„Löwes Lunch“: Ich kenn’ den Oberbürgermeister...
Musste eben noch kurz zum Baumarkt. Lauffaul wie immer habe ich gleich vor dem Eingang einen Parkplatz gesucht. Eine Frau steigt ein, ich setze den Blinker und als die Lücke frei ist, kommt von vorne ein Sternchen-Twingo und saust auf meinen Platz. Auf der Heckscheibe lese ich „Abi 2010“. Das junge Mädchen springt aus dem Auto und ich rufe ihr nur ein verdutztes „Hallo?“ zu. Sie sieht mich keck an und meint: „Mach’ keinen Stress, ich kenn’ den Oberbürgermeister.“
Ich bin platt. Den ganzen Einkauf über muss ich überlegen: Eigentlich kenne ich OB Reinhard Paß ja auch. Aber wann kennt man einen Menschen wirklich? Der OB und ich, wir sehen uns eher dienstlich, machen nicht im gleichen Verein Sport und haben uns auch noch nie privat verabredet. Allerdings ergibt es sich, dass man z.B. auf dem Seefest oder nach der Pressekonferenz durchaus auch einmal ein privates Wort wechselt.
Könnte ich also gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen und mich auf ihn berufen? Ich glaube nicht, das können – so wie ich den stets korrekt wirkenden OB einschätze – bestimmt noch nicht einmal diejenigen, die ihn wirklich gut kennen.
Immer mehr ärgere ich mich über mich selbst, weil ich gerade gar nicht so schlagfertig war wie sonst – da sehe ich die Twingo-Fahrerin zwischen den Blumen wieder. Sie lächelt, doch (mittlerweile überzeugt von mir) sag’ ich’s ihr ins Gesicht: „Ich kenne den Oberbürgermeister auch!“ Das beeindruckt sie jetzt nicht wirklich. Ihre letzten Worte an mich sind: „Na und – ich bin mit dem Reiniger aber sogar schon gejoggt.“ Na toll...
Autor:Detlef Leweux aus Essen-Steele |
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