Die Glanzbilder-Ausstellung im Gartenhaus Dingerkus war ein Publikumsmagnet
Faszinierendes Thema

Pure Poesie: Glanzbilder und Sütterlin erinnern an längst vergangenen Jugendtage. Foto: Bangert
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Das passiert dem aus seinem Dornröschenschlaf geholten und so liebevoll restaurierten Werdener Gartenhaus Dingerkus selten: Es spielte ausnahmsweise nur die zweite Geige!

Denn beim August-Sommergarten richteten sich alle Augen auf vermeintlichen Kitsch. Der Andrang war unglaublich, der Anlass offensichtlich ein faszinierendes Thema: Denn hinter diesen allzu oft despektierlich abqualifizierten Glanzbildchen steckt so viel mehr. Das sind Erinnerungen an Kindheit, an Jugendfreundschaften, an längst vergangene Zeiten. Erinnerungen an unbeschwerte Tage, aber auch an Krisen und Leid.

Gelebte Geschichte

Gelebte Geschichte für die unzähligen Besucher, die in den Garten an der Brandstorstraße strömten. Von solchem großen Zuspruch ziemlich überrascht, gab der Freundeskreis alles. Sorgte für Nachschub mit Kaffee und Kuchen, erklärte die Historie des Gartenhäuschens und des dazu gehörigen Stückchens Land. Unermüdlich im Einsatz, waren hinterher alle ziemlich geschafft, aber restlos glücklich.

Die Kettwiger Künstlerin Kristin Loehr erläuterte ihren künstlerischen und pädagogischen Ansatz mit Ergebnissen ihrer Untersuchung „Trivialästhetische Objekte und ihr Verhältnis zur Realität - aufgezeigt an dem Phänomen Glanzbilder und Poesiealben“ aus dem Jahre 1978.

Dort hatte sie mit Viertklässlern den scharfen Bruch thematisiert. Den Bruch zwischen eben dieser Traumwelt, bis an den Rand gefüllt mit Elfen, Engelchen und unschuldig schauenden Mädchen, und der rauen Wirklichkeit. Es durfte in den Alben gestöbert werden und in alten Beständen. Barbara Schröder hatte die Aktion angestoßen und war überglücklich. Da standen Fans mit ihren eigenen Alben und wollten nun unbedingt tauschen.

Ein erst siebenjähriges Mädchen entpuppte sich als aktive Sammlerin. Da wurden teils uralte Poesiealben mitgebracht, die mit ihren eingeklebten Philippchen und gestochenem Sütterlin begeisterten. Conrad Schlimm hatte sogar eines aus dem späten 19. Jahrhunderts mitgebracht. Aus dem Jahre 1940 ein weiteres Poesiealbum als unglaubliches Zeitdokument. Neben süßlichen Bildchen von Blumenmädchen prangt ein Hitler-Zitat: „Wer leben will, der kämpfe also…“ Viele Geschichten hatten die Besucher im Gepäck, Geschichten aus ihrem Leben. Diesen Lebenserfahrungen zuzuhören, war Genuss und Gewinn.

Am 8. September öffnet der Garten wieder seine Pforten zum Tag des offenen Denkmals von 12 bis 18 Uhr. Am 6. Oktober wird dann von 14 bis 18 Uhr an die Brandstorstraße zum Erntedankfest eingeladen. Freundeskreis-Vorsitzender Peter Bankmann hat schon weitere Ideen: „Vielleicht präsentieren wir auch mal Fußball-Sammelbildchen?“ dada

Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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