Mann mit Spendierhosen geht nach fast 50 Jahren bei der Sparkasse
Die beiden Jungs waren sichtlich irritiert. Was ist denn da los, so spät abends in den Räumen der Sparkasse Borbeck? "Irgendwas mit Musik", mutmaßt der eine angesichts der schmissigen Darbietung, die eine Abordnung des Schönebecker Jugend Blasorchesters in diesem Augenblick zum Besten gibt. Doch die Musik ist nur schmückendes Beiwerk. Es geht um Abschied und Neuanfang. Auf Hans Kaldenhoff an der Spitze der Borbecker Sparkassen-Filiale folgt Marc Tiller. Seit Mittwoch ist der Wechsel offiziell.
Es war voll im Inneren des Geldinstitutes. Zahlreiche Weggefährten, das Team, Vertreter von Vereinen und Institutionen nutzten die Gelegenheit, dem scheidenden Filialleiter persönlich zu danken. Für 15 Jahre "tolle Arbeit in Borbeck", wie es Helmut Schiffer, Vorsitzender des Vorstandes, formulierte. Der "Borbecker Jung" hat sich an seinem Arbeitsplatz für Vermögensmehrung und Investitionen im Stadtteil stark gemacht. "Die wirtschaftlichen Kennzahlen haben sich beeindruckend entwickelt", lobte der Vorstand Chef und Team, das in Borbeck mehr als 12.000 Girokonten und Kundeneinlagen von rund 170 Millionen Euro betreut.
Engagement endet nicht an der Filialtür
Das Engagment des begeisterten Skifahrers und Tennisspielers endete allerdings nicht an der Filialtür. Er brachte sich durch seine Mitgliedschaften im Förderverein Schloss Borbeck, im Bürger- und Verkehrsverein (BBVV) und dem Initiativkreis Centrum Borbeck aktiv in die verschiedensten Borbecker Themen ein.
Und auch das hat er gut gemacht. Franz Josef Gründges vom Förderverein Schloss Borbeck und Vorstandsmitglied des BBVV verglich Kladenhoff in seiner launigen Abschiedsrede mit Horaz-Mäzen Gaius Maecenas. "Der stolzierte der Überlieferung nach gerne in silbernen Sandalen durch seine Villa, Hans Kaldenhoff habe ich nur im gediegenen Anzug mit Krawatte erlebt." Doch in Sachen Kulturförderung stehe er ihm in nichts nach. "Der Maecenas der Moderne heißt für mich Hans Kaldenhoff. Seine Alltagskleidung war allerdings die Spendierhose, ein Mann wie er war für Borbeck nicht zu bezahlen."
Mehr Zeit für Reisen, Sport und die Familie
Sichtlich bewegt nahm Kaldenhoff die Worte entgegen. Und bekannte: "Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Es wird jetzt alles anders, aber ich werde es einfach mal probieren." Auf mehr Zeit für die Familie, auf Reisen und Sport freue er sich nach fast 50 Jahren bei der Sparkasse. "Doch mir wird auch etwas fehlen."
Den Staffelstab für die Filiale gab er symbolisch an seinen Nachfolger Marc Tiller weiter. Der gebürtige Kirchhellener ist ebenfalls kein Sparkassen-Neuling. "Obwohl", wie Vorstand Helmut Schiffer bemerkte, "er nicht bei uns gelernt hat." Doch auch der neue Mann bringt jede Menge Erfahrung mit. Der Sparkassenbetriebswirt leitete zuletzt die Filiale in Altenessen-Süd.
Spendenscheck hilft bei Sanierung des Kirchturms
Als erste und sicherlich zugleich auch letzte gemeinsame Amtshandlung überreichten der alte und neue Filialleiter einen großzügig dotierten Spendenscheck an Vertreter der St. Dionysiusgemeinde. Die Pfarrei darf sich über 10.000 Euro freuen. Die Summe wird zur Sanierung des 150 Jahre alten Kirchturms und seines Glockenwerks eingesetzt.
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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