Mit 15 noch mal in die Grundschule

Die Herbstferien beginnen zwar erst am Montag, doch nach Ayleen Dunsmore suchte man auch in den zwei Wochen zuvor vergeblich in den Unterrichtsräumen am Mädchengymnasium Borbeck.

„Nach fünf Jahren lernen am MGB bin ich jetzt wieder an der Grundschule gelandet“, albert die 15-Jährige herum. „Anstatt Klausuren und langem Nachmittagsunterricht, der sich bei mir teilweise bis sechs Uhr abends erstreckt, arbeitete ich jetzt zwei Wochen lang mit den Kleinen, die noch dabei sind die Grundlagen für später zu lernen.“
Die Praktikumszeit in der Klasse 2 der Reuenbergschule war für die Schönebeckerin eine wertvolle Erfahrung. Sie kann sich nun durchaus vorstellen, den Beruf der Grundschullehrerin zu Ihrem zu machen. „Ich muss zugeben, Lehrerin war nicht immer mein Traumberuf, aber nach dem Praktikum denke ich ernsthaft darüber nach, diesen Weg später einmal einzuschlagen. Ob es aber letztendlich wirklich was wird, mit meinem Berufswunsch, kann ich natürlich nicht sagen.“
Die Kinder zu unterstützen und ihre Erfolge mit ihnen zu feiern, das macht der 15-jährigen Gymnasiastin richtig Spaß. Ayleen hilft den Zweitklässlern im Unterricht und kontrolliert die Aufgaben der Kids anschließend. „Das geschieht in enger Zusammenarbeit mit der Klassenlehrerin.“
Eine Grundschülerin aus Ayleens Klasse hat derzeit beide Handgelenke in Gips. „Mit ihr arbeite ich eng zusammen, schreibe alles für sie auf“, erläutert die Schönebeckerin.
In den Pausen ist die 15-Jährige mit den Kindern auf dem Schulhof und spielt mit ihnen. „Sie sind schon ganz schön anhänglich. Die Kleinen malen mir Bilder und hängen sich wie Affen an mich dran. Verlobt bin ich jetzt übringens auch“, verrät die Schülerin lachend.
Auch Erinnerungen an die eigene Grundschulzeit wurden bei Ayleen in den vergangenen zwei Wochen wach. „Ich war früher genauso.“
Vor dem ersten Tag an der Reuenbergschule hatte sich die 15-Jährige Gymnasiastin eine Menge Gedanken über ihr Praktikum gemacht. „Ich hatte zuerst Angst, dass ich nur am Rand sitze, den Unterricht beobachte und meine Praktikumszeit sozusagen „absitze“. Doch die Kinder haben mich sofort mit einbezogen.“
Die Arbeit in der Gemeinschaftsgrundschule hat der MGB-Schülerin gut gefallen. „Die Lehrer haben mit sehr viel Vertrauen entgegen gebracht und mir direkt einiges an Arbeit gegeben.“ Besonders aufgeregt war Ayleen vor ihrer ersten eigenen Unterrichtsstunde. „Ich kann natürlich nicht wie eine Praktikantin der Uni richtigen Unterricht machen und das Lernpensum weiterführen, dennoch durfte ich aber auch einmal eine Stunde gestalten. Das war toll.“
Deutsch, Englisch und Sport - das sind Ayleens Lieblingsfächer. „Nicht nur an der Grundschule, sondern auch auf dem Gymnasium“, erklärt sie. Mit ihrem Praktikum war die 15-Jährige rundum zufrieden. „Es war eine nette Abwechslung zum Schulalltag und hat mir interessante Einblicke eröffnet.“

Berufsorientierung

Für die Zehntklässlerinnen des Mädchengymnasiums Borbeck ist das 14-tägige Schülerbetriebspraktikum seit langem fest im Unterrichtsplan verankert. Der Ausflug in die Arbeitswelt findet im Rahmen der Studien- und Berufsorientierung am MGB statt. Dieses Jahr ist die Stufe mit knapp 120 Schülerinnen sehr groß, sogar größer als die Doppeljahrgänge, die bald ihr Abitur machen. Die Borbecker Schülerinnen schnupperten bei Fotografen, in einer Werbeagentur oder an einer Highschool in Amerika, an Grundschulen, in Kindergärten oder als Maskenbildnerin am Theater ins reale Berufsleben hinein. Fast alle Berufsbereiche wurden von den Schülerinnen abgedeckt, auch in eher untypische Berufe für Frauen, gewannen einige der Mädchen Einblick.

Text: Zoe Bergmann