Der große Wurf - Aus der BV

Zieren sonst Werdens Ortseingang: Die Palmen verhelfen Kettwigs Rathaus zu mediterranem Flair.
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Bezirksbürgermeister Dr. Michael Bonmann begrüßte die anwesenden Gäste, Experten und natürlich auch seine Kollegen, die in der Ortspolitik Engagierten. Vieles habe sich getan, zwischen der letzten Sitzung wurde der runde Tisch zur grünen Harfe zu einem Abschluss gebracht, hier dankte Bonmann Moderator Happe sowie den Vertretern der Bürgerinitiative und den BV-Mitgliedern, dass ein Kompromiss erarbeitet wurde, der mithilft, endlich die Werdener Verkehrsprobleme anzugehen. Doch der Schwerpunkt der Mai-Sitzung lag eindeutig in Kettwig. Zunächst wurde eine Baumaßnahme an der Forst vorgestellt. Nach Abriss des alten Hauses entstehen nun zwei Baukörper, zweigeschossig plus Staffelgeschoss, die in das Hang-Gelände „einmoduliert“ würden. Dazwischen werde es gar einen Kinderspielplatz geben, das Ensemble füge sich in die Landschaft ein. Fabian Schrumpf (CDU) war da anderer Meinung, sah aufgrund der Größe schon eine „Erdrückungsproblematik“ für die Nachbarhäuser.

Scheidt´sche Hallen

Dann kam er, der „große Wurf“! Eva Fendel vom Stadtplanungsamt berichtete „im Schnelldurchgang“ über die vielen Vorgaben und Änderungen beim Bauvorhaben der Scheidt´schen Hallen, die der zu einem 127 Seiten starken Schmöker angewachsene Bebauungsplanentwurf enthält.
Auf ein zweites Parkhaus wurde verzichtet, stattdessen gibt es sinnvolle Stellplätze, da eine Öffnung zur Ringstraße möglich wird. Die Geschosshöhen wurden beschnitten, der Denkmalschutz gewahrt. Aufgrund der zu erwartenden Immissionen muss der Investor als Verursacher Kosten für Lärmschutzmaßnahmen der Anwohner übernehmen, hier gilt das Verursacher-Prinzip. Fazit der Stadtplanerin: „Die Bebauung passt so an dieser Stelle, aber das wird kein schnuckeliges Wohngebiet.“
Heinz Schnetger, seines Zeichens Geschäftsführer der Grundstücksgesellschaft Kettwig, hatte ein imposantes Modell mitgebracht, welches sofort von Politikern und Bürgern umringt und intensiv studiert wurde. Viele hochgezogene Augenbrauen und erstaunte Rufe waren nicht anders zu deuten: Hier entsteht Positives!
Auf dem Gelände der ehemaligen Kammgarnspinnerei J. W. Scheidt AG sollen nun drei Quartiere für Wohnen, Arbeiten und Service geschaffen werden.
Das Außengemäuer eines alten Fabrikteils soll als Denkmal stehen bleiben. Dabei hatte die BV gleich zweimal beschlossen, dass dieses Mauerstück keineswegs denkmalwürdig sei und vielmehr dem Projekt im Wege stehe. Doch die Bezirksregierung blieb hart, bestand auf zumindest einem größeren Teilstück, das nicht abgerissen werden darf. Fabian Schrumpf: „Ärgerlich, dass hier demokratische Strukturen missachtet wurden, wir hätten informiert werden müssen!“ Eben dies sei doch geschehen, konterte Daniel Behmenburg (SPD), die Denkmalschützer hätten sehr wohl angedeutet, wie ihre Sicht der Dinge sei. Doch es gäbe Hinweise, dass die Mauer deutlich reduziert werden könne und somit kaum noch störe.
Ein strittiger Punkt bleibt die sensible Parksituation gerade in diesem Teil Kettwigs. Besonders am Wochenende suchten viele Ausflügler eine Möglichkeit, ihren PKW abzustellen. Dies sei zukünftig nicht mehr möglich. Auch hier stellte Behmenburg klar, dass kein öffentlicher Parkplatz wegfalle, denn bisher sei das „wilde Parken“ auf Privatgelände nur geduldet gewesen. Und Frau Fendel wies darauf hin, dass es im gewerblich genutzten Teil für die dort Arbeitenden ein bewirtschaftetes Parkhaus geben werde.
Heinz Schnetger lud den Saal ein: „Schauen Sie, was da Spannendes passiert!
Spannend sei besonders der gekonnte Mix aus drei Segmenten, zur Ringstraße hin liegen Büros und Ateliers. In diesem Kreativquartier werden natürlich nicht nur Künstler Einzug halten, sondern auch qualifizierte Arbeitsplätze in den boomenden Bereichen Kommunikation, Planung, Werbung ihren Platz finden. Hin zum Brückenkopf soll ein Servicequartier mit Einzelhandel für Wellness, Sport,
Beauty, Gesundheit das Ensemble abrunden. Hier stehen dann auch die Reste der denkmalgeschützten Mauer. Und dem Wasser zugewandt werden 160 Wohneinheiten auf hohem Niveau, mit Geothermie und Blockheizkraftwerken, also jeweils mit guter Öko-Bilanz, entstehen. Stolz rief Schnetger den Kettwigern zu: „Es wird also ein Gebiet, was es so im Essener Süden noch nicht gibt!“
Ein großer Wunsch war die Durchlässigkeit zum Promenadenufer. Die sei mit einer breiten Schneise für die Fußgänger gegeben, referierte Eva Fendel: „Der Promenadenweg wurde freigelassen, die Bachstraße wurde nicht zusätzlich belastet, die fußläufige Option ist weiter möglich!“
Ratsherr Hanslothar Kranz jedenfalls strahlte: „Wir wollen ein schönes Stück Kettwig schaffen, hier ist dem Investor etwas gelungen, was auch im Rat reif ist für die Entscheidung!“ Die BV-Mitglieder sahen nach diesen Ausführungen keinen Grund, die Offenlage zu verweigern.

