Kein Toast im Ofen - Warnstreik bei Lieken in Borbeck

Rund 30 der insgesamt 200 Beschäftigten in Essen zeigten diese Woche Flagge. Aufgrund des Schichtdienstes sei eine größere Beteiligung laut Betriebsrat kaum möglich gewesen. | Foto: Sara Holz
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  • Rund 30 der insgesamt 200 Beschäftigten in Essen zeigten diese Woche Flagge. Aufgrund des Schichtdienstes sei eine größere Beteiligung laut Betriebsrat kaum möglich gewesen.
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„Das habe ich in 20 Jahren Betriebszugehörigkeit nicht erlebt“, kann Gürel Akkaya nur mit dem Kopf schütteln. Bei Lieken habe er sich immer wohl gefühlt. Jetzt aber geht das Betriebsratsmitglied mit den Kollegen auf die Straße. Weil die Lohnerhöhungen mager ausfallen sollen.

„Der Brotindustrie geht es wirtschaftlich gut“, betont Yvonne Sachtje, Ruhrgebiets-Chefin bei der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Deshalb sei das „Angebot“ von 2,25 Prozent Erhöhung auch keinesfalls hinnehmbar. Diese Zahl sei zumindest im Falle Lieken aber „ultimativ“ ausgesprochen worden. Verbleibendes Mittel: Warnstreiks.
Zwei Stunden lang blieb Mitte der Woche am Weidkamp der Ofen aus. „Hier wird in Schichtdienst rund um die Uhr gearbeitet“, weiß Sachtje, deshalb sei es vielen der rund 200 Beschäftigten kaum möglich gewesen, sich an der Maßnahme persönlich zu beteiligen. Immerhin knapp 30 schafften es, am Gewerkschaftsstand an der Straße Präsenz zu zeigen mit Trillerpfeifen, Rasseln und Plakatslogans. Darunter auch ein Teil der LKW-Fahrer, die noch bis spät in die Nacht gearbeitet hatten.

Mehr ist fair

„Mehr ist fair!“, herrschte Einigkeit unter den Betroffenen. Sechs Prozent strebe man laut Sachtje eigentlich an. „Aber uns bleibt nichts weiter, als jetzt abzuwarten“, weiß die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Anke Kiy. Mindestens bis zum 13. Juni. Für diesen Termin sind neue Gespräche angesetzt. Die Erfolgsaussichten mag man nicht abschätzen, schließlich laufen die Tarifverhandlungen über eine Erhöhung der Löhne und Gehälter und einen neuen Entgelttarifvertrag bereits seit mehreren Wochen. Letzter Stand: Für die Arbeitgeber im Verband der Großbäckereien sind die 2,25 Prozent nicht verhandelbar.
Für die Lieken-Belegschaft eine „Sturheit“ der neuen Chefabteilung. Erst zum 1. Juni vergangenen Jahres war die Lieken AG (Golden Toast, Urkorn) durch den Konzern Agrofert des tschechischen Unternehmers Andrej Babis als Nachfolger der italienischen Barilla-Gruppe übernommen worden. Seitdem gäbe es Probleme innerhalb des Back-Konzerns. „Nicht, was die Arbeitsbedingungen angeht, aber die Entlohnung betreffend“, ärgert sich Akkaya, der sich bei parallel ansteigenden Lebenskosten um die Finanzierung seiner Großfamilie sorgt. Da können ihm Produktionshelfer Özgezer Vedat und die anderen Kollegen nur beipflichten.

Autor:

Lokalkompass Borbeck aus Essen-Borbeck

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