Bürgeramt in Gefahr
Stimmen zum Spar-Paket Stadt Essen
„Das härteste Spar-Paket aller Zeiten“ hallt es aus den Gängen des Essener Rathauses. Die Stadtverwaltung legte nun ein umfangreiches Papier vor, in dem die Beamten auflisteten, wo insgesamt 690 Stellen zu sparen seien. Oberbürgermeister Reinhard Paß wirbt um Verständnis der Bürger, doch die Einschnitte sind tief. Unter anderem werden sich auch die Kettwiger Bürger auf einiges gefasst machen müssen. So werden Pflichtaufgaben soweit wie gesetzlich möglich reduziert, bei Grün und Gruga zum Beispiel sollen 56 Stellen wegfallen. Was das für den zukünftigen Zustand der öffentlichen Grünflächen bedeutet, liegt auf der Hand. Der gemeinsame Streifendienst von Polizei und Ordnungsamt wird ebenfalls eingeschränkt. Zwei weitere Punkte: gleich sechs Bürgerämter sollen geschlossen werden, darunter auch das im Kettwiger Rathaus. Zudem werden die Öffnungszeiten der Stadtteilbibliotheken erheblich verkürzt – acht Stellen möchte man so sparen. Petra Bandura, Leiterin der Kettwiger Bibliothek, hat allerdings noch keine Details erfahren: „Da müssen Sie meinen Chef fragen…“ Eine Schließung ihrer Filiale hält Frau Bandura für nicht aktuell: „Dafür sind unsere Ausleihzahlen zu gut!“ Aber eine weitere Einschränkung des Services wäre wirklich schade: „Wir müssten eigentlich noch mehr in Schulen fürs Lesen werben, die Kunden beraten, wann soll denn das noch passieren?“ Schwer ins Gericht geht Bezirksbürgermeister Dr. Michael Bonmann mit den Sparvorschlägen: „Wenig ideenreich – die alten Sparmaßnahmen, nur die Daumenschrauben noch enger gezogen…“ Die Schließung des Kettwiger Bürgeramtes zum Beispiel ist für Bonmann nicht in Ordnung: „Die Bezirksvertretung hat dazu erst vor einem halben Jahr eindeutig Stellung genommen. Der Standort Kettwig ist zu wichtig, um komplett wegfallen zu können. Man könnte eine Kompromissformel finden, reduzierte Öffnungszeiten, aber eine Schließung wird es mit uns nicht geben. Da bleibt die BV auf ihrer Linie!“ Völlig daneben findet Bonmann, dass einerseits der Service eingeschränkt wird, andererseits aber teure Marketingkampagnen wie „Essen 2030“ gefahren werden: „Das ist doch absurd!“ Jetzt seien die Ratsvertreter gefragt, müssten dafür sorgen, dass nichts „kaputt gespart“ wird. Angesichts klammer Kassen bestimmt ein Dilemma, findet Bonmann, aber: „Dafür wird man ja auch gewählt, dass man entscheidet!“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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