Am Frintroper Schemmannsfeld soll nun der erste behindertengerechte Spielplatz in Essen entstehen
Für einen Spielplatzbesuch fährt Andrea Fuchs bis nach Krefeld
Fynn liebt es zu schaukeln. Und wie alle Zehnjährigen sagt er bei der Aussicht auf eine rasante Karussellfahrt nicht nein. Doch allzu oft stehen für den Borbecker Vergnügungen wie diese nicht auf dem Programm. Nicht weil Mama Andrea es ihrem Sohnemann nicht ermöglichen möchte, den beiden fehlt vielmehr die Gelegenheit. Denn Fynn sitzt im Rollstuhl.
Der kleine Junge leidet unter dem Angelman Syndrom, einem seltenen Gendefekt auf dem 15. Chromosom. Er kann nicht sprechen, nur wenige Schritte ohne Hilfe laufen. Hinzukommen Epilepsie und schlimme Schlafstörungen.
Mit dem Rolli-E-Bike durch Essen
Andrea Fuchs wird nicht müde, sich immer wieder neue Dinge zu überlegen, die ihrem Sohn das Leben schöner machen. Mit dem Rolli-E-Bike unternehmen die beiden, wenn immer es möglich ist, Touren durch Essen. Ab dem nächsten Jahr wird die Sportanlage am Schemmannsfeld in Frintrop ganz sicher zu ihren regelmäßigen Zielen gehören.
Dort passiert in den nächsten Monaten eine Menge. Das Vereinsgelände des Sport Club Frintrop 05/21 e.V. wird umgestaltet. Neben Kunstrasenplatz und Beachvolleyballfeld soll dort ein Sport- und Bürgerpark mit Multifunktionsbolzplatz und einer Kinderspielanlage entstehen. Und die soll als erste im Essener Stadtgebiet behindertengerecht angelegt werden. Auch der geplante Spiel- und Sportparcours, so verrät der Vereinsvorsitzende Werner Engels, wird nach seiner Fertigstellung von Menschen mit und ohne Behinderungen genutzt werden können.
Komplett inklusives Konzept
"Das Konzept für den neuen Sport- und Bürgerpark ist inklusiv", so Engels. Das Miteinander von behinderten und nicht behinderten Sportlern funktioniert auf dem Gelände im Ortsteil Frintrop seit vielen Jahren. Auch bei der Integration von Flüchtlingen und Essenern mit Migrationshintergrund hat der Verein neue Wege beschritten. Die neu gestaltete Sportanlage wird weitere Möglichkeiten bieten. Der Rat hat das Investitionskonzept abgesegnet, die Finanzierung ist gesichert. Im nächsten Schritt geht es nun an die Realisierung. Denn schon im kommenden Jahr soll das Projekt fertig gestellt sein.
Mit dem Rollstuhl ins Karussell
Für Andrea Fuchs sind die Pläne des Vereins ein großes Glück. Kleine Auszeiten vom Alltag sind für Fynn und seine Mutter wichtig, um neue Kräfte zu tanken. Und das lässt sich prima beim Spielen und Entspannen. Doch einen Spielplatz zu finden, auf dem auch Fynn sich entfalten kann, ist nicht leicht. "Bislang bin ich immer nach Krefeld gefahren", berichtet die Mutter. Im dortigen Zoo gibt es ein Drehkarussell, das auch für Rollstühle zugänglich ist. "Das kann ich mit Fynn nutzen", so die Borbeckerin.
Nestschaukel in Planung
Ob es ein Karussell auch in Frintrop geben wird, steht noch nicht fest. "Wir planen aber definitiv eine Nestschaukel auf unserem Gelände", berichtet Werner Engels. Andrea Fuchs ist happy. "Da kann sich Fynn dann hineinlegen." Und auch über die Anschaffung spezieller Sportrollstühle denkt man in Frintrop nach. Die sollen interessierten Sportlern leihweise zur Verfügung stehen. "Damit sie den neuen Sport- und Spielparcours nutzen können." Auch auf dem neuen Hartplatz ließe sich damit einiges anstellen: Rollstuhlhockey oder -Basketball, beispielsweise.
Problem ist überall das gleiche
Andrea Fuchs ist begeistert von dem, was sich da in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft tut. "Denn ich weiß, dass es auch in anderen Städten Probleme für Eltern mit behinderten Kindern gibt. Integrative Spielplätze sind einfach Mangelware." Im Netz hat die Borbeckerin einen Bericht über die Eröffnung eines Spielgeländes in der Nähe von Frankfurt gefunden. "Wenn man sieht, mit wie viel Spaß die Kinder dort unterwegs sind, weiß man, wie wichtig solche Einrichtungen sind", freut sich Fynns Mutter, dass man genau dieses in Essen und vor allem beim SC Frintrop erkannt hat.
Autor:Lokalkompass Borbeck aus Essen-Borbeck |
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