Karstadt-Chef Dr. Stephan Fanderl erklärt beim Treffen des Handelsverbands NRW Ruhr seine Idee vom funktionierenden Warenhaus
"Omni-Channel" heißt das Zauberwort für das Kaufhaus-Konzept der Zukunft
Wismar ist das älteste und zugleich kleinste Warenhaus im Filialnetz der Galeria Karstadt Kaufhof-Familie. Und zugleich das Paradebeispiel dafür, wie nach der Idee von Dr. Stephan R. Fanderl, CEO der Karstadt Warenhaus GmbH, die Idee vom Warenhaus heute funktionieren kann und muss.
von Christa Herlinger
Der gebürtige Ingolstädter, von Nicolas Berggruen einst zu Karstadt geholt, ist seit 2014 für die Geschicke des Konzerns zuständig. Seit dem 1. Dezember 2018 wächst der gemeinsam mit der Warenhaus-Kette Galeria Kaufhof unter dem neuen Namen Galeria Karstadt Kaufhof zu einer Warenhaus-Gruppe ganz neuer Dimension zusammen.
Drei von vier Kunden kaufen heute stationär und online
In einem rasanten Tempo, wie der Einzelhandelskaufmann und Betriebswirt vor den Gästen des Handelsverbands-Empfangs im Festsaal der Philharmonie Essen darlegte. Dass die Idee der Warenhäuser auch 2020 noch funktioniert, davon ist Fanderl überzeugt. Trotz des fundamentalen Wandels, den der innerstädtische Handel durchläuft. "Omni-Channel" lautet das Zauberwort für das Konzept der Zukunft, mit dem die Idee gelingen soll. "Drei von vier Kunden kaufen heute schon in den Filialen und online ein. Genau das ist die Chance. Die müssen wir konsequent ausspielen", erklärt Fanderl. Das Filialnetz der neuen Warenhaus-Gruppe biete dafür beste Voraussetzungen. "Wir erreichen mit unseren 174 Standorten 80 Prozent der innerstädtischen Bevölkerung. Innerhalb von 15 Minuten kann die Ware beim Kunden sein."
Kunde bestimmt, wie, wann und wo er zahlt, einkauft oder bei Galeria bestellt
Dafür müsse das Online-Sortiment auch stationär verfügbar, der Verkauf auch auf externen Marktplätzen realisiert werden. Der Kunde bestimme, wo er was bei Galeria kaufe, abhole, bestelle oder zahle. "Als wir die Idee in unserem Wismaer Haus vorstellten und dort mit unseren Tablets in der Hand standen, fragte mich eine langjährige Mitarbeiterin 'ich verkaufe also ab sofort nicht nur auf der Fläche, sondern ich biete all das an, was wir haben?'", erinnert sich Fanderl an einen besonderen Moment. "Da wusste ich nämlich, dass es funktionieren kann, wenn unsere Mitarbeiter so reagieren." Die Filiale ist Karstadt-Stammhaus und zugleich Vorzeigebeispiel für das neue "Omni-Channel-Konzept" von Galeria Karstadt Kaufhof.
Funktionierender Einzelhandel ist heute kein Selbstläufer
Der Vortrag des Chief Executive Officer (CEO) der Karstadt Warenhaus GmbH lieferte eine Menge Impulse für die Mitglieder des Handelsverbands NRW Ruhr e.V., der für die Städte Essen, Mülheim und Oberhausen zuständig ist. Doch die Zeiten sind nicht leicht. Vorstands-Vorsitzender Hartmut Buhren erklärte in seiner Eröffnungsansprache, dass gut funktionierender Einzelhandel heute kein Selbstläufer sei. "Was wir brauchen, um zukunftsfähig zu sein, ist ein Dreiklang aus Klimaschutz, Mobilität und florierender Wirtschaft. Denn ohne die geht es nicht."
Innenstädte müssen zukunftsfit gemacht werden
Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen sprach sich in seinem Grußwort für eine Umgestaltung der Innenstädte aus. "Wir müssen die Citys fit machen für die Zukunft." Im nächsten Haushalt der Stadt Essen werden dafür zusätzliche 400.000 Euro bereitgestellt. Gastromomie, Event, Wohnen und Arbeiten - all diese Dinge müssen Raum finden. "Treffpunkte sind wichtig", so Kufen. Mit einem Feierabendmarkt und mehr Grün in der City wolle man weitere schaffen. Doch ohne Verkehrswende, auch das machte der Oberbürgermeister klar, werde dies nicht gelingen. "Wir wollen keine autogerechte, sondern eine menschengerechte Stadt."
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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