Kritik an Verwaltung / Bezirkspolitiker lehnen die Streichung der Trautermine in Kettwig ab
Die geplanten Streichungen von standesamtlichen Trauungen im Kettwiger Rathaus stößt auf großes Unverständnis der Politiker im Bezirk IX. Die Verwaltung strebt unter anderem an, das „Alte Rathaus Heisingen“ als weiteren Außentraubereich einzurichten. Dafür würden in Kettwig Termine gestrichen.
Während der Sitzung des Gremiums am vergangenen Dienstag im Kettwiger Rathaus nahmen die Politiker die Verwaltungsvorlage zur Ausweitung von Außentraubereichen zur Kenntnis. Eine Empfehlung lehnten sie indes ab. Denn mit zusätzlichen Standorten, müssten andere Bereiche Trautermine abgeben, weil es nicht zu einer Ausweitung des Personals kommen dürfe. Deswegen schlägt die Verwaltung vor, das Eheschließungsangebot im Rathaus Kettwig zu reduzieren. Das bedeutete, dass freitags die vierzehntägigen Eheschließungen im „Alten Rathaus Heisingen“ im Wechsel mit dem Rathaus Kettwig durchgeführt würden. Die Eheschließungen in Kettwig von derzeit sieben Samstagen würde auf drei reduziert. Die vier weiteren Samstags_Eheschließungsstermine würden dann im „Alten Rathaus Heisingen“ stattfinden.
Auslastung bei über 96 Prozent
Die Auslastung des Kettwiger Trauzimmers betrug nach Angaben der Verwaltung im vergangenen Jahr freitags bei 96 Prozent und samstags bei 100 Prozent. Insgesamt heirateten im vergangenen Jahr 312 Paare in Kettwig. Zusätzlich will die Verwaltung die Auslagenpauschale für Eheschließungen im Rathaus Kettwig um 17,7 Prozent von 85 auf 100 Euro erhöhen.
Hintergrund der geplanten Veränderungen ist eine Anfrage der Politik nach Ausweitung von Trauterminen in den Außenbezirken. Die Verwaltung hatte daraufhin weitere Stätten für Außentrauungen identifiziert. Die beiden zusätzlichen Stätten im Bezirk IX in Werden und Fischlaken schloss die Verwaltung aus, weil es sich um kirchliche Einrichtungen handele. "Wir wussten nicht, dass die katholische Kirche die genannten Kirchen nicht mehr nutzen will", erklärte Angela Witt, Sachgebietsleiterin / Standesbeamtin des Essener Standesamts, auf Hinweis aus der BV.
Der Standort Kettwig verfüge zudem nur über 20 Plätze im Trauzimmer. "Der Trend geht zu größeren Gesellschaften, weil viele Paare nicht mehr kirchlich heiraten", sagte Witt. Der alte Ratssaal in Heisingen biete Platz für insgesamt 35 Personen. Zudem seien die sanitären Anlagen in Kettwig nicht "prickelnd" und die Parkplatzsituation, vor allem an Freitagen, problematisch. Bisweilen störten auch die Klänge aus der Musikschule und die langen Anfahrtswege kosteten Zeit. Die Gemeindeprüfungsanstalt (gpa) NRW hätte dies moniert und gefordert, die Anzahl der Außentermine zu vermindern. Mit weit über 50 Prozent lägen die Ambiente Trauungen nach gpa-Angaben (Prüfbericht von 2014; Angaben von 2011 und 2012) weit über dem Durchschnitt vergleichbarer kreisfreien Städte.
Auf Nachfrage erklärte Witt, dass Essener Standesbeamte pro Tag jeweils sieben Trauungen durchführen würden.
Mehr Flexibilität gefordert
"Wenn wir gewusst hätten, dass zusätzliche Außentrauungen auf Kosten der Kettwiger gehen würden, hätten wir auf die Nennung weiterer Standorte verzichtet", erklärte Bezirksbürgermeister Dr. Michael Bonmann. Die Kriterien hätte die Verwaltung nicht genannt. Angesichts der hohen Auslastung seien die Außentraustellen bei den Bürgern sehr beliebt - da sollte es möglich sein, diese optimal auszulasten, zumal der Gildehof offenbar nicht ausgelastet sei. "Ich habe kein Verständnis für die Beschneidung der Kettwiger Termine. Hier trifft die Verwaltung Entscheidungen gegen den Willen der Bürger", erklärt Dr. Bonmann unter Beifall der zahlreichen Besucher.
Hans Joachim von Hesler-Wirtz nannte die Beschlussvorlage die "lustloseste Umsetzung eines Ratsbeschlusses, die ich je gesehen habe. Sie ist eine Missachtung des Bürgerwillens."
Patrick Widmaier forderte die Standesbeamtin auf, ihren Vorgesetzten mitzuteilen, dass durch veränderte Arbeitszeitpläne durchaus eine Optimierung auch im Sinne der gpa NRW möglich sei. Unverständnis zeigte Michael Nellessen, 2. stellvertretender Bürgermeister, gegenüber der Kritik an den Toilettenanlagen und Raumkapazitäten. "Wir haben der Verwaltung vor langer Zeit entsprechende Vorschläge gemacht, die bislang noch immer nicht ungesetzt worden sind."
Einig sind sich die Bezirkspolitiker in der Vermutung, dass der Verwaltungsstandort Kettwig immer weiter reduziert werden solle.
Einigkeit herrschte auch bei der Frage über die Kosten der Bepflanzung auf dem Rathausbalkon. Die BV-Mitglieder dankten der Firma Marienberg für die Übernahme der Hälfte der Aufwendungen und beschloss den verbleibenden Betrag von 64 Euro auf 100 Euro aufzustocken, um Befestigungsmaterialien zu besorgen, die eine sichere Anbringung der Blumen am Geländer ermöglichen.
Autor:Dirk-R. Heuer aus Hilden |
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