Nerven der Anwohner liegen blank
Bei Christiane und Peter Hendricks liegen die Nerven blank. Seit Mitte November wird unmittelbar an ihrer Grundstücksgrenze gebaggert, was das Zeug hält. Die Emschergenossenschaft baut dort im Auftrag der Stadtwerke AG einen Anschlussschacht. Das Ganze ist Teil des Gesamtprojektes zur Renaturierung des Berne-Systems.
Im Oktober sei mit der Einrichtung der Baustelle begonnen worden, erinnern sich die Eheleute. Seit 1999 bewohnen die beiden das Einfamilienhaus in der Mühlenaue 16. „Wir sind morgens aufgewacht mit dem Gefühl, wir hätten plötzlich Flutlicht in unserem Schlafzimmer.“ Mitte November kam dann der große Bagger, der seitdem mit Hilfe eines Riesenbohrers Schächte in den Boden treibt.
„Die Bohrschächte bilden den äußeren Ring für den dort geplanten Anschlussschacht“, erklärt Ilias Abawi, Pressesprecher der Emschergenossenschaft auf Anfrage des Borbeck Kurier. Nach Ende der Bohrungen werde die zehn Meter tiefe Baugrube ausgehoben. Dann sei erst einmal Schluss mit den lärmintensiven Arbeiten. Christiane und Peter Hendricks werden das mit Freude vernehmen. „Wir verstehen, dass es sich beim Berne-Umbau um ein großes Projekt handelt, bei dem die einzelnen Bau- und Arbeitsschritte genau getimt sind. Doch es ist nicht auszuhalten, wenn von morgens sieben bis abends um sieben eine derartige Geräuschkulisse herrscht.“
Maschinen sind eindeutig zu laut
Dass die schweren Maschinen deutlich zu laut sind, das hat jetzt eine Messung durch Mitarbeiter des Ordnungsamtes bestätigt. Die Emschergenossenschaft hat direkt reagiert. Seit Dienstag wird durch einen Schallschutz versucht, die Belastungen für die direkten Anwohner auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.
„Ein wenig mehr Absprache wäre schon schön gewesen“, kritisiert Peter Hendricks. Erst auf Anfrage habe er Einsicht in die Pläne bekommen. „Wäre das Zeitkonzept bekannt gewesen, wäre ich weggefahren“, ärgert sich der Altersteilzeitler. „So habe ich die komplette Beschallung mitbekommen, tagtäglich und von morgens bis abends.“
Ruhe vor den Bauarbeiten werden die Hendricks auch in nächster Zeit noch nicht bekommen, auch wenn die Bohrungen abgeschlossen sind. „Die Vortriebsarbeiten für den Kanal bis zum Abschlussschacht werden wohl nicht mehr in diesem Jahr beginnen“, so Ilias Abawi. Allerdings wird der komplette Bauabschnitt des Mühlenbachumbaus (bis Jahnstraße) erst in 2015 abgeschlossen sein. Im nächsten Jahr wird´s dann noch mal heftiger für die Anwohner der Mühlenaue. „Wir haben bereits Post bekommen, dass eine komplette Sperrung der Straße notwendig wird.“
Endergebnis bedeutet mehr Lebensqualität
Auf Seiten der Emschergenossenschaft weiß man um die Belastungen, die die Anwohner während der Baumaßnahme zu tragen haben. „Aber auch wir müssen Fristen einhalten“, so der Pressesprecher. Man versuche allerdings, entsprechend gegenzusteuern. Dass das gerade in Punkto Borbecker Mühlenbach nicht ganz einfach sei, wisse man. „Da der Bach direkt durch Wohnbaubauung führt.“
Die Ängste der Hendricks, dass durch die nun anstehenden unterirdischen Vortriebsarbeiten und die damit verbundenen Erschütterungen ihr Haus Schaden nehmen könnte, nimmt man seitens des Unternehmens ernst. „Es ist auch an anderer Stelle bereits zu Schäden gekommen“, räumt Abawi ein. Doch ein externer Gutachter habe vor Beginn der Arbeiten den Ist-Zustand dokumentiert. „Hat sich daran nach Ende der Arbeiten etwas geändert und es steht fest, dass die von uns verursachten Erschütterungen daran Schuld sind, dann werden wir für die Schäden aufkommen“, so das Versprechen des Pressesprechers. Und das Endergebnis, so fügt Abawi hinzu, werde für die Anwohner des Mühlenbachs eine Menge mehr als Lebensqualität bringen. Davon spüren Peter Hendricks und seine Frau momentan allerdings noch gar nichts.
Autor:Lokalkompass Borbeck aus Essen-Borbeck |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.