Mit Günter Eggert verstarb ein Borbecker Tausendsassa
„Meinen 90. Geburtstag im September will ich noch so richtig feiern“! Der Herzenswunsch von Günter Eggert ist nicht mehr in Erfüllung gegangen. Er starb zu Wochenbeginn. Vor allem das Strahlen und Leuchten, mit dem der am 10. September 1928 in Essen geborene, überzeugte Borbecker seine Umgebung erfüllt hat, wird vielen Wegbegleitern in Zukunft fehlen.
Die Liebe zur Musik wurde Günter Eggert quasi in die Wiege gelegt. Das Horn, mit dem sein Großvater als Amateurmusiker unterwegs war, wurde zum bevorzugten Spielgerät des Enkels. Auch vom Vater, der seinen Beruf mit dem Cello ausübte, wurde Eggert beeinflusst. Nach Militärdienst und Kriegsgefangenschaft in Frankreich begann er 1946 an der Folkwang Schule in Essen-Werden sein Musikstudium in den Fächern Waldhorn und Kontrabass.
Die Musik war Dreh- und Angelpunkt seines ganzen Lebens. So war Günter Eggert Mitglied im Folkwang-Orchester, Ruhrland-Orchester und im städtischen Orchester Oberhausen. Vielen ehemaligen Wegbegleitern hat er mit dem Waldhorn die letzte Ehre auf dem Friedhof erwiesen. Ein Gänsehautmoment, der in Erinnerung bleibt.
Leiter des Polizeimusikkorps Essen
Nach seinem Dirigentenabschluss wurde er 1969 Leiter des Polizeimusikkorps Essen, das er nach dem Krieg mitaufgebaut hatte.
Nun konnte der Mann mit dem Taktstock auf der Bühne stehen, die ihm so viel bedeutete und die Herzen der Zuhörer erwärmen. Unzählige Auftritte in Funk und Fernsehen, regelmäßige Konzerte in der Gruga und im Saalbau, Konzertreisen nach Frankreich, Belgien, in die Niederlande, USA und nach Kanada bestimmten seinen Alltag.
Von 1980 bis 2002 war Eggert musikalischer Leiter des Schönebecker Jugend-Blasorchesters (SJB) mit jährlich bis zu 60 Konzertauftritten. Unermüdlich hat er sich mit seiner charmanten, antidogmatischen und liebenswürdig flexiblen Art für interkulturelle Begegnungen mit jungen Menschen in 22 Ländern dieser Welt eingesetzt.
Gastauftritte bis ins hohe Alter
Auch nachdem Eggert 2002 die Leitung des Schönebecker Jugendblasorchesters in jüngere Hände übergeben hatte, dachte er nicht an "Ruhestand". In beratender und leitender Funktion bei nationalen und internationalen musikalisch-künstlerischen Projekten konnte er das Höchstmaß an freundlichem Entgegenkommen und aufbauendem Verständnis, das ihn ein Leben lang ausgezeichnet hat, weiterhin einsetzen.
Auch als Gastdirigent war Eggert gefragt. Bis zum Schluss ließ er es sich nicht nehmen, den Takt anzugeben, so auch bei seinen Gastauftritten als Dirigent des SJB. Zum 20jährigen Geburtstag der Wiedereröffnung der Dubois-Arena beendete der damals 88-Jährige Eggert seinen Auftritt wie so oft: mit dem berühmten "Eggert-Hüpfer".
Wer Günter Eggert gekannt hat, wird den liebenswerten, umschwärmten, extrovertierten Tausendsassa vermissen. Möge sein Stern am Himmel so strahlen und glänzen, wie der Sonnyboy es auf Erden getan hat.
Text: Doris Brändlein
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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