Von Schönebeck bis ans Ende der Welt

Albert Fuchs hat es nicht nur bis nach Santiago de la Compostela, sondern bis ans Ende der Welt nach Cap Finisterre geschafft. | Foto: Fotos: Albert Fuchs
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  • Albert Fuchs hat es nicht nur bis nach Santiago de la Compostela, sondern bis ans Ende der Welt nach Cap Finisterre geschafft.
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Er war 126 Tage unterwegs, hat in Klöstern und einfachen Herbergen übernachtet, nicht selten mit bis zu 60 Personen in einem Schlafsaal. Er musste Dauerregen, Hagel und Sturm ertragen, war unzählige Stunden allein mit sich und der Natur.
Trotz aller Strapazen ist Albert Fuchs noch immer gefangen - von den Eindrücken, Begegnungen und der Freundlichkeit der Menschen, denen er unterwegs begegnet ist. Der 69-jährige Schönebecker hat sich einen Traum erfüllt. Er ist gepilgert, von Schönebeck aus 2.850 Kilometer bis nach Santiago de Compostela. „Schritt für Schritt, im eigenen Rhythmus und ohne Hast.“
Die Idee dazu entstand bereits 1993. „Damals bin ich mit meiner Frau den Hauptweg in Spanien gefahren - mit dem Fahrrad. Wir hatten vor, anlässlich unserer Silberhochzeit eine ganz besondere Reise zu unternehmen. Und das, was wir erlebt haben, ist bis heute unvergessen.“
Die komplette Wegstrecke allein und zu Fuß zurück zu legen - diesen Traum träumte Albert Fuchs viele Jahre. „Aber ich wusste, die Zeit konnte ich mir erst nach meiner Pensionierung nehmen.“ Im Frühjahr 2007 machte er sich erstmals auf den Weg.
In fünf Abschnitte hat er die Gesamtstrecke aufgeteilt, im Oktober vergangenen Jahres durfte er sich im Pilgerbüro von Santiago die „Compostela“ abholen. Gleich mehrere Pilgerbücher zeugen von dem beschwerlichen Weg. Doch weder Dauerregen, Sturm oder Hagel, anstrengende Bergpfade, Muskelkater oder Blasen an den Füßen konnten Albert Fuchs aufhalten.
In Spanien pilgerte er nicht den Hauptweg, den Camino Francés, den Hape Kerkeling in seinem Buch beschreibt, sonden den Küstenweg über San Sebastian, Bilbao, Santander und Oviedo. „Ursprünglich hatte ich mir vorgenommen, unterwegs wichtige Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Doch ich habe schnell festgestellt, man hat weder die Zeit noch den Kopf frei für derartige Dinge.“
Bis zu 16 Kilo schwer war der Reiserucksack, mit dem der Schönebecker unterwegs war. „In Frankreich kamen noch einmal drei Liter Wasser als Tagesration hinzu. In Spanien gab es allerorts Brunnen, an denen man seine Wasservorräte auffüllen konnte.“
Auf seiner Pilgerreise hat Albert Fuchs eine Menge beeindruckender Erlebnisse und Begegnungen machen dürfen. „Ich habe einen Franzosen kennengelernt, der mit seiner durch ein Gehirn Aneurysma gehandicapten Frau unterwegs war.“ 1.600 Kilometer hatten die beiden mit Fahrrad und dem daran installierten Rollstuhl bereits hinter sich, 2.400 sollten noch folgen. „Ebenso beeindruckt war ich von einer 20-jährigen Deutschen“, erinnert sich Fuchs, „nach Krebserkrankung und durchstandenen Therapien war sie gemeinsam mit ihrem Vater und der Schwester auf dem Pilgerweg unterwegs. Sie strahlte eine so ansteckende Fröhlichkeit aus, die viele von uns innerlich erblassen ließ.“
Die Menschen unterwegs seien unheimlich offen gewesen. „Viele von ihnen waren auf der Suche nach dem Lebenssinn, hatten schwierige Phasen zu bewältigen. Die Motivation, sich auf die Reise zu begeben, war bei allen ganz unterschiedlich.“
Probleme, unterwegs so viele Stunden allein mit sich zu sein, die hatte Albert Fuchs nicht. „Allerdings fängt man schon komische Sachen an, beispielsweise habe ich häufig laut gesungen.“
Die Erinnerungen an die einzelnen Etappen hat Albert Fuchs in einem Pilgertagebuch aufgeschrieben, ein Teil der 1.900 Fotos ziert ein Jakobsweg-Album. Die Compostela, die Urkunde, die jedem Pilger als Lohn für seine Mühen winkt, schmückt nun gerahmt die Wand des Arbeitszimmers.
Am Ende der Welt, am Kap Finisterre, ist für den Schönebecker die Reise zu Ende gegangen. „Einen Traum habe ich allerdings noch“, spinnt der 69-Jährige bereits neue Pläne, „ich würde gerne die Via Francigena von Canterbury über Lausanne, den St. Bernhard Paß bis hin nach Rom laufen. Doch jetzt geht erst einmal die Familie vor.“

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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