Ukrainischer Besuch in Kettwig - Lehrer aus Djnpopretowsk diskutieren am Theodor-Heuss-Gymnasium über die Krim und Putin

Spannende Informationen über die aktuelle Situation in der Ukraine hatten Loubov Proskura (l.), Viktor Kozlov (2.v.l.) und Tetiana Cherkasova (2.v.r.) in ihrer Fragestunde mit Schülern des Thedor-Heuss-Gymnasiums im Gepäck. Übersetzt wurden ihre Antworten durch Marina Bekker (M.), Lehrerin am THG, und Aleksander Shyvian vom Deutsch- Ukrainischen Kulturzentrum.
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  • Spannende Informationen über die aktuelle Situation in der Ukraine hatten Loubov Proskura (l.), Viktor Kozlov (2.v.l.) und Tetiana Cherkasova (2.v.r.) in ihrer Fragestunde mit Schülern des Thedor-Heuss-Gymnasiums im Gepäck. Übersetzt wurden ihre Antworten durch Marina Bekker (M.), Lehrerin am THG, und Aleksander Shyvian vom Deutsch- Ukrainischen Kulturzentrum.
  • hochgeladen von Sven Krause

Ein Lächeln, nein, ein Lächeln falle ihr nicht leicht, angesichts der schweren Zeit, die ihre Ukraine im Moment durchlebe. Auch wenn es der erste Besuch einer Delegation eines Gymnasiums aus Djnepropetrowsk am Theodor-Heuss-Gymnasium war, locker und gelöst zeigten sich weder Englischlehrerin Tetiana Cherkasova noch Schulleiter Viktor Kozlov und Liubov Proskura (Französisch).

Einen halben Tag lang schauten die Gäste aus dem Süd-Osten der Ukraine hinter die Kulissen des THG und stellten sich dann auch bereitwillig einer Fragerunde mit Schülern des Geschichts-LK aus der Stufe 12 und Schülern der Klasse 10. Die hatten ihre Neugier sorgfältig in den vergangenen beiden Wochen mit LK-Lehrer Dr. Andreas Herzog gleich in gut zwei Dutzend Fragen von „Wie bewerten Sie die Rolle Russlands im Ukraine-Konflikt?“ bis hin zu „Halten Sie ein Referendum, wie es das auf der Krim gegeben hat, auch in der Ostukraine für möglich?“ herausgearbeitet und schienen gut vorbereitet. Dann aber war es irgendwie wie immer. Die Fragestunde begann, doch es kamen keine Fragen. Bevor das Schweigen zu lang und peinlich wurde, nahm Dr. Herzog die Regie an sich und fortan lief es. Vor allem aber auch, weil sich Schulleiter Viktor Kozlov und seine beiden Kolleginnen gut auf die politisch motivierten Fragen der Schüler vorbereitet hatten. So reichten die Informationen von der Tatsache, dass historisch gesehen sich viele Menschen Russland immer noch näher sahen als Europa. Doch in dieser Haltung läge auch eine der großen Problematiken der Ukraine begründet. So erzählte Loubov Proskura: „Dass vor allem die Schüler und Studenten und die jungen Menschen ihre Zukunft im Westen sehen und Angst davor haben, dass Russland wieder zu mächtig wird und ihre persönlichen Freiheiten einschränkt.“

„Putin ist wie ein wilder Tiger, den man zu oft gereizt hat und der wahllos zurückbeißt.“ Tetiana Cherkasova

Zwischenzeitlich brachte dann allerdings auch Cherkasova ein wenig historisch begründetes Verständnis für Putin auf. „Er ist ein absoluter Machtmensch und musste jetzt fast 25 Jahre mehr oder weniger hilflos mitansehen, wie der Westen Russland immer und immer wieder gereizt hat. So war damals ein existenzieller Punkt für die Russen in den Verträgen zur Deutschen Einheit, dass es keine Nato-Osterweiterung geben wird. Und was ist passiert? Alle drei Staaten im Baltikum, Polen, Tschechien, Ungarn und viele weitere Staaten sind inzwischen Mitglied in der Nato. Ich heiße das Vorgehen von Putin nicht gut. Aber irgendwann beisst ein Tiger nun mal zurück.“
Wie es mit ihrem Land weiter geht? Eine konkrete Antwort konnte das Trio natürlich nicht liefern. Aber sie konnten zum Abschluss der Fragerunde ihrer Sorge Ausdruck verleihen, „dass das was auf der Krim passiert ist, nicht auch in der Ostukraine passiert. Denn Putin lässt an der Grenze immer mehr Soldaten zusammenziehen.“
Dieses Gefühl der Ohnmacht und der Sorge blieb auch unterschwellig ständig im Hintergrund, als es im direkten Gespräch mit Schulleiter Dr. Thomas Doepner um eine mögliche Kooperation ging. Grundsätzlich könnten sich sowohl Doepner als auch die Europakoordinatorin des THG, Madeleine Werners, dies gut vorstellen. „Doch erst einmal muss sich die politische Lage in der Ukraine stabilisieren und es eine sichere und demokratische Basis geben, bevor wir guten Gewissens Schüler nach Djnepopretrowsk schicken“, so Werners. Doch ganz ohne ein gemeinsames Projekt anzustoßen, verließen die Gäste aus der Ukraine das THG dann doch nicht. Zum Thema „Deutsche Spuren in der ukrainischen Geschichte und Kultur“ soll es zeitnah ein Etwinning Projekt in den Klassen 7 und 8 geben. Die Teilnehmer können dann via Internet auf einer Plattform gemeinsam am gleichen Projekt arbeiten.

Stichwort Europaschule:
Seit 2011 ist das THG in Kettwig Europaschule und seitdem bemüht, dieses Prädikat auch mit Leben zu füllen. So finden neben den klassischen England- und Frankreichfahrt inzwischen aber auch Touren nach Brüssel, Warschau oder Tallinn. Aber auch in Südeuropa haben Schüler aus Kettwig schon intensiv Spuren hinterlassen. Regelmäßig absolvieren Schüler des THG Auslandspraktika in den USA, Australien oder Südamerika. Der Schritt zu einer Kooperation mit Schulen in Osteuropa sei in dieser Entwicklung nur der nächste Schritt, so Europakoordinatorin Madeleine Werners.

Mehr zum Thema:
Mehr über die Krim-Krise lesen Sie hier.

Autor:

Sven Krause aus Mülheim an der Ruhr

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