Wichtig ist nicht nur auf´m Platz - Sabrina Bemmelen und Jessica Bade über das Leben als Fußballerin und darüber hinaus
Auf dem Papier trennen sie ganze sieben Jahre. Im Frauenfußball jedoch liegt quasi eine ganze Generation zwischen Sabrina Bemmelen (25) und Jessica Bade (18).
Während die eine das Gefühl „1. Bundesliga“ in vollen Zügen genießt, bereitet sich die andere bereits auf das nächste Großereignis mit der U19 Nationalmannschaft vor: die U19 Europameisterschaft in der Türkei.
Für beide junge Frauen bedeutet der Fußball in ihrem Leben alles - zumindest momentan. Doch dass „nicht nur auf´m Platz wichtig ist“, haben beide auf dem Schirm. Die gelernte Automobilkauffrau Sabrina Bemmelen hat bedingt durch ihren Wechsel von Alemannia Aaachen aus der Regionalliga zum Bundesligisten SGS ihren Job bei einer Bank an den Nagel gehängt, probiert sich neu aus und studiert im ersten Semester Deutsch und sport auf Lehramt. „Ich wünsche mir, dass mein Studium ebenso geradlinig verläuft wie mein bisheriger schulischer bzw. beruflicher Weg“, erzählt die 25-jährige Stürmerin.
Doch so ganz einfach lassen sich Schule und Leistungssport nicht immer unter einen Hut bringen. „Mit 14/15 hatte ich ein schwere Phase“, räumt Bemmelen ein. „Ich musste die 9. Klasse wiederholen, sogar die Schule wechseln, weil meine Noten zu schlecht waren. Das hat mich auch in meinem sportlichen Werdegang gehemmt. Erst viele Jahre später habe ich erfahren, dass Silvia Neid mehrfach angerufen hat, um mich zu einem Lehrgang in der Sportschule Kaiserau einzuladen. Meine Mutter hat jedoch aufgrund meiner schulischen Situation immer wieder abgesagt.“
Einladungen zu Lehrgängen, Einsätze für die verschiedenen Nationalteams im Juniorenbereich, die gehören für Jessica Bade seit langem zum sportlichen Alltag. Genau wie Sabrina Bemmelen schnürte die gebürtige Hessin ihre Fußballschuhe im zarten Alter von vier Jahren zum ersten Mal. „Und auch für mich stand damals schon fest, das ist genau das, was ich machen will.“ Dabei hätte es Mutter Bade viel lieber gehabt, Jessica hätte sich für den Ballettunterricht entschieden. Über den FC Oberwehen, Olympia und Hessen Kassel sowie den SSC Vellmar kam die 1.68 Meter große Angreiferin 2009 zur SG Essen Schönebeck. Viele Jahre hat Jessica Bade gemeinsam mit Jungen trainiert und gespielt. „Auch in den DFB Stützpunkten“. In Sachen Technik und Taktik hat sie die gleiche Ausbildung erfahren wie ihre männlichen Kickerkollegen. „Und der DFB hat auch darauf geachtet, dass Schule und Fußball miteinander harmonieren. Während der Lehrgänge lief das Schulprogramm für uns weiter, es gab Nachilfeeangebote, wenn sich irgendwo Defizite zeigten.“
In den nächsten Monaten bereitet sich Jessica Bade auf ihr Fachabitur am Berufskolleg im Bildungspark vor. Anschließend will die U19- Nationalspielerin das Abitur angehen. „Um dann an der Sporthochschule Köln Sportwissenschaften zu studieren.“
Dass die beiden Karriere und Ausbildung unter einen Hut bringen können, das ist nicht nur ein Verdienst ihres Vereins. „Auch der Rückhalt und die Unterstützung unserer Eltern und Familien tragen eine Menge dazu bei“, sind sich die zwei einig.
Richtig investiert haben die Eltern von Jessica Bade. Um die Karriere ihrer Tochter zu unterstützen, sind sie von Kassel nach Essen gezogen. „Ohne sie hätt ich das hier auch sonst ganz sicher nicht gepackt“, räumt die 18-Jährige ein. Wohl wissend, wie wichtig Schule und Beruf für das Leben nach dem Fußball sind, ist der Sport für die beiden erfolgreichen Bundesligaspielerinnen derzeit die erklärte Nummer 1. „Wir wollen mit der Mannschaft in der Rückrunde Tabellenplatz fünf angreifen“, erklären sie ihr Ziel. Und das scheint mit Blick auf das Punktekonto der SGS gar nicht mal so unrealistisch.
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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