Bakterien „rackern“ für die Sauberkeit
Kettwig/Werden. Hunderte Millionen kleine Helfer „knabbern“ täglich in den Belebungsbecken der Kettwiger Kläranlage an ihrem Futter. Und davon gibt es reichlich: Denn pro Sekunde fließen rund 450 Liter Abwasser in die Anlage des Ruhrverbandes.
„Das ist der Minimumwert“, sagt Christian Lux vom Ruhrverband. Der Diplomingenieur ist Leiter des Regionalbereichs West und damit „Chef“ der Kettwiger Kläranlage an der Mendener Straße 20.
„Bei Regen können wir bis zu rund 900 Liter Abwasser pro Sekunde aufnahmen“, fährt Lux fort.
Das Abwasser von rund 75.000 Menschen aus Werden, Fischlaken, Teilen von Bredeney, Heiligenhaus, Baldeney und Kettwig fließt hierher. „Die Kapazität liegt bei rund 100.000 Menschen. Ein bisschen Luft haben wir noch“, informiert Lux.
Angesichts der zahlreichen Neubauten in den verschiendenen Stadtteilen sei das auch nötig. In den Neubaugebieten fließen Schmutz- und Regenwasser in getrennte Kanäle. Diese Trennung gibt es in den Essener Altgebieten nicht - dort existieren nur Mischwasserkanäle. Bei Starkregenfällen kann das zu Problemen führen. „Die Anlage riegelt dann automatisch ab. Das Abwasser speichern wir in diesen Fällen in einem der Niederschlagsabwasserbehandlungsanlagen.“ Davon betreibt der Ruhrverband 15 rund um Kettwig. Zwei weitere folgen in den kommenden Jahren.
„Im ersten behandlungsschritt durchfließt das Abwasser den sogenannten Rechen.“ Dort trennen die mechanischen Filter grobe Teile, unter anderem Papier. Das anfallende Gut entwässere der Verband in zwei Waschpressen. Das eingesackte trockene Gut werde verbrannt.
Mineralische Stoffe wie Sand, Kies oder Asche bleiben im sogenannte Sandfang zurück. Die schweren Teile sinken bei langsamer Fließgeschwindigkeit auf den Boden ab.
Leichte organische Stoffe bleiben in den Vorklärbecken zurück. Den zurückbleibenden Schlamm schieben Räumer in die Stapelbehälter. Das nun rein mechanisch gefilterte Abwasser fließt danach in die Belebungsbecken. Dort rackern unterschiedliche Bakterien. Sie bauen Kohlenstoff-und Stickstoffverbindungen ab. Für alle Bakterien werden optimale Lebensbedingungen in dem Becken hergestellt. Zur Minimierung der Phosphorverbingen setzt man Fällmittel ein.
„Rund 260 Kilogramm Phosphat- und etwa 1,2 Tonnen Stickstoffverbindungen fallen täglich an“, erklärt Lux. In den folgenden Nachklärbecken sinken die restlichen Schwebstoffe zu Boden. Das gereinigte Wasser fließt ab in die Ruhr.
Über Pumpen gelangen täglich 300 Kubikmeter Klärschlamm in die sogenannten Faultürme in Bergerhausen. Nach der Trocknung wird der Schlamm verbrannt.
„Medikamentenreste sowie Kontrastmittel im Abwasser sind ein Problem. Vor allem, weil viele Menschen ihre Tabletten in der Toilette entsorgen. Aber da gehören sie nicht hin.“ Nicht mehr benötigte Medikamente könnten problemlos über den Restmüll entsorgt werden. „Dort richten sie keinen Schaden an“, so Lux.
Autor:Dirk-R. Heuer aus Hilden |
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