Auch der Sport war Thema der Sitzung, die ersten Mittel aus dem runden Tisch wurden frei gegeben. Hier wird mit 2.235,50 Euro ein neuer Heizwasserboiler für die RuhrArena finanziert. Der FC Kettwig 08 bekommt für 4.500 Euro die ersehnte Garage zur Lagerung von Spiel- und Trainingsmaterial. In einer späteren Vergabe der verbleibenden BV-Gelder könnte die Anlage an der Ruhrtalstraße noch einen kleinen Rasenplatz für Kinder und Jugendliche bekommen. Weniger erfreulich verlief der Ortstermin im Lehrschwimmbecken der Schmachtenbergschule. Dr. Bonmann: „Wir alle waren überrascht über die kärglichen Nutzungszahlen. All´ unsere Energie muss in den Erhalt der beiden anderen Schwimmbäder im Bezirk gehen!“ Daniel Behmenburg ergänzte: „Die Schließung wäre schade, aber die enormen Kosten stehen in keinem Verhältnis. Das Schulschwimmen wird gewährleistet, nun muss man den ansässigen Vereinen helfen, Ausweichmöglichkeiten zu finden.“

Dauerthema Fluglärm

Die Anfrage von Herrn Weichelt in der Bürgerfragestunde der letzten Sitzung hatte das leidige Dauerthema Fluglärm wieder auf die Tagesordnung gebracht. Erschreckend fanden es die BV-Mitglieder, dass erst solch eine Bürgerfrage die Verwaltung dazu veranlasse, mal eine Antwort zu geben. Die Stellungnahme zur Fluglärmmessung half wenig weiter: „Die Forderung nach einer zweiten Messstation in Kettwig auf der Höhe wird auch von der Verwaltung weiterhin als sinnvoll angesehen. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass keine rechtliche Verpflichtung für die Einrichtung weiterer Messstationen besteht.“ Das sahen die Politiker anders, die zweite Station in Kettwig sei dringend notwendig.
Peter Maas (Grüne): „Ich verstehe nicht, warum Kettwig keine zwei Messpunkte bekommt.“ Ratingen verfüge gar über vier, die eine in Kettwig sei eindeutig zu wenig. Dem Unmut über die Verwaltung schlossen sich alle BV-Mitglieder an, man solle sich eher an Flughafengesellschaft und Ministerium wenden. Patrick Widmaier (CDU) süffisant: „Wir haben doch einen grünen Umweltminister, der soll mal eine Wahlkampfrede auf dem Bürgermeister-Fiedler-Platz halten, da versteht er seine eigenen Worte nicht!“ Man war sich einig, dass die Messstationen nicht in die Hände des Flughafenbetreibers gehören. Auch sollten unabhängige Gutachter die Messdaten auswerten. Rainer Wild (FDP) schlug einen „runden Tisch Flughafen“ vor: „In Frankfurt geht das!“ Auch Dr. Frank Roeser (EBB), als Rechtsanwalt im Clinch mit dem Düsseldorfer Flughafen, schlug in dieselbe Kerbe: „In Frankfurt wird ohne Wenn und Aber für den Bürger gearbeitet, Schallschutz und Messstationen sind dort kein Streit-Thema. Am Geld kann es nicht scheitern, es ist genug da!“
Dazu meinte Bezirksbürgermeister Dr. Bonmann fast schon resignierend: „Die Essener Verwaltung nimmt uns schon nicht ernst, die in Düsseldorf kennen uns gar nicht. Ärgerlich, dass es hier einer Bürgernachfrage bedurfte, dafür großen Dank an Herrn Weichelt.“
Die Stellungnahme zu den vielfältigen Fragen des Heimat- und Verkehrsvereins Kettwig blieb ebenfalls dürftig. Fazit des Schreibens ist, Vieles sei wünschenswert, das Nötigste würde geflickt, doch für den Großteil sei kein Geld da: „Wegen fehlender Mittel können die Grünflächen nicht attraktiver gestaltet werden.“
„Wo sind denn die 17.000 Euro aus Bezirksmitteln geblieben, die die BV zu eben solchen Zwecken an Grün und Gruga gegeben hat?“ Daniel Behmenburg sprach aus, was Alle befürchten: „Sind die Mittel irgendwo im großen Topf verschwunden? Die Gelder sind zweck- und ortsgebunden, die muss Grün und Gruga sorgfältiger einsetzen.“ Bezirksbeamter Karlheinz Speder warf launig ein: „Immerhin haben mich sofort Bürger angesprochen, die sich über die neuen Palmen vor dem Rathaus und das damit gewonnene mediterrane Flair freuten!“ Gerade bei diesem tollen Wetter eine Bereicherung für das Kettwiger Ortsbild. Allerdings sind die Palmen nur eine Leihgabe, schmücken eigentlich den Ortseingang von Werden: „Und nach Beendigung der Bauarbeiten dort kommen die da auch wieder hin!“

Zieren sonst Werdens Ortseingang: Die Palmen verhelfen Kettwigs Rathaus zu mediterranem Flair.
Das bestaunte Modell des Investors mit den drei Segmenten Service (links oben, dort wird auch der Mauerrest stehen bleiben), Kreativität (rechts oben) und Wohnen (unten, zur Ruhr hin).
Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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