Reinemachen im Stadion Essen
„Zieh doch mal fester oder hast du etwa nichts in den Armen?“, neckt Marcel Immanuel seinen Kollegen Mohamed Siad. „Der Tank ist leer“, verteidigt der sich. Doch Marcel legt selbst Hand an den Laubbläser und siehe da, der Motor tut es doch noch. Dann kann es ja los gehen mit der großen Stadionreinigung.
Die zwei jungen Männer sind Teil des zehnköpfigen, im Kern festen Teams der Entsorgungsbetriebe Essen (EBE), welche sich um die Hinterlassenschaften im neuen „Stadion Essen“ kümmern. Denn wenn die Spiele abgepfiffen sind und die Fans das Stadion verlassen haben, bleiben Pappbecher und Pommesschalen, Bananenreste und Papierrosetten meist liegen, anstatt in einem der 38 „Silberlinge“, den großen EBE-Veranstaltungstonnen im Stadion von je 240 Litern, entsorgt zu werden.
Für die EBE-Mitarbeiter geht es dann an die immer gleichen Arbeitsschritte: den groben Müll wegfegen und die Essensreste entsorgen, die Sitzreihen durchblasen und schließlich der Feinschliff in Handarbeit, mit Zange und Eimer - schließlich bleibt immer mal eine Zigarettenkippe in einem Spalt kleben oder eine Papierrosette im Zaun hängen. „Einen kompletten Arbeitstag braucht das Team für diese Schritte“, weiß Anja Wuschof, EBE-Verantwortliche für die Reinigung vor Ort. Dabei sind die Abläufe im Neubau, die neuen Wege und Ansprüche schon eingespielt und optimiert. Los geht es auf der Haupttribüne, während sich zwei Arbeiter bereits an die Vorarbeiten auf der Gottschalktribüne machen. Die Pommes Rot-Weiß sollen später schließlich nicht an Besen und Bläsern kleben. Auf der Gegengrade schließlich kommen dann wieder alle Kollegen zusammen. „Und hier fällt derzeit auch der meiste Dreck an“, so Wuschof. Schließlich sind hier auch die harten Fans, die sogenannten „Ultras“ untergebracht. Und die steigen mit den dreckigen Füßen auf die Sitze, schmeißen bunte Schnipsel, die als Farbreste am weißen Mobiliar zurückbleiben, und hinterlassen eben Berge an zusammen gekehrtem Müll. Darunter auch schon mal 1-Liter-Pfandflaschen, die im Stadion eigentlich nichts zu suchen haben. „Sonst aber gibt es keine großen Auffälligkeiten, auch lassen die Fans selten persönliche Wertsachen liegen“, resümiert die Mannschaft. Über das Gesamtmüllvolumen von 15 bis 20 Kubikmetern wundert man sich auch nicht. „Wir reden hier schließlich von 8.000 Menschen.“ Und die machen nun einmal Dreck, vor allem in Euphorie, das merke man speziell bei Begegnungen der Essener gegen Teams aus Oberhausen oder Köln etwa, eben den großen Top-Spielen.
Am Nachmittag hat es die Truppe endlich geschafft. Tribüne, Treppen, Umläufe und Asphaltflächen - eben alles bis auf den Rasen - sind für anstehende Veranstaltungen und kommende Spiele gerüstet. Stundenlang ging es für das Personal treppauf und treppab, viermal durch jede Reihe, viermal über jede Treppe. Und demnächst kommt die vierte Tribüne noch hinzu. „Das erschwert die Arbeit jedoch nicht, es wird sich alles besser verteilen“, ist Wuschof optimistisch. Vor allem die Gegengrade würde dies entlasten. „Und eine Stehtribüne ist ohnehin viel leichter zu reinigen als die Sitzreihen.“ Zumal sie dann die Lücke schließt, von der aus bisher noch immer ordentlich Wind ins Stadion zieht, der die fleißigen Putzteufel des öfteren zum Haareraufen bringt.
Zum guten Schluß entleert noch das große Abfallsammelfahrzeug die vollgestopften Silberlinge. Es ist vollbracht. Aber nach dem großen Reinemachen ist natürlich immer auch vor dem nächsten Aufräum-Einsatz.
Autor:Sara Drees aus Dortmund |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.