Orgelfestival zum Goldjubiläum - Mechanisches Wunderwerk

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Wenn Kantorin Christiane Graßt „ihre“ Orgel erklärt, dann glänzen ihre Augen. Seit über 30 Jahren arbeitet sie in derev. Gemeinde Kettwig und nicht nur das Instrument, das in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiert, ist ihr sehr ans Herz gewachsen.

Eigentlich ist die Orgel natürlich viel älter als 50: Die Holzschnitzereinen zum Beispiel sind noch original aus dem Jahr 1747. „Aber 1963 wurde sie runderneuert, alle Pfeifen stammen aus diesem Jahr“, erklärt Christiane Graßt.
Ein ganzes Buch hat die Wahl-Kettwigerin über „Orgeln, Organisten und andere Denkwürdigkeiten“ in der Kirche am Markt geschrieben: Wer darin blättert, stellt fest, dass die allererste Orgel des Hauses aus dem Jahr 1663 stammt: Noch ein Geburtstag...

Holzschnitzereien aus dem 18. Jahrhundert

„Die gesamte Geschichte der Orgeln konnte ich in den Akten der Gemeinde finden“, berichtet Christiane Graßt. „Nur aus dem Jahr 1963 fanden sich keine Unterlagen...“ Und das hat sie und diverse Orgelbauer in den letzten 30 Jahren häufiger beschäftigt. Es ist zwar der berühmte Orgelbauer Harald Strutz, der die Kettwiger Orgel baute, doch auch ein Meister schützt vor „Kinderkrankheiten“ nicht. „Man hat 1963 alle technischen Neuerungen, die es gab und an die man glaubte, eingebaut. Man könnte auch sagen: Ausprobiert“, schmunzelt die Folkwang-Absolventin heute. „Zum Beispiel gab es Aluminium-Abstrakte, sie stellen die Verbindung zwischen Manual und Pfeife dar, - und man hat in den 60ern an dieses Material geglaubt!“ Inzwischen sind die Abstrakte wieder aus Holz - genauer gesagt aus Oregon-Pinien-Holz. „Und die funktionieren äußerst zuverlässig anders als die aus Alu“, freut sich die Musikerin, die sie am häufigsten benutzt.

Abstrakte aus Oregon-Pinien-Holz

Und sie hat viele Maßnahmen, die zum Erhalt der Orgel mit den drei Manualen ergriffen werden mussten, inzwischen begleitet. Zuletzt gab es 2004 die Frage: Renovieren oder erneuern? Man entschied sich für Ersteres sicherte die Pfeifen, nahm umfangreiche Neu-Intonationen vor und lackierte sogar die 16 im Prospekt stehenden Pedalpfeifen, die völlig unansehnlich geworden waren, so dass die Orgel nicht nur akustisch wieder perfekt klingt, sondern auch optisch so aussieht.

Über 2.700 Pfeifen sind 50 Jahre alt

Letztlich bleibt die Orgel ein mechanisches Wunderwerk, deren Erhalt eine ewig andauernde Aufgabe ist. Über den ganz normalen „Staubbefall“ möchte man gar nicht nachdenken. „Und der ist ordentlich“, grinst Graßt. „Denn die Rückwand der Orgel ist eigentlich die Turmwand und auch oben ist die Orgel nicht abgeschlossen. Bei Glockengeläut schwingt nicht nur die ganze Orgel mit, sondern der Staub fliegt auf und landet dann in der Orgel...

Spezialisten stimmen die Orgel

Man muss sie eben ein Leben lang pflegen, so eine Orgel - und natürlich kommen vor dem Orgelfestival, das am Sonntag beginnt, die Spezialisten, die das Instrument noch einmal perfekt stimmen. Daran können sich dann die Zuhörer der vier ausgezeichneten Organisten, die nach Kettwig kommen, erfreuen (siehe unten). „Es ist allein ein Erlebnis diesen Könnern zuzusehen“, weiß die Expertin, die durchaus einen Platz auf der Empore empfiehlt.
Karten für die Konzerte kosten 8 Euro (Schüler/Studenten 5 Euro), eine Gesamtkarte für alle vier Konzerte kostet 25 Euro (16 Euro) und man erhält sie bei Buch Decker, Hauptstraße 92. Vor und nach den Konzerten ist Gelegenheit, das Kettwiger Orgelbuch von Christiane Graßt zu erwerben, der Reinerlös kommt „pro musica“ zu Gute.

Das Festival:

Sonntag, 22. September, 17 Uhr:
Dr. Felix Friedrich, dessen Heimatorgel in der Schlosskirche Altenburg erklingt, spielt Werke von Vervaise, Krebs, Kreuz, Hertel, Mozart und Bach.

Mittwoch, 25. September, 20 Uhr:
David Frankes Heimatorgel steht im Naumburger Dom. Der junge Organist spielt nicht nur Werke von Sweelinck, Bach und Brahms, sondern er trägt auch Improvisationen vor, deren Themen das Publikum vorschlagen darf. „Franke ist wirklich etwas Besonderes“, verrät Christiane Graßt. „Und für diese Improvisationen hat er Preise bei den weltweit wichtigsten Wettbewerben gewonnen.“

Samstag, 28. September, 17 Uhr:
Rudolf Innig ausDetmold, bringt nach Kettwig Werke von Händel, Rheinberger, Parker und Lachner mit.

Sonntag, 29. September, 17 Uhr:
Heiner Graßt ist Kantor in Kray, wohnt in Kettwig und hier auch bestens bekannt. Zum Goldjubiläum der Strutz-Orgel spielt er Werke von Bach, Mendelssohn, Clara Schumann und Planyavsky.

Autor:

Silke Heidenblut aus Essen

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