Gehen trotz Gegenwind - Neues Angebot jetzt immer mittwochs
Mit dabei beim ersten „Willst du mit mir geh'n?“ Spaziergang in Unterfrintrop
Es regnet und stürmt in Essen an diesem Mittwochmorgen. Doch die Herrschaften, die sich im Papst Leo Haus eingefunden haben, sind fest entschlossen, ihren Plan vom heutigen Spaziergang umzusetzen. „Wenigstens eine kleine Runde!“, beschließt man. Und so geht es los in Richtung Gleispark.
Eine große Menschenschar hat sich in der Eingangshalle des Wohn- und Pflegeheimes nicht eingefunden. Doch das muss nichts bedeuten, weiß Spazierpate Hugo Thies. „Wann immer beim Starttermin die Teilnehmerzahl gering ausfiel, waren beim nächsten mal umso mehr Leute dabei!“, erzählt der engagierte Senior, für den die Organisation der Spaziergänge eine Herzensangelegenheit ist. Bereits 16 Gruppen hat der Bergerhauser nun ins Leben gerufen. „Die erste vor sieben Jahren“, erinnert er sich.
Spazierpate mit Leidenschaft
Als im November 2011 die Idee für die Initiative in Essen entsteht, bedarf es zunächst einiger Monate Vorbereitungszeit. Und als dann im März 2012 der entgültige Startschuss fällt, ist wohl noch nicht abzusehen, wie viele Menschen sich einmal für die Spaziergänge begeistern würden. Doch die „unendliche Geschichte von 'Willst du mit mir geh'n?'“, wie sie Thies scherzend nennt, beginnt. Und so gibt es heute fast in jedem Stadtteil in Essen mindestens eine Gruppe, die sich wöchentlich trifft, um gemeinsam die Gegend zu erkunden. Stadtteile, in denen noch keine Treffen stattfinden, wolle man in nächster Zeit ebenfalls in Angriff nehmen. Potential gäbe es beispielsweise in Dellwig, Bergeborbeck und Bochold, wo mehr als 3.000 Senioren leben.
Gemeinsam statt einsam
Insgesamt rund 140 Spazierpaten sind es, die Woche für Woche die kleinen Wanderungen begleiten und sich spannende Routen ausdenken, die die Senioren beschreiten können. Denn darauf gilt es zu achten, damit die Teilnahme für jeden machbar ist. „Kleinere Treppen oder Hindernisse kann man aber sogar mit dem Rollator oder dem Rollstuhl überwinden“, wissen die Spaziergänger der heutigen Runde. Denn dann würde ganz einfach eben mit angepackt, sich gegenseitig geholfen.
Das Mittwochs-Treffen um 11 Uhr am Papst Leo Haus bietet nun auch den Unterfrintropern regelmäßig die Möglichkeit zum gemeinsamen Bewegen. Aber auch ins Gespräch kommen sollen die Menschen, betont Hubert Röser, Quartiersmanager der Einrichtung an der Unterstraße. Ein wichtiger Punkt, denn Einsamkeit im Alter führt häufig zu sozialer Isolation und wirkt sich negativ auf die physische sowie psychische Gesundheit aus. Dem wollen die Verantwortlichen des Papst Leo Hauses entgegenwirken.
Noch Freiwillige gesucht
Für die Wanderungen in Unterfrintrop konnten sich bis dato noch keine festen Spaziergangspaten finden. Übergangsweise stellt sich daher auch der Quartiersmanager selbst in den Dienst. „Wir hoffen jedoch, dass sich bald weitere Freiwillige melden“, erklärt er. „Im Optimalfall würden sich bis zu vier Personen die Aufgabe teilen, damit auch im Krankheitsfall oder zu Urlaubszeiten immer jemand zur Verfügung steht.“ Voraussetzungen gebe es nicht, nur Zeit solle man eben am Mittwoch Vormittag haben. Und auch ein wenig Ortskenntnis könne nicht schaden. Doch allzu viel Arbeit abseits der eigentlichen Spaziergänge bedeute der Job nicht, weiß Spazierpate Manfred Gäbel, der eigentlich die Oberfrintroper Gruppe begleitet und heute in Unterfrintrop „Nachbarschaftshilfe“ leistet.
Gelungene erste Runde
Im Großen und Ganzen hatten die Spaziergänger dann doch Glück mit dem Wetter, denn auch wenn wegen kräftigen Böen einige Hüte festgehalten werden müssen, haben die Regenwolken sich schnell verflüchtigt.
Nachdem auf dem Rückweg Geschichten über vergangene Tage erzählt und Erinnerungen über längst geschlossene Geschäfte und weggezogene Arztpraxen ausgetauscht wurden, gibt es am Ende des gut 45-minütigen Ausfluges noch ein gemeinsames Kaffeetrinken in der Cafeteria des Papst Leo Hauses.
Autor:Alicia Roetering aus Essen-Borbeck |
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