Masterplan: Industrie wieder stärken
Mit dem „Masterplan Industrie“ wollen Politik, Wirtschaft und Verwaltung die Industrie in der Stadt stärken. „Wir werden dicke Bretter bohren müssen“, erklärte Oberbürgermeister (OB) Reinhard Paß am Montag während der Vorstellung des Planes.
„Die Industrie hat Essen groß gemacht“, betonte der OB während der Vorstellung im Rathaus. „Und Essen ist auch heute noch ein bedeutender Industriestandort. Aber Industrie von heute ist anders. Verabschieden wir uns von der Vorstellung einer von Kohle und Stahl geprägten Stadt“, forderte Paß.
Neben den Global Playern seien es die vielen mittelständischen Betriebe, die vor Ort Spitzenprodukte produzieren. „Produktion ist die Grundlage für Dienstleistungen. Deswegen muss die Produktion wieder mehr in den Fokus rücken“, so der OB. „Industrie und Handwerk schaffen Arbeitsplätze und sind die Basis für Wohlstand.“
Klares Bekenntnis für die Industrie
Der Masterplan sei somit ein klares Bekenntnis zur Industrie und ihrer Förderung. „Er schafft zudem verlässliche Rahmenbedingungen für die produzierenden Unternehmen“, so Paß.
„Ausgehend von der Situationsbeschreibung zeigt der Plan Perspektiven auf - auch wenn vieles erst mittelfristig möglich ist“, sagte Dr. Dietmar Düdden. Für den Geschäftsführer der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft (EWG) gebe der Plan eine klare Marschroute bis zum Jahr 2030 vor.
Heikle Themen entscheiden
Und bis dahin stehen zahlreiche heikle Themen auf der Agenda. So fehlen ausreichende Flächen für Wachstum und Investitionen. 203 Hektar benötige die Stadt für Industrieansiedlungen. Lediglich 125 Hektar haben die Planer im Auge. Inzwischen suchen sie auch im Essener Süden nach Flächen.
„Wir reden über den Masterplan Industrie und nicht über einen Naturpark“, brachte Dr. Gerald Püchel, Hauptgeschäftsführer der IHK Essen, Mülheim und Oberhausen, es auf den Punkt. „Die Industrie generiert Arbeitsplätze und Wohlstand“, so der Hauptgeschäftsführer. Ohne ausreichende Flächen gehe es nun einmal nicht.
Im kommenden Jahr schreibe die IHK einen Wettbewerb zum Thema Stau aus, kündigte er an. „Wer im Stau sitzt, kann seine Lösungsvorschläge aufschreiben und an uns weiterleiten. Wir setzen da auf die Kreativität der ‚Stauopfer‘. Ich bin mir sicher, dass wir gute Lösungen erhalten.“ Denn Industrie und Handwerk wünschen sich eine Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur.
„Der Masterplan ist ein Schritt in die richtige Richtung“, merkte Ulrich Meier, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Essen an. Die Probleme von Industrie und Handwerk würden sich in vielen Punkten ähneln. „Für das Handwerk ist es wichtig, dass Dinge in der Verwaltung an einer Stelle gebündelt werden, und anschließend eine schnelle Bearbeitung folgt.“
Das konnte Paß allerdings nicht in allen Fällen versprechen. Er verwies auf die Rechtssicherheit und um die zu erreichen, benötige die Verwaltung bisweilen Zeit.
Fachleute fehlen
Ein weiterer Knackpunkt ist der Arbeitskräftemangel, den rund 40 Prozent der Essener Betriebe beklagen. „Wir müssen das Image für Industriearbeitsplätze verbessern“, erklärte Ulrich Kanders, Hauptgeschäftsführer des Essener Unternehmensverbandes (EUV). Dazu gehöre auch die Imageverbesserung der Industrie allgemein.
Als weiteres Themenenfeld stehen Umwelt, Energie und Ressourceneffizienz auf der Agenda aller Beteiligten.
Der Ausbau zum Innovations- und Technologiestandort soll gefördert werden. Derzeit sei der Anteil an Forschung - und Entwicklungsgeldern im Vergleich zu anderen unterdurchschnittlich. Demgegenüber ist die industrielle Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen in Essen doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt.
Zahlen Daten Fakten
18 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten (39.799) arbeiten in der Industrie. Sie erwirtschaften allerdings 32 Prozent der Essener Bruttowertschöpfung. Das sind 6,8 Milliarden Euro.
Die Essener Industrie ist heute mittelständisch geprägt: 99,4 Prozent haben weniger als 500 Mitarbeiter. Mehrheitlich sind es spezialisierte Familienunternehmen.
Die Exportquote der produzierten Güter liegt bei 38 Prozent.
Nach Branchen geordnet schafft die Bauindustrie die meisten Arbeitplätze (11.000). Es folgen Energie- und Wasserwirtschaft (8.900), Maschinen- und Anlagenbau ( (4.500), Metallindustrie (4.300) und Elektroindustrie (3.500), Chemische Industrie und Papier- und Druckindustrie (je1.800), Glas- und Keramikindustrie (1.200), Ernährung/Getränke (867), Holz-/Möbelindustrie (270) und Gummi/Kunststoffindustrie (200).
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Autor:Dirk-R. Heuer aus Hilden |
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