Mein Praktikum (1) ... im Supermarkt

„Guten Tag!“ Eine höfliche Ansprache des Kunden ist für die Kassiererin Pflicht. Dann wird Produkt für Produkt abgescannt, teils auch per Nummer eingegeben. Nach ein paar Minuten läuft das bei mir schon ganz gut, zumindest so lang die Schlange übersichtlich bleibt. Rechnen muss man hier nicht, das übernimmt die Maschine. Richtig herausgeben bleibt trotzdem Aufgabe des Personals. „Danke für Ihren Einkauf und einen schönen Tag wünsche ich noch!“ Fotos: Debus-Gohl
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  • „Guten Tag!“ Eine höfliche Ansprache des Kunden ist für die Kassiererin Pflicht. Dann wird Produkt für Produkt abgescannt, teils auch per Nummer eingegeben. Nach ein paar Minuten läuft das bei mir schon ganz gut, zumindest so lang die Schlange übersichtlich bleibt. Rechnen muss man hier nicht, das übernimmt die Maschine. Richtig herausgeben bleibt trotzdem Aufgabe des Personals. „Danke für Ihren Einkauf und einen schönen Tag wünsche ich noch!“ Fotos: Debus-Gohl
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Als ich Besen und Kehrblech schwinge, liege ich üblicherweise noch im Tiefschlaf. Es ist kurz nach 6 Uhr am Morgen. Und heute bin ich Kauffrau im Einzelhandel. Wenn auch nur für einen Tag.

Kaffee war mir noch nicht vergönnt, stattdessen hat Andreas Kersjes, stellvertretender Marktleiter bei Edeka Burkowski an der Altendorfer Straße, bereits Fahrt aufgenommen. „Um 7 Uhr wird für Kunden geöffnet, bis dahin muss alles stehen.“ Er zeigt auf die großen Wagen mit Blumenerde und Holzkohle. „Raus damit!“
Ich folge und rangiere die Geräte vor die Tür. Immer wieder greift Kersjes ein. Keile müssen eingesetzt werden, auch die Abstände meines Aufbaus passen noch nicht. Ich schwitze. Über die Außenwaren müssen Schirme gespannt, Beeren in die Theke sortiert werden. „Jetzt einmal den ganzen Bereich sauber kehren und dann kannst du in die OG-Abteilung gehen!“ Schon ist mein heutiger Chef um die Ecke verschwunden.

Äpfel, Birnen und altes Gemüse

Bei Obst (O) und Gemüse (G) wird nicht minder körperlich gearbeitet. Steve Sommer und Matthias Türpe schieben kistenweise Orangen und Äpfel, Kartoffeln und Tomaten aus dem Kühlbereich in den Laden. Das Zweiergespann hat ein genaues Konzept, wo welcher Wagen geparkt wird, um Platz für die nächste Aufgabe zu haben: das Auffüllen der Ware.
Vorher kommt aber noch mein Part. „Schau dir jede Frucht an. Was nicht mehr gut ist, landet in der Tonne.“ Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen, kennt man ja. Ich begutachte, fühle, drücke, rieche. „Auch die ganz oben und die unten drunter“, warnt mich Sommer, sorgsam vorzugehen. Schließlich möchte man dem Kunden keine verdorbenen Früchte andrehen. „Montags kommt natürlich immer besonders viel weg.“ Denn was am Samstag nicht verkauft wurde, hat an der Theke nunmehr zwei Nächte verbracht. Und so wächst mein Abfallberg und gleichsam mein schlechtes Gewissen. Im Hinterkopf spuken die verschlossenen Tonnen hinter dem Laden, wo die vielen teils noch essbaren, aber eben nicht mehr verkaufbaren Stücke ihr Ende finden. „Das geht eben nicht anders“, versichert mir Kollege Türpe. Und mir bleibt nicht die Zeit für weitere Nachfragen.

„Die Kiwis bitte noch mal durchgehen“, bittet Sommer nach Prüfung meiner Arbeit. „Dann die Ware herunterziehen und von oben mit neuer abfüllen.“ Nicht nur einmal kugeln mir Pfirsiche und Trauben quer über die Auslage. Schließlich aber hat alles seinen Platz gefunden.
An der Obstwaage geht´s ans Etikettieren. „Immer so vier, fünf Stück in eine Tüte.“ Sommer redet von Bananen, die noch gut sind, aber schon langsam braune Stellen aufweisen. Deshalb gibt es die Pakete heute zu 1 Euro. Nur zwei Stunden später begegnet mir eines davon - VON MIR ETIKETTIERT - an der Kasse wieder. „Habe ich abgepackt!“, strahle ich den Kunden an. Der ist unbeeindruckt. Nur Kassiererin Anne Dilk lacht. Sie betreut mich an meiner nächsten Station, nachdem ich auch Salate und Soßen in der Kühltheke auf ihr Ablaufdatum überprüft und anschließend ordungsgemäß Pause in den Sozialräumen im oberen Geschoss gemacht habe. Übrigens um diese Uhrzeit ganz allein, weil meine heutigen Kollegin noch Arbeit und keinen Prakitkumsbonus hatten.

„Willst du auch mal?“ Hmmmm ... Vor dieser Aufgabe habe ich am meisten Bammel. Zu schnell fegten die erfahrenen Finger über das Touchscreen, zu viele Waren wurden manuell per Zahlencode eingegeben. Als die Schlange abgearbeitet und der Andrang gering ist, traue ich mich doch noch. Eingabe und Rückgeld klappen sogar erstaunlich gut, nur der Kundenkontakt geht mir manchmal durch. Gut, dass meine „Lehrerin“ beim „Guten Tag“ und „Auf Wiedersehen“ gern für mich einspringt. „Der offensichtliche Blick in die Wagen war aber nicht so schön“, kritisiert beim Anschlussgespräch Inhaber Manfred Burkowski. „Wir sind hier ja nicht bei (PIEP)!“ Sensibilität und Vertrauen gehen also manchmal vor Kontrolle. Apropos Kontrolle: Meine letzte Aufgabe, nach der die Dosenregale aussehen sollten „wie an der Schnur gezogen“, habe ich recht gut bewältigt. Qualitativ. Was das Tempo der Arbeit angeht, nun ja ... Nach Feierabend (14 Uhr) habe ich den Resttag übrigens verschlafen. Ganz ehrlich: Gut, dass so ein Tag in der Redaktion entspannt mit einer Tasse Kaffee beginnt.

Tagesablauf

- 4.30 Uhr: Aufstehen
- 5.30 Uhr: Ankunft bei Edeka, Erkundung der Sozialräume, Treffen der Kollegen, Übergabe des „Wir lieben Lebensmittel“-Edeka-Arbeitsshirts, Leerung der Mülleimer im Außenbereich
- 6 Uhr: offizieller Dienstbeginn
- 6 bis 9 Uhr: Aufstellung des Außenbereichs; anschließend Mitarbeit in der Abteilung „Obst und Gemüse“
- 9 bis 9.30 Uhr: Frühstückspause
- 9.30 bis 11 Uhr:
Säuberung des Eingangsbereichs; anschließend Kasse
- 11 bis 13 Uhr: Trockensortiment: Sortierung der Dosen-Regale, zwischendurch Fotoshooting für den Bericht
- 13 bis 14 Uhr: Abschlussgespräch bei Edeka-Inhaber Manfred Burkowski

Folge 2:
Mein Praktikum ... in der Kfz-Werkstatt!

Autor:

Sara Drees aus Dortmund

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