Mordfall Madeleine: Vergraben, gefesselt und geknebelt
Seit Mittwoch ist klar, bei der weiblichen Leiche, die am späten Dienstag nachmittag im Kleingarten an der Levinstraße aufgefunden wurde, handelt es sich um die seit dem 11. Februar vermisste Madeleine W. aus Gelsenkirchen.
Die im Institut für Rechtsmedizin in Essen durchgeführte Obduktion führte zur sicheren Identifizierung der 23-Jährigen und ergab als Todesursache zweifelsfrei einen gewaltsamen Tod. Das gaben Polizei und Staatsanwaltschaft im Rahmen einer abendlichen Pressekonferenz in Gelsenkirchen bekannt.
Tagelang sind die Spurensicherer am Fundort an der Levinstraße im Einsatz, das Gelände ist weiträumig abgesperrt. Nachdem Stiefbruder und Stiefvater der 23-Jährigen zu Wochenbeginn ins Visier der Fahnder gerückt waren, wurde auch das Kleingartengrundstück in Dellwig durchsucht.
Bergung dauert viele Stunden
Am Dienstag hatten die Beamten von der Parzelle in der Anlage „Hesselbach 1+2“erfahren. Frische Anpflanzungen ließen die Ermittler der Mordkommission „Kita“ unter der Leitung von EKHK Eckhard Harms aufmerksam werden. Ihr Verdacht sollte sich auf grausame Art und Weise bestätigen. Beamte und Einsatzkräfte des THW entdeckten das Grab der jungen Mutter. In 1,30 Meter Tiefe wurde die Leiche gefunden. Die mutmaßlichen Täter hatten sie einbetoniert. Die Bergung dauerte viele Stunden. Die Einsatzkräfte mussten zwei Betonschichten und zwei Erdschichten abtragen.
Todeszeitpunkt steht noch nicht fest
„Die Auffindesituation -vergraben, gefesselt und geknebelt - wies eindeutig auf ein Gewaltverbrechen hin“, heißt es in der Erklärung der Polizei. Hinter der Beschreibung des Tatortes verbirgt sich die ganze Brutalität des Verbrechens. Madeleine ist erstickt, „wir wissen nicht, ob sie bei lebendigem Leib vergraben wurde“, so Oberstaatsanwältin Birgit Jürgens von der Staatsanwaltschaft Essen am Mittwoch in Gelsenkirchen. Auch der genaue Todeszeitpunkt der 23-Jährigen konnte durch die Gerichtsmediziner bislang noch nicht ermittelt werden.
Die beiden dringend Tatverdächtigen - der 47-jährige Stiefvater der Getöteten und ihr 21-jähriger Halbbruder - wurden auf Antrag von Oberstaatsanwältin Birgit Jürgens dem Haftrichter beim Amtsgericht Essen vorgeführt. Der Haftrichter erließ gegen beide Tatverdächtige Untersuchungshaftbefehl wegen Mordes.
Halbbruder bestreitet Mittäterschaft
Noch sind die Hintergründe der Tat nicht geklärt. Der Halbbruder bestreitet eine Mittäterschaft. Dass es sich um eine Beziehungstat handelt steht allerdings wohl fest. Denn der 47-jährige Stiefvater ist zugleich auch Vater des zweijährigen Kindes der Getöteten. Die hatte ihn im vergangenen Jahr wegen sexuellen Missbrauchs angezeigt.
Hintergrund
Seit dem Morgen des 11. Februar wird die 23-jährige Madeleine Witteck aus Gelsenkirchen vermisst. Gegen 7.30 Uhr hatte die junge Frau noch ihre zweijährige Tochter zum Kindergarten gebracht. Allerdings dort am Nachmittag nicht abgeholt.
Die Kindergartenleitung benachrichtigte den ehemaligen Lebensgefährten der Frau, der erstattete sofort eine Vermisstenanzeigen bei der Polizei.
Schnell führt eine Spur nach Essen. In der Nähe des Stadthafens lebt Madeleines Mutter. Stiefvater und -bruder geraten nach widersprüchlichen Aussagen ins Visier der Fahnder.
Am Dienstag verläuft eine Suchaktion im Stadthafen zunächst ergebnislos, am frühen Abend wird die Leiche der jungen Frau in Dellwig gefunden. Am gleichen Tag werden die beiden Tatverdächtigen festgenommen.
Die kleine Tochter der Getöteten wird durch eine Pflegefamilie betreut.
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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