Macht und Missbrauch in der katholischen Kirche waren Thema bei der Maienmahlzeit in Borbeck

Schüler der Dürerschule eröffneten den Abend in der Dampfe mit Gesangseinlagen und Maigedichten. | Foto: Debus-Gohl
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  • Schüler der Dürerschule eröffneten den Abend in der Dampfe mit Gesangseinlagen und Maigedichten.
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Er hat war Rektor am Berliner Canisius Kolleg. Im Januar 2010 schrieb er einen Brief an ehemalige Schüler seiner Schule. Ein Brief, der für Wirbel gesorgt hat. Adressat waren diejenigen, die in den 1970er und 80er Jahren durch zwei Jesuiten am Canisius missbraucht wurden. Seitdem ist der Name Klaus Mertes eng mit der Aufklärung und Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche verbunden.

Mertes ist heute Direktor des Kollegs St. Blasien im Schwarzwald. Pädagoge aus Leidenschaft und überzeugter Katholik. Einer, der sich auch weiterhin mit der Institution Kirche identifiziert. Dass sich diese Überzeugung und Mertes kritische Haltung gegenüber den Machtstrukturen und Hierarchien in der Kirche und der katholischen Erziehung nicht ausschließen, das machte der Jesuit bei der Borbecker Maienmahlzeit deutlich. Mit Heinz-Elmar Tenorth, Borbecker und Erziehungswissenschaftler mit dem Schwerpunkt historische Bildungsforschung, lieferte er sich ein spannendes Streitgespräch über eben diese Fragen.

Nicht nur der Missbrauchstäter ist schuld

Es ging um tief verankerte Systeme innerhalb der Kirche, um das ungeklärte Verhältnis der Institution zum Thema Sexualität. "An den bekannt gewordenen Missbrauchsfällen ist nicht nur der Missbrauchstäter schuld", antwortete Mertes seinem Gegenüber. Schuld habe immer auch das System. Wenn es darum gehe, Gewalt in der katholisch geprägten Erziehung aufzudecken, gehe es immer auch darum, Gewalt in der Kirche offenzulegen. "Und noch eines ist wichtig bei der Betrachtung: Die Ausübung von geistlicher Macht in der Kirche ist bis heute an das Geschlecht gebunden", so der in Bad Godesberg geborene Pater. Der hat für seinen Einsatz um Aufklärung der Missbrauchsfälle nicht nur Lob erhalten. "Sie sind auch als Nestbeschmutzer beschimpft worden", weiß Tenorth.

Klare Grenzen und Interaktion

Erziehung und Schule seien notwendig, da waren sich die Disputanten einig. Es müsse klare Grenzen geben, für Lehrer und die Lernprozesse. "Dabei ist Interaktion notwendig. Die hätte in allen Missbrauchsfällen geholfen."
Bei einem Drei-Gang-Menü konnten die Gäste der Maienmahlzeit das Programm in der Dampfbier Brauerei erleben. Das beinhaltete neben der wissenschaftlichen Disputatio auch Musik und Maienlyrik. Schüler der Dürerschule übernahmen unter Regie von Cornelia Krause von Cardellino e.V. die herzerfrischende Eröffnung.

Ehrenamtspreis für Bernhard Höcker

Susanne Asche, Vorsitzende des gastgebenden Borbecker Bürger- und Verkehrsvereins, war in Sachen Verleihung des Ehrenamtspreises "Hand in Hand" gefragt. Der ging in diesem Jahr an Bernhard Höcker. Der 82-Jährige war sichtlich gerührt über die lobenden Worte der BBVV-Vorsitzenden. 13 Jahre lang hat er Pfandflaschen gesammelt, über 71.000 an der Zahl. Der komplette Erlös in Höhe von 23.000 Euro ging an soziale Einrichtungen wie das Weigle-Haus oder die Initiative Pskow.

Er hat 43.000 Kilometer mit dem Rad zurückgelegt, dabei in 13 Jahren über 71.000 Pfandteile, vor allem Flaschen, gesammelt und deren Erlös an soziale Einrichtungen gespendet: Bernhard Höcker bekam den diesjährigen Ehrenamtspreis "Hand in Hand".

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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