„Sieben Wochen ohne ...“ - Folge 6
"Fehlerlos genug? - mit sich und anderen gnädig sein" - Darum ging es bei der letzten Fastenandacht dieses Jahres in der Matthäuskirche.
Schon in der Eingangsrunde zum Wochenthema wurde deutlich, dass der Begriff "fehlerlos" als Bezeichnung für einen Menschen sehr fragwürdig ist. Denn alle Teilnehmer der Runde waren sich einig, dass „Fehler“ sich eher auf menschliches Handeln, als auf einzelne Menschen beziehen lässt. Und was sind eigentlich Fehler? In der Mathematik lässt sich richtig und falsch leicht unterscheiden, in vielen anderen Bereichen ist dies aber längst nicht so eindeutig. Der Song "I am what I am" (Ich bin, was ich bin) bestätigte, dass jeder Mensch etwas Besonderes ist.
Nach diesem Gedankenaustausch hörte die Gruppe die Geschichte von Jesus und der Ehebrecherin. In der Erzählung geht es darum, dass Jesus entscheiden soll, was mit einer Frau, die beim Ehebruch ertappt wurde, geschehen soll. Jesus ist hier in einer Zwickmühle, einer scheinbar ausweglosen Falle. Denn einerseits sieht das Gesetz hier die Todesstrafe durch Steinigung vor, andererseits hat sich Jesus bisher stets für Verzeihung und Gnade ausgesprochen und sich auf die Seite der Schwachen gestellt. Jesus löst die Situation, indem er nur denen das Recht auf eine Verurteilung zugesteht ("der werfe den ersten Stein"), die selbst ohne Sünde sind.
Diese Sichtweise war auch die Überleitung zur Beschäftigung mit dem zweiten Teil des Wochenthemas - „mit sich und anderen gnädig sein“. Es wurde noch einmal verdeutlicht, dass Menschen in vielen Bereichen des modernen Lebens nach (vermeintlicher) Fehlerlosigkeit streben - sei es mit Blick auf den perfekten Körper, perfekte Schulleistungen, Fehlerlosigkeit im Beruf oder aber Fehlerlosigkeit als Gastgeberin, Köchin, Mutter.
Aber vielleicht ist Fehlerlosigkeit auch noch nicht einmal erstrebenswert: Denn wenn alle Menschen fehlerlos wären, hieße das doch auch, dass wir mehr oder weniger gleich wären - die Individualität, die menschliches Leben ausmacht, ginge verloren. Und damit schließt sich der Kreis zum Lied am Anfang. Dort heißt es übersetzt: „Ich bin, was ich bin, ich bin seine ganz eigene Schöpfung.“ Und auf dem Hintergrund kann man dann über alle vermeintlichen oder tatsächlichen Fehler bei sich und anderen gnädig hinwegsehen.
Autor:Lokalkompass Borbeck aus Essen-Borbeck |
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