Spannende "Sammlungen" im Kunstraum Kettwig

Humorvoll authentisch - die Fotoarbeiten von Jana Bergemann.
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  • Humorvoll authentisch - die Fotoarbeiten von Jana Bergemann.
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Wertvolle „Sammlungen“ können kostspielige Gemälde umfassen, aber auch die Fußball-Sammelbilder der vergangenen 10 Bundesliga-Spielzeiten. „Sammlungen“ kann aber auch der Sammelbegriff und die Überschrift für die neueste Ausstellung im Kunstraum Kettwig.

Wer den Weg an die Ringstraße und dann ums Eck in den Kunstraum wagt, der muss ein bisschen Mut mitbringen. Mut zur Neugier. Mut, sich auf fünf vollkommen unter-schiedliche Künstler einzulassen. Mut, den Oberbegriff Sammlungen komplett neu zu entdecken.
Bereits beim ersten Schritt in den Ausstellungssaal wird deutlich, mit Opas Briefmarkensammlung hat das hier wenig bis gar nichts zu tun. Der erste Blick fällt gleich auf das größte Objekt. Drei scheinbar wahllos übereinander gestapelte Spanplattenquader, die auf den ersten Blick eher unscheinbar wirken. Wenn sie nicht so groß wären. Doch die erklärenden Sätze von Sujin Do, der inzwischen in Münster lebenden und studierenden Künstlerin aus Südkorea, lassen aus den drei scheinbar wahllos zusammengesetzten Spanplattenquadern eine Sammlung der besonderen Art werden. „Jeder dieser Räume steht für eine Wohnung, in der ich schon einmal gelebt habe. Jeder dieser Räume steht also für einen bestimmten Abschnitt in meinem Leben, in dem ich bestimmte Erfahrungen gesammelt habe, an denen ich die Betrachter meines Werkes nun teilhaben lasse.“
Ein beeindruckender Start, den die „Sammlungen“ hier hinlegen. Doch es geht weiter und wird vollkommen anders. Spätestens im ersten Stock fühlt man sich zwischen Fotografien, Seismographenkurven und einen surreal wirkenden Video erneut überfordert. Doch die vorrausschauende Kuratorin sorgt vor und die auskunftsfreudigen Künstler erklären gerne. So birgt die fälschlich erkannte Seismographenkurve ein Wettergeheimnis. Denn nur ein paar Meter weiter, auf dem Dach des Nachbargebäudes hat Künstler Marius Tippkämper eine Wetterstation aufgebaut. Und deren Daten zeichnet die Druckstation auf und gibt sie in Kurven wieder. Was sie bedeuten? Dafür wären wohl ein paar Semester Metorologie nötig. Aber die haben wir beide nicht. Doch interessant ist diese „Sammlung“ allemal.

"Jeder dieser Räume steht also für einen bestimmten Abschnitt in meinem Leben."
Sujin Do

Gleiches gilt auch für die Arbeiten von Nicole Dierolf und Jana Bergemann. Während Bergemann die verschiedensten „Sammlungen“ fotografisch abgebildet, gesammelt und zu einer humorvollen reise durch unseren sammelnden Alltag zusammengestellt hat, bietet die Arbeit der Essenerin Nicole Dierolf die Chance, der scheinbaren Enge des Kunstraums zu entfliehen.
Ihre autobiographischen Texte, die auf Telefonbuchseiten geschrieben wurden, lassen die Phantasie fliegen und bieten die Chance, durch die Doppeldeutigkeit der Seiten die Fantasie in unendliche Weiten fliegen zu lassen.
Abgerundet werden die „Sammlungen“, durch mehrere Arbeiten von Susann Dietrich. Die Braunschweigerin zeigt gleich mehrere, vollkommen unterschiedliche Arbeiten, denen eines gemein ist: Sie geben in verdichteter, verwandelter Form ihrer Form ein neues Leben und erzählen dadurch eine ganz neue, eigenartig eindrucksvolle Geschichte.
Was es mit dem Video auf sich hat, das habe ich übrigens vergessen zu fragen. Doch was wäre eine Sammlung ohne ein Geheimnis. Also hingehen, selbst erkunden und weitererzählen. Es lohnt sich.

Autor:

Sven Krause aus Mülheim an der Ruhr

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