Von Ghana nach Borbeck: Manfred Glaser ist Gastronom und Weltenbummler mit Leib und Seele

Das Klavier aus dem "Coupé 1880" hat einen neuen Platz gefunden, steht jetzt im "Platz 5". | Foto: Debus-Gohl
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"In der Gastronomie zählt vor allem eines: Kreativität. Man muss außergewöhnlich sein, dann erinnern sich die Leute an dich", findet Manfred Glaser. Außergewöhnlich war bis jetzt auch das Leben des gelernten Hotelkaufmanns und Kochs. Er hat in Italien gearbeitet, in Spanien und in Borbeck. 1997 baute Glaser seine Zelte im Revier ab und wanderte aus nach Westafrika. Für elf Jahre war Ghana sein Zuhause. Vielen Borbeckern ist der 63-Jährige noch aus ganz anderen Zeit in Erinnerung geblieben, nämlich als Besitzer des "Coupé 1880" im Bahnhof.

An der Mosel geboren, in Niedersachsen aufgewachsen

Weltenbummler mit Leib und Seele: das ist die passende Bezeichnung für Manfred Glaser. Bereits nach seiner Ausbildung zog es den Mann, der an der Mosel geboren und in Niedersachsen aufgewachsen ist, in die Welt hinaus. Glaser hat eine Menge gesehen, in den verschiedensten Hotels gearbeitet. "Und eine Vielzahl spannender Leute kennengelernt. Nicht nur Gäste, auch unter den Arbeitskollegen gab ganz ausgefallener Menschen."1985 verschlug es ihn nach Borbeck. Hier wagte er den Weg in die Selbständigkeit. 1987 eröffnete er das "Coupé 1880" im Bahnhof. Heute hat der Verein Zug-um-Zug dort seine Räume.
Aus einer runtergekommenen Bahnhofskneipe machte Glaser damals eine angesagte Speisegaststätte mit Frühstücksangebot, temporärem Mittagstisch sowie einem großen Schankraum, in dem sich die Borbecker an der Theke trafen. "Wir waren eine tolle Clique früher", erinnert er sich lachend. "Parteiübergreifend war alles mit dabei."

Legendäre Gesangseinlagen mit Klavierbegleitung

Legendär bis heute die Gesangseinlagen, die der Vorsitzende der Borbecker Sängervereinigung Karl-Heinz Selmoser im "Coupé 1880" hinlegte. Am Klavier wurde er bei "My way" oder "New York, New York" von einem polnischen Schauspieler und Musiker begleitet. "Ein super Typ", erinnert sich Glaser gerne an den Künstler zurück. "Leider haben wir uns aus den Augen verloren." Das Klavier, an dem Dariusz in die Tasten haute, befindet sich bis heute in Glasers Besitz. "Ein wenig verstimmt das gute Stück", erklärt der Gastronom schmunzelnd. "Doch das wird bald behoben."
Als gelernter Koch kümmerte sich Glaser im Bahnhof lange selbst um die Verköstigung seiner Gäste. Und auch an der Theke war es oftmals der Chef selbst, der am Zapfhahn stand. Auf seine Kreativität hatten die langen Tage und Nächte im "Coupé 1880" aber keinen negativen Einfluss. Im Gegenteil. Glaser und seine Mitstreiter setzten gastronomische Meilensteine. "Wir waren damals die Ersten, die zur WM 1990 Public Viewing organisiert haben. Wer hat damals an Public Viewing gedacht? Und an Silvester 1989/90 haben wir ein All-In-Angebot für die Party zum Jahreswechsel organisiert. Auch das bis dato eher unbekannt."

Aus vier Wochen Ghana wurden elf Jahre

1995 folgte dann der Bruch. "Aus privaten Gründen konnte und wollte ich in Borbeck nicht weiter machen", erzählt er. Von seiner Schwester bekam er den Tipp: "Spann doch mal aus, flieg nach Ghana, dort wird es dir gefallen." Gesagt getan. Vier Wochen lang verbrachte Glaser in dem westafrikanischen Staat. Eine turbulente Zeit. Er lernte dort seine heutige Ehefrau und die Mutter seiner Tochter kennen. Seine Rückkehr nach Deutschland war kurz. "Ich habe einen Überseecontainer organisiert und gepackt, dann ging es direkt wieder zurück nach Ghana." Aus den ursprünglich vier Wochen wurden elf Jahre.
Auch in Afrika blieb der Weltenbummler nicht lange untätig. Im Zentrum von Accra, der Hauptstadt Ghanas, eröffnete er ein kleines Restaurant. "Überhaupt nicht vergleichbar mit Deutschland" erinnert er sich lachend. "Oftmals hatten wir über viele Stunden am Tag keinen Strom. Da brauchte man schon Ideen, wie man Fleisch und Fisch kühl halten konnte." Aufgrund einer andauernden Energiekrise musste er den Betrieb irgendwann aufgeben.

Hotelmanager in Dodowa

Doch das war für Glaser kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Er wurde Hotelmanager in Dodowa, rund 120 Kilometer süd-westlich der Landeshauptstadt. "Ich habe in Ghana viele Deutsche aus der Entwicklungshilfe kennengelernt. Viele ältere Ghanaer sprechen sogar noch Deutsch, ein Überbleibsel aus der Kolonialzeit", erzählt der Globetrotter, der auch als Eventmanager für die Deutsche Botschaft in Ghana tätig war. Nebenbei entwarf das Multitalent Wochenendhäuser nach deutschem Vorbild und baute Chalets am größten Stausee des Landes.
2008 kehrte der heute 63-Jährige mit Frau und Tochter nach Borbeck zurück. "Irgendwann habe ich mir gedacht: so, jetzt reicht's", erzählt Glaser. Doch so ganz ohne kann der Vollblutgastronom auch in Deutschland nicht. Seit Anfang des Jahres steht er wieder hinter der Theke, hat gemeinsam mit Tochter Daniela und Ehefrau Rachel die Clubgastronomie "Platz 5" im Borbecker Tennisclub an der Schloßstraße 98 übernommen. Doch "Schwarzwälder-Schnitzel" und Snacks aus der afrikanischen Küche sind nicht nur etwas für die Tennisspieler. "Platz" 5 ist eine öffentliche Gaststätte. "Wir wollen auch hier nicht langweilig werden."
Viele alte Stammgäste vom "Coupé 1880" haben bereits wieder den Weg ins "Platz 5" gefunden. "Die Leute erinnern sich an die guten Dinge und das macht mir einfach Spaß daran",so der Gastronom lachend.

Text: Vanessa Neuhaus

Das Klavier aus dem "Coupé 1880" hat einen neuen Platz gefunden, steht jetzt im "Platz 5". | Foto: Debus-Gohl
Tochter Daniela unterstützt ihren Vater Manfred Glaser tatkräftig bei seinem neuen Projekt: Die Clubgastronomie "Platz 5" steht allerdings nicht nur Vereinsmitgliedern offen, sondern ist eine öffentliche Gaststätte. | Foto: Debus-Gohl
Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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