Glanzbilder - mit und ohne Glitzer

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Mädchen und Engel mit verklärtem Blick in pastellfarbenen bauschigen Kleidern und Roben, die ein Blumenbouquet in den Armen halten, Rosen in allen Rottönen und liebliche Tiermotive mit Schmetterlingen, Pferden und lustigen Fröschen - mit und ohne Glitzer - das klebte man damals ins Poesiealbum.
Diese herrlich kitschigen Glanzbilder auch „Vielliebchen“ oder wie die Essener sagen „Philippchen“ genannt, gab es nun erstmalig in einer umfangreichen Ausstellung im Seniorenstift Haus-Berge in Borbeck zu sehen. Auf langen Tischen konnten Bewohner und Besucher im Gemeinschaftsraum der Einrichtung nicht nur die vielfältigsten Motive der Vielliebchen bestaunen. Vielmehr begab man sich beim Betrachten der glitzernden Bilder gleichzeitig auf eine Reise in die Vergangenheit. Denn es gab eine Zeit, in der sich vor allem Mädchen nette, weise wenn auch manchmal platte Sprüche in ihr Poesiealbum schreiben ließen. Mutter, Vater, Onkel, Tanten und Cousinen waren dort ebenso zu finden wie sämtliche Schulfreundinnen. Verschönert wurden Sprüche wie „Das Auge klar. Die Rede wahr. Die Seele rein, so wirst du froh und glücklich sein!“ oder „Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr“ mit eben jenen Albumbildern.
Marita Neumann, Leiterin Pflege und Betreuung, ist sehr zufrieden.Denn ihrem Aufruf vor ein paar Monaten folgten doch viele der Bewohner und deren Angehörigen. „Das Interesse war sehr groß an dieser Ausstellung und bei der Suche nach verschollenen Glanzbildern fanden Angehörige sogar welche von der Jahrhundertwende in einer alten Zigarrenkiste auf dem Dachboden.“
An einem Tisch liegen Alben aus. „Die durften natürlich auch nicht fehlen und wurden von den Betreuern und Bewohnern zusammen gestaltet,“ erklärt die Leiterin des Seniorenheimes. Auch Werner Horstmann und Maria Horacek haben daran mitgearbeitet. „Bei mir kamen alte Erinnerungen wieder hoch von Poesiealben und guten Ratschlägen mit Relief-Bildern, die Stiefmütterchen oder Rosen darstellten,“ so Maria Horacek. Und Werner Horstmann gibt zu: „Alles ganz nett, aber eigentlich sammel ich Haifischzähne.“
Die gibt es nun wirklich nicht als Glanzbilder. Dafür kleben überall Sprüche an den Säulen des Aufenthaltsraumes. „Rot Haar, Sommersprossen, krumme Beine, große Flossen. Bin ich nicht ein schönes Kind? Vergiss mich nicht so ganz geschwind!“ ist einer davon und wurde wohl nicht mit einem Heiligenbildchen verschönert. Doch es gibt ja noch Märchenszenen, Pärchen oder Gartenzwerge und Vielliebchen als Gilrande oder Weihnachstbaumschmuck. Die Auswahl ist so groß, dass der Betrachter immer neue Spielereien der nostalgischen Relief-Bidler entdecken kann.
Derartige Ausstellungen sollen nun immer um die Weihnachtszeit im Haus Berge stattfinden. Marita Neumann: „Im nächsten Jahr wird das Thema ‚Altes Spielzeug‘ sein.“

Autor:

Patricia Koenig-Stach aus Essen-Borbeck

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