Pflegeberufe: Fachkräftemangel auch in Borbeck spürbar

Chronische Überlastung, hoher Zeitdruck und geringe Autonomie - so werden Pflegeberufe zumeist wahrgenommen. Nicht zuletzt deshalb nimmt der Fachkräftemangel dramatisch zu.     Grafik: DBfK
  • Chronische Überlastung, hoher Zeitdruck und geringe Autonomie - so werden Pflegeberufe zumeist wahrgenommen. Nicht zuletzt deshalb nimmt der Fachkräftemangel dramatisch zu. Grafik: DBfK
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Der Beruf des Altenpflegers ist „nicht für jeden etwas“, weiß Torsten Withake, Chef der Agentur für Arbeit Essen. Schichtarbeit, Überstunden, psychische und physische Belastungen schrecken Bewerber ab - und das bei steigenden Zahlen bei den Pflegebedürftigen. Aber: „Es ist ein sicherer, krisenfester Beruf, etwas für die Zukunft“, wirbt die Arbeits-agentur nun mit einer neuen Initiative.

Die Bundesagentur für Arbeit in NRW und das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes NRW haben eine weitere Zusammenarbeit im Rahmen der Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive in der Altenpflege vereinbart.
„Bis 2015 sollen in Essen mindestens 75 bis 100 Arbeitslose dafür gewonnen werden, sich zum Altenpfleger qualifizieren zu lassen, gern mehr“, erklärt Withake. Denn die Zeit drängt: Fachkräfte werden immer rarer auf dem Markt. 50 bis 55 Stellen sind in der Branche aktuell bereits unbesetzt. An finanziellen Mitteln solle es nicht scheitern.

Schwarze Schafe machen die Runde

Im evangelischen Altenheim Bethesda in Borbeck hat man diese Probleme noch nicht. Doch auch hier spürt man, dass es schwieriger wird, offene Stellen adäquat zu besetzen. „Pflegeberufe werden in der Öffentlichkeit zumeist schlecht dargestellt, schwarze Schafe machen die Runde“, weiß Geschäftsführer und Einrichtungsleiter Bernd Hoffmann. Dabei lege man speziell in seiner Einrichtung höchsten Wert darauf, nicht nur Bewohner zu pflegen, sondern auch die Mitarbeiter zu schützen. Gesundheitsunterstützung etwa durch Fitnessstudio oder Massageeinheiten seien Beispiele dafür. Auch versucht man, durch gezielte Bürotage die übrige Arbeitszeit von der Masse an vorgeschriebener Dokumentationsarbeit, die bis zur Niederschrift der Zahnpastasorte führe, frei zu machen. Eine über dem Branchenschnitt von rund sieben Jahren angesiedelte Betriebstreue, die bei etwa zehn Jahren liegt, sei die Belohnung dafür. Und: Die Zufriedenheit der Mitarbeiter wirke sich schließlich auch auf die Qualität der Pflege im Haus aus.
Unflexible Arbeitszeiten und körperliche Anstrengung trotz mittlerweile zahlreicher Hilfsmittel seien dennoch nicht wegzudiskutieren. „Berufe in der Altenpflege sind meist auch Berufung“, weiß Hoffmann. Wohl auch deshalb hätten Vorschläge wie der von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen, die ehemaligen Schlecker-Beschäftigten für Pflegeberufe zu interessieren, nicht gefruchtet. „Eine von 100“, gibt Withake das dortige Interesse in Zahlen wieder.

Bethesda setzt auf Ausbildung

So setzt das evangelische Altenheim Bethesda eher auf Information gerade von Berufsanfängern, so etwa durch Beteiligung am bundesweiten Boys´ Day, predigt die zahlreichen Entwicklungsmöglichkeiten (vom Hygienemanager oder Qualitätsbeauftragten bis zur Pflegedienstleitung) und bildet selbst aus. „Aktuell beschäftigen wir sieben Auszubildende zur Pflegefachkraft, darunter auch einen männlichen“, berichtet Hoffmann.
Janine Büscher ist eine davon. Die 24-Jährige hat ihren Traumjob gefunden. „Ich habe hier schon mal ein Praktikum gemacht und konnte meine Ausbildung so ganz bewusst wählen“, erzählt sie. Familiäre Vorbelastung gab es keine. „Alte Leute pflegen, das mache ich einfach gern“, so die ehemalige Realschülerin. Schichtdienst und Bürokratie, das seien eben einfach notwendige Teile ihres gewählten Berufs.

Autor:

Sara Drees aus Dortmund

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