Sprachlos in Frintrop: "M & B dental"-Team steht von einem Tag auf den anderen ohne eine Meisterin da

Daria Sungurova im Kreis ihrer Arbeitskollegen. Seit letzter Woche darf die 30-Jährige aufgrund der eingezogenen Arbeitserlaubnis nicht mehr an ihren Arbeitsplatz in Frintrop. | Foto: Debus-Gohl
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  • Daria Sungurova im Kreis ihrer Arbeitskollegen. Seit letzter Woche darf die 30-Jährige aufgrund der eingezogenen Arbeitserlaubnis nicht mehr an ihren Arbeitsplatz in Frintrop.
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Werner Bloch ist noch immer sprachlos. Der Zahntechnikermeister, der gemeinsam mit Partner Andreas Möller die "M & B dental GbR" an der Frintroper Straße 332 betreibt, hat ein handfestes Problem. Verursacht durch eine Entscheidung des Ausländeramtes in der Landeshauptstadt Düsseldorf. "Man hat mir Knall auf Fall eine Mitarbeiterin entzogen", hat der Mittelständler, der in seinem Betrieb 28 Mitarbeiter beschäftigt, wenig Verständnis für die Entscheidung. Denn es fehlt nicht irgendeine Mitarbeiterin, sondern eine Meisterin.

Seit knapp einem Jahr ist Daria Sungurova in dem Labor an der Frintroper Straße beschäftigt. Die 30-Jährige leitet bei "M & B dental" die Abteilung Keramik, sechs Mitarbeiter gehören zu ihrem Team. Seit Dienstag letzter Woche kann und darf die in Tschernigow, Ukraine, geborene Handwerksmeisterin allerdings nicht mehr an ihrem Arbeitsplatz erscheinen. Grund ist die fehlende Arbeitserlaubnis. Das Amt für Migration und Integration sieht nach Prüfung der Aktenlage keine Möglichkeit, die Aufenthaltsgenehmigung der Ukrainerin zu verlängern, damit erlischt auch die Arbeitserlaubnis. Für die Ablehnung führt die Behörde gleich mehrere Gründe ins Feld: Die Ausbildungsdauer, sprich Meisterschule, habe durch Wahl der Vollzeitform weniger als zwei Jahre gedauert, zudem sei man unschlüssig, ob Zahntechnikermeister aus dem nicht EU-Ausland nicht generell eine Zulassung auf dem Arbeitsmarkt erhalten müssten. Daria versteht die Welt nicht mehr.

Handwerkskammer Hamburg erkennt Ausbildung an

2010 war die junge Frau, die ihre Berufsausbildung als Zahntechnikerin in Tschernigow 2008 mit einem 1er-Diplom abgeschlossen hat, das erste Mal in Deutschland. "Damals habe ich als Au Pair in einem Privathaushalt gearbeitet, anschließend in einem Hamburger Labor als Zahntechnikerin."
Ihre damalige Beziehung brach auseinander, Daria reiste zurück in die Ukraine. Kaum angekommen, kommt Post aus Deutschland. "Ich hatte meine beruflichen Dokumente zur Anerkennung bei der Handwerkskammer Hamburg vorgelegt. Im Juni 2012 bekam ich den positiven Bescheid." Das Zertifikat "Deutsch als Fremdsprache Mittelstufe B1.2" hatte sie damals bereits in der Tasche.
2014 beantragte die junge Frau erneut ein Visum für Deutschland. "Ich hatte die Zusage zum Besuch der Meisterschule in Münster erhalten." Dank Unterstützung von Stiefvater Rolf Hosse besuchte sie die Schule Vollzeit. Im Juni 2016 durfte sie den Meisterbrief entgegennehmen. Wenige Tage später erhielt sie von der Stadt Münster ein Visum - befristet auf ein Jahr. Dieses berechtigte zur Arbeitsplatzsuche und umfasste eine Arbeitserlaubnis. Ihre erste Stelle trat Daria in Düsseldorf an. "Aus diesem Grund ist jetzt die dortige Behörde für mich zuständig", erzählt die junge Frau, die auch in der Landeshauptstadt lebt. Nach Ende ihrer Probezeit in Düsseldorf wechselte die frischgebackene Meisterin nach Essen.

Noch niemals staatliche Hilfe in Anspruch genommen

"Ich habe zwei Jahre nach einem entsprechenden Mitarbeiter gesucht", so Werner Bloch und entkräftigt damit das Argument, die Ukrainerin nehme einem deutschen Meister bzw. einem EU-Ausländer die Stelle weg. "Daria hat noch nie staatliche Hilfe in Anspruch genommen, zahlt Steuern und Sozialabgaben", ergänzt Stiefvater, der bei der Stadt Herne eine Verpflichtungserklärung hinterlegt hat. Damit kommt er im Falle eines Falls für den Unterhalt der Stieftochter auf.
Argumente, die für die Behörde nicht zählen. Inzwischen hat die junge Frau Widerspruch gegen die Entscheidung eingelegt, den Fall an einen Rechtsanwalt übergeben. "Wir haben aber Angst, dass uns die Zeit davon läuft", so Daria und ihr Chef Werner Bloch unisono. Der Status der jungen Meisterin ist aktuell auf den der Duldung zurückgestuft. Es droht im schlimmsten Fall die Abschiebung.

"Mir fehlt die Arbeitskraft, Daria ihr Einkommen"

"Ich kann die Argumentation der Behörde nicht nachvollziehen", so Bloch. "Vor allem ist es sowohl für den Arbeitgeber wie die Arbeitnehmerin nicht tragbar, die Arbeitserlaubnis von jetzt auf gleich zu entziehen. Mir fehlt die Arbeitskraft, Daria ihr Einkommen. Bis die Gerichte entschieden haben, dürfte so etwas nicht sein." Außer man möchte Tatsachen schaffen. "Denn wenn ich meine Mama und meinen Stiefvater nicht hätte, könnte ich finanziell nicht lange überleben", räumt Daria ein.
Werner Bloch hat den Fall bei der Handwerkskammer vorgetragen, beim Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration angefragt und bei der Ausländerbehörde angerufen. "Dort wurde ich mit der Antwort abgespeist, so seien sie nun mal, die deutschen Gesetze."
Aufgeben wollen beide nicht. Eine offizielle Stellungnahme der Ausländerbehörde in Düsseldorf gibt's aufgrund des laufenden Verfahrens nicht.

Daria Sungurova im Kreis ihrer Arbeitskollegen. Seit letzter Woche darf die 30-Jährige aufgrund der eingezogenen Arbeitserlaubnis nicht mehr an ihren Arbeitsplatz in Frintrop. | Foto: Debus-Gohl
Werner Bloch, Mitinhaber von M & B dental, hat schon einige Hebel in Bewegung gesetzt. "Mir fehlt von heute auf morgen eine Mitarbeiterin", kritisiert der Mittelständler die Entscheidung der Behörde. | Foto: Debus-Gohl
Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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