Pläne für die Villa Ruhnau werden vor der Ausschusssitzung kontrovers diskutiert
Kompromiss oder Kungelei?
Während CDU und Grüne die Pläne für den Bögelsknappen als gelungenen Kompromiss von Denkmalschutz und moderner Bausubstanz bezeichnen, sind SPD und die Gruppe Tierschutz Essen gar nicht einverstanden. Der Nachbarschaftskreis lässt kein gutes Haar an der Vorlage. Dem Bauvorhaben gegenüber aufgeschlossen zeigt sich die FDP.
Am 18. Februar dürfte also eine Mehrheit im Ausschuss für Stadtentwicklung, -planung und Bauen (ASPB) für den schwarz-grünen Antrag stimmen. „Es ist eine gute Nachricht, dass dieses für Kettwig doch sehr geschichtsträchtige und ortsbildprägende Gebäude bestehen bleibt", sagt der Ausschussvorsitzende Guntmar Kipphardt zum Schicksal der Villa Ruhnau. "Überdies bleibt das Gebäude nicht nur bestehen, sondern wird sogar auf seine historisch ursprüngliche Ansicht umgebaut." Der aktuelle Planungsstand findet sich hier.
"Nachhaltiges Wohnen"
Dorothea Blümer, baupolitische Sprecherin der Grünen, meint: "Wir begrüßen die Absicht des Investors, dass in dem Ensemble der drei Gebäude in Zukunft nachhaltig gewohnt werden soll. Die Nutzung regenerativer Energien für die Versorgung gehören zu den ausdrücklichen Zielen des Investors, der sich mit dem Stadtteil verbunden fühlt und auch dort ansässig ist." Für die FDP stimmt Gerd Kolbecher, sachkundiger Bürger im Planungsausschuss, ins Lob ein. „Die ursprüngliche Abrissplanung stieß in der Bürgerschaft auf große Ablehnung, daher unterstützen wir den geänderten Vorstoß in Richtung des Investors.“
"Hinterzimmer-Alleingang"
Nicht nur am Inhalt des Antrags stören sich die Sozialdemokraten. Auch wie der Kompromiss zustande kam, gefällt der SPD-Fraktion überhaupt nicht. Was der Investor mit „mit Teilen der Politik“ (also Schwarz-Grün) ausgehandelt hat, sei ein "Hinterzimmer-Alleingang an den städtischen Gremien vorbei", schimpft Philipp Rosenau, planungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Stadtrat. „Der bislang dort vorhandene, bezahlbare Wohnraum soll zugunsten einer Luxusbebauung dem Erdboden gleich gemacht werden." Dafür werde auch alter Baumbestand geopfert. Dass der Verkauf des hinteren Grundstücks lediglich an den optischen Erhalt des Hauptgebäudes geknüpft werden soll, kommt für die SPD nicht in Frage. 40 Luxus-Wohnungen und 90 Tiefgaragenplätzen zerstörten den Ortscharakter der Villa sowie des alten Parks völlig, heißt es von Seiten der Tierschutzpartei. Holger Ackermann, sachkundiger Bürger im ASPB: "Zusätzliche Wohneinheiten werden hier nicht gebraucht, der Erhalt des Baumbestandes ist wichtiger. Wir kritisieren auch, dass bislang Kaufangebote von Privatpersonen ohne Bauabsichten offenbar nicht berücksichtigt worden sind."
"Rettung ist ein schlechter Witz"
"Nach bisherigen Informationen sind 40 Wohneinheiten im Preissegment ab 6.000 € je Quadratmeter sowie 90 Tiefgaragenstellplätze geplant", sagt Susanne Gilbert vom Nachbarschaftskreis. Dass CDU und Grüne ihr Szenario als „Rettung der Villa Ruhnau“ verkaufen wollten, sei ein schlechter Witz. Erschüttert zeigt der Nachbarschaftskreis über die Positionierung der Ratsgrünen, die unter Missachtung ihrer Grundwerte ankündigten, den Verkauf des hinteren Grundstücks mittragen, ohne das Gespräch mit der Bürgerinitiative gesucht zu haben. Resultate seien Vernichtung von Habitaten, Versiegelung von Grünflächen, Fällung jahrhundertealter Bäume, Zerstörung bezahlbaren, guten Wohnraums zugunsten von Luxusimmobilien im Investoreninteresse.
"Baukultur bewahren"
Als Alternative verweist die Bürgerinitiative auf das Ziel ihrer Petition, die bislang von 2.100 Menschen unterstützt wird: Erstellung eines Aufstellungsbeschlusses für einen Bebauungsplan, um die Nutzung und Umgebung der Villa städtebaulich steuern zu können. Es gehe um die baukulturelle Erhaltung des Ortsbilds und Weiterentwicklung unter Berücksichtigung von Freiflächen und Umgebungsbebauung. "Dies ist ein rechtlich tragfähiger und belastbarer Weg, wie ihn etwa Baurechtsexperten und Verwaltungsjuristen aufzeigen", so der Nachbarschaftskreis. "Damit wäre es möglich, das Kettwiger Herzstück mit einem intelligenten Nutzungskonzept für die Kettwiger zu erhalten."
Autor:Lokalkompass Essen-Kettwig aus Essen-Kettwig |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.