Individuell beraten
Pilotprojekt „Aufsuchende Beratung“ zur Energetischen Gebäudemodernisierung in der Kettwiger Altstadt
Am 11. September fällt der Startschuss durch Oberbürgermeister Thomas Kufen. Im Alten Bahnhof stellt die Essener Klimaagentur dann einen neuartigen Ansatz der energetischen Beratung von Hauseigentümern in einem ganz speziellen Stadtteil vor: Kettwig.
Dann beginnt das jüngste Projekt der städtischen Klimaschützer, die gemeinsam mit ihren Partnern NRW.URBAN und der Verbraucherzentrale NRW ganz konkret über Chancen einer energetischen Modernisierung informieren möchten. Den Hauseigentümern, auch kleinerer Mehrfamilienhäuser, soll niederschwellig das Angebot unterbreitet werden, ihre Immobilie auf den Zahn fühlen zu lassen. Wo kann gespart werden? Bei der Fassade, im Innenraum, bei den Fenstern, ein neue Heizung? Durch Infoveranstaltungen, Flyer, Telefonate möchte die Klimaagentur die Kettwiger Hausbesitzer erreichen. Die Verantwortlichen des Umweltamtes rechnen mit großem Interesse, mahnen aber an, dass die Anzahl der kostenlosen, durch spezialisierte Energieberater der Verbraucherzentrale durchgeführten Vor-Ort-Beratungen begrenzt sein wird.
Komplexes Thema
Bernd Halbe, städtischer Klimamanager im Bereich der energetischen Gebäudemodernisierung, betonte die Komplexität des Themas: „Das Projekt ist einmalig. Sich ständig verändernde bautechnische Entwicklungen und Regelungen, unterschiedlichste Finanzierungsmodelle und auch widersprüchliche Berichterstattungen in den Medien verunsichern Immobilienbesitzer. In Kettwig wollen wir individuelle Möglichkeiten von 100 einzelnen Gebäuden beleuchten und gleichzeitig Erkenntnisse über den Immobilienbestand im Stadtteil für unsere Begleitforschung gewinnen. Wer Interesse hat, sich konkret über eine wertsteigernde Modernisierung seiner Immobilie zu informieren, sollte sich möglichst früh bei uns melden.“ Dagmar Wolsing, Leiterin der städtischen Klimaagentur, zeigte sich vom Termin bei der Bezirksvertretung beindruckt. Sie stellte das besondere der Gartenstadt in den Vordergrund: „In kaum einem anderen Teil unserer Stadt findet sich eine so individuelle Bebauungsstruktur und somit ein derart großes Potenzial für die Erreichung der städtischen Klimaschutzziele.“ Auch betonte sie, dass „die Politik hier in Kettwig um die Bedeutung der Gebäudemodernisierung für die Energiewende vor Ort weiß“. Keine Frage, als BV-Mitglieder detailliert fragten, wurde deutlich, dass im politischen Gremium eine Menge Fachwissen versammelt ist: Gabriele Kipphardt hakte hartnäckig nach, welche Methoden denn zur Außendämmung empfohlen würden und Hanslothar Kranz wollte wissen, ob auch die Tücken einer etwa bei Denkmalschutz erforderlichen Innenwand-Dämmung berücksichtigt würden. Stichworte waren hier Kältebrücke, Schimmelbefall, Verkleinerung der Wohnfläche.
Reduzierung der Treibhausgase
Der CO2-Ausstoß in Essen ist in den vergangenen Jahren um über 23 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zurückgegangen. Ein beachtlicher Anfangserfolg, der Mut macht. Der Schlüssel zur erforderlichen Reduzierung der Treibhausgase um 40 Prozent bis 2020 liegt in der energetischen Modernisierung der Gebäude, denn knapp die Hälfte des gesamten Energieverbrauchs in Essen entsteht bei der Bewirtschaftung von Immobilien. Um private Immobilienbesitzerinnen und -besitzer sowie Unternehmen bei der Investition in das eigene Gebäude noch besser zu unterstützen, hat die städtische Klimaagentur das „Netzwerk energetische Gebäudemodernisierung“ initiiert, das gemeinsam mit der Essener Kreishandwerkerschaft als Zusammenschluss von Fachleuten aller Gewerke aufgebaut wurde.
Multiplikatoren
Darauf möchten die Klimawerkstädtler aufbauen, als Multiplikatoren auch HVV, KettIn, Bauverein, Grundstücksgesellschaft und weitere Institutionen zur besseren Ansprache der Eigentümer mit ins Boot holen. Engagiert erläuterten sie ihre Initiative in einem der bautechnisch interessantesten Viertel Essens: Kettwig mit seinen vielen alten Schätzchen biete eine große Bandbreite an Möglichkeiten der energetischen Sanierung. Was fürs das eine Haus gelte, könne ein paar Meter weiter schon nicht mehr das Richtige sein: „Nur eine höchst individuelle ist eine gute Beratung. Genau deswegen suchen wir ja diesen innovativen Weg der aufsuchenden Beratung.“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.