Keine Rettung für die Glasid AG
Am Freitag war Schluss. Die Glasid AG hat endgültig ihre Produktion an den Standorten Essen und Gelsenkirchen eingestellt. Die letzten Aufträge sind abgewickelt, damit geht das Licht auf dem Betriebsgelände im Essener Stadthafen aus.
Der Betriebsrat ist jedoch weiterhin vor Ort und hatte bis zu Wochenbeginn die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass einer der beiden Investoren doch noch Interesse haben könnte, das insolvente Unternehmen für Sicherheitsglas zu retten.
Doch der Insolvenzverwalter machte auch das letzte Fünkchen Hoffnung zunichte. „Wir haben keinen Interessenten für Glasid“, machte Robert Faulstich von der Insolvenzverwaltung Depping dann auch gegenüber dem Borbeck Kurier klar. „Jetzt wird abgewickelt.“ In den nächsten Tagen würden die letzten Freistellungen geschrieben, die Veräußerung des Maschinenparks ist angelaufen. „Da ist das Interesse auch groß“, so Faulstich.
Der ehemals 174 Mann starken Belegschaft ist das kein Trost. „Die Mitarbeiter sind maßlos enttäuscht“, heißt es aus Betriebsratskreisen. Dieser beklagt zudem die mangelhafte Kommunikation zwischen Betriebsrat und Insolvenzverwalter: „Entgegen der Zusage, eng mit dem Betriebsrat zusammenzuarbeiten und offen und vertraulich zu informieren, mussten wir immer wieder feststellen, dass keinerlei Informationen über den aktuellen Stand fließen. Es kann auch nur gemutmaßt werden, dass der Abverkauf am Standort Gelsenkirchen gestoppt ist“, erklärt der Betriebsrat. „Aber eindeutige Aussagen liegen uns nicht vor.“
Die Kündigungen sind ausgesprochen, doch trotz der Bemühungen der Agentur für Arbeit stehen viele Mitarbeiter weiter ohne jede neue berufliche Perspektive da. Letztendlich sind es bislang vorwiegend Führungskräfte, die einen neuen Arbeitgeber gefunden haben. „Von den 173 Mitarbeitern sind es nach vorsichtigen Schätzungen vielleicht gerade einmal 20, die nicht in die Arbeitslosigkeit gehen.“
Zudem haben einige Mitarbeiter noch immer keine Verdienstbescheinigungen erhalten. „Dieser Umstand führt dazu, dass der Antrag zum Arbeitslosengeld nicht weiter bearbeitet werden kann“, erläutert der Betriebsrat.
Uwe Verwohlt von der IGBCE Duisburg stößt das auf: „Zusätzlich zu der Last der zukünftigen Arbeitslosigkeit wird Betriebsrat und den Leuten bei der Glasid AG das Leben schwer gemacht.“ Ein Insolvensverwalter, der keine Infomationen über das laufende Insolvensverfahren, nichts über mögliche Investoren weitergebe, sei sehr merkwürdig. „Man könnte fast annehmen, dass zuerst die Belegschaft und dann der Betriebsrat freigesetzt wird, um dann zeitnah unter anderen Namen wieder weiter zu produzieren. Dies wäre die Umgehung des Paragraphen 613a des BGB und ein Schlag ins Gesicht der ehemaligen Beschäftigten.“
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.