnen gebe es ja auch die ausfahrbaren Trittbretter.
Auf Nachfrage teilt die Bahn mit, dass die Bahnsteige „nach einer Richtlinie mit der Bezeichnung 'Bahnsteiglage und -standorte am Gleis; Einbaumaße für Bahnsteige' geplant, geprüft und bemessen“ werden. In Abhängigkeit zur Gleislage und den eingesetzten Fahrzeugen seien die Abstände genau definiert. Die Bahn prüfe die Bahnsteige auf dieser Grundlage vor der Inbetriebnahme. Die Abstände am Haltepunktin liegen demnach im definierten Bereich.
Die Bahn besätigte, dass sie über Fahrzeuge mit ausfahrbaren Trittbrettern verfüge. Welche Fahrzeuge (Zugarten) eingesetzt werden, hänge aber von der Ausschreibung der jeweiligen Aufgabenträger ab.
Die Frage zur Unfallhäufigkeit im Essener Stadtgebiet wegen der Abstände zwischen Zug und Bahnsteig, beantwortete die Bahn nicht.
Hundebesitzerin Bayindir hat aus dem Unfall mit ihrem Hund inzwischen die Konsequenzen gezogen: Sie meidet inzwischen die S-Bahn aus Angst, China könnte erneut wegrutschen.
Autor:Dirk-R. Heuer aus Hilden |
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