Legionär für ein Wochenende
Für ein ganzes Wochenende nach Kalkriese fahren und für zwei Tage wie römische Legionäre leben? Als die 28 Schülerinnen und Schüler der Römer-AG des THG dies erfuhren, wussten sie noch nicht so recht, was da auf sie zukäme. Zwar hatten sie schon vieles über die Varusschlacht und das Leben der Römer und Germanen gelernt, aber so richtig vorstellen konnten sie sich es sich nicht: Wie hat der Alltag eines Legionärs ausgesehen?
Gleich nach der Ankunft wurden die Legionärszelte bezogen. Mit sechs Personen konnte es da schon ganz schön eng werden. „Wie muss das erst vor 2000 Jahren gewesen sein, als die Soldaten zu acht darin schliefen?“, doch viel Zeit zum Grübeln gab es nicht.
Zunächst verschafften sich die Schüler gemeinsam mit den Museumspädagoginnen einen Überblick über das Gelände und erfuhren, wie die hügelige Landschaft den Verlauf der Schlacht beeinflusste. Ein kleines Stück unbewirtschaftetes Land in der großen Ebene zeigte den Schülern, wie undurchdringlich das Gebiet zur Zeit der Kampfhandlungen gewesen sein muss. Besondere faszinierend waren die Sümpfe, in denen vor über 2000 Jahren Legionäre, Maultiere und ganze Wagen einsanken.
Ein Highlight: der Fundort der Maske, die ein Soldat der Reiterei bei der Schlacht getragen haben muss. Im Museum konnte das gut erhaltene Original bestaunt werden.
Das Alltagsgeschehen in einem Legionärslager erleben, das heißt alle für die Soldaten anfallenden Aufgaben erledigen: Kochen an der Feuerstelle, anstrengende militärische Übungen sowie die Erstürmung germanischer Wälle. Auch Freizeitbeschäftigungen gehörten dazu, wie etwa Mosaike zu legen. Als Mitbringsel für Zuhause fertigten die Schüler einen Glücksbringer aus Horn an, den man bei den Germanen um den Hals getragen hat. Das Symbol des Auges, das böse Blicke fernhalten soll, wurde mit einem handbetriebenen Bohrer, wie ihn die Germanen damals nutzten, eingraviert.
Um sich auch wie ein echter Legionär zu fühlen, konnten die Schüler in eine Rüstung schlüpfen, die schwerer war als gedacht. Doch auch die Mädchen kamen auf ihre Kosten. Sie durften sich in authentischen Gewändern wie eine echte Germanin oder eine vornehme Römerin fühlen.
Die Pausen wurden von den Schülern dazu genutzt, die Schlacht nach zu spielen - auf dem frei zugänglichen Gelände, an dem die Schlacht der Forschung nach vor 2000 Jahren stattgefunden hat. Als Waffen dienten diesmal jedoch lange Äste und keine scharfen Schwerter. Aufgrund der fairen Kampftechnik ging die Schlacht dieses Mal unentschieden aus. In einer anderen Runde durften dann auch ausnahmsweise Mal die Römer gewinnen.
Nach einem anstrengenden Tag stärkten sich die Schüler am Feuer mit einer selbst zubereiteten Gemüsesuppe – ganz nach römischem Rezept. Natürlich darf auch in einem Legionärslager das Zähneputzen nicht fehlen. Mit eigens angefertigtem Zahnpulver aus Salbei und Minze wurde dies zu einem ganz besonderen Erlebnis.
Auch das frühe Aufstehen gehörte für die Legionäre zum Alltag. Daher trafen sich alle Schüler pünktlich um 7.30 an der Feuerstelle zum Frühstück, das diesmal der germanischen Küche entstammte. Hirsebrei und Holunderblütentee lieferten genügend Energie für den Tag, denn bei den folgenden archäologischen Arbeiten wurde den Schülern noch einmal viel Konzentration und Fingerspitzengefühl abverlangt. So führten sie beispielsweise Vermessungen durch oder fertigten detaillierte Zeichnungen von Funden an. THG Essen-Kettwig Christina van Laack
Autor:Goswin Stuebe aus Essen-Kettwig |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.