Alte Obst- und Gemüsesorten pflegen
Kettwig. Ein leidenschaftliches Plädoyer für den Erhalt alter Obst- und Gemüsesorten hielt Kerstin Gründel vor dem Kettwiger Unesco-Club.
„Zu den Zielen der Unesco gehört auch der Erhalt alter Sorten. Die Vielfalt zu erhalten ist für unsere Lebensqualität und die der nachfolgenden Generationen wichtig.“ Das erklärte Gründel während eines Vortrages vor dem Kettwiger Unesco-Club.
Und dass der Erhalt Spaß und Freude bringen kann, erlebten die Gäste live: Zum Probieren hatte Gründel schmackhafte Tomaten, Kräuter und Äpfel mitgebracht - ein Raunen ging nach dem Probieren durch den Raum. Da schmeckten die Tomaten so wie früher - nach Tomaten eben.
Über 40 alte Tomatensorten zieht die Mülheimerin unter anderem in ihrem Garten. „Früher wurde auf den Geschmack geachtet, heute stehen Lager- und Transportfähigkeit an erster Stelle der Züchter. Und natürlich die gleichzeitige Reife und die Resistenz vor Schädlingen“, beklagt Gründel.
Für Sortenvielfalt bleibe da wenig Platz. Erschreckend sei, dass weltweit 75 Prozent des Saatgutes von drei industriellen Saatgutvermehrern hergestellt werde. Durch das vertriebene Hybridsaatgut sei eine eigene Vermehrung nicht mehr möglich. „Dieses Saatgut entsteht durch die Kreuzung von zwei optimalen Sorten. Das Ergebnis ist eine tolle Pflanze, die aber vom Anbauer selbst nicht mehr vermehrt werden kann.“ Versuche er dieses, verlören die Pflanzen einen Teil ihrer Eigenschaften im dann entstehenden neuen Saatgut.
Teilweise sei das Saatgut der drei großen Vermehrer sogar patentiert.
„Im Supermarkt werden beispielsweise nur eine Handvoll der mindestens rund 3000 Sorten umfassenden Tomaten angeboten.“ Das gelte auch für alle anderen Obst- und Gemüsesorten. „Wer heute eine Himbeere kauft, weiß in der Regel nicht, dass die Früchte von Natur aus eigentlich gelb waren.“
Zur Rettung alter Arten hätten sich inzwischen viele Menschen dem Verein Arche Noah angeschlossen. Zusätzlich gebe es noch das Samenarchiv, dass sortenreine Arten erhalte.
Die optimierte Zucht von Nutzpflanzen habe dazu beigetragen, dass 75 Prozent aller früher vorhandenen Nutzpflanzen verschwunden seien. „Wer von Ihnen nutzt schon Baumspinat“, fragt sie in die Runde. Der schmecke nicht nur gut, sondern gebe im Sommer auch einen guten Sichtschutz ab.
Aber es gebe einen Hoffnungsschimmer: „Es sind vor allem die Köche, die alte Obst- und Gemüsesorten wieder für die Küche entdecken.“ So auch Tim Mälzer, der in ihrem Garten so manches gemüse und Obst sich neu entdeckte. Zusammen stellten sie sogar einen Salat zusammen.
„Der Anbau von eigenem Gemüse und die Vermehrung, wenn man es richtig macht, lohnt sich.“
Weitere Informationen rund um alte Obst- und Gemüsesorten gibt es unter www.arche-noah.at oder bei Gründel. Sie ist in Mülheim/Ruhr unter Tel.: 0208 479637 erreichbar und steht für Fragen gern zur Verfügung.
Autor:Dirk-R. Heuer aus Hilden |
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