Gedenktafel am Weidkamp erinnert an die Gemeinde St. Bernhard
Es gibt viele kulturhistorische Themen, zu denen Franz Josef Gründges geforscht hat. Aus Interesse. Doch die Geschichte der Kirche und Pfarrei St. Bernhard im Brauk ist mehr für den 74-jährigen Borbecker, der inzwischen im hessischen Hanau lebt. Die Erinnerung an das erste im Ruhrbistum geweihte Gotteshaus wachzuhalten, ist für den ehemaligen GymBo-Pädagogen eine echte Herzensangelegenheit.
Seit wenigen Tagen erinnert eine silberne Gedenktafel am Weidkamp in Höhe der Kreuzung Bottroper Straße an das Gotteshaus und die Gemeinde im Brauk. "Und natürlich an die Menschen, die dort gewohnt haben und im Zuge eines Sanierungsverfahrens ihre Häuser und Wohnungen und mithin ihre Heimat verlassen mussten", so Gründges. Und meint damit auch ein Stück weit sich und seine Familie. Die hat einst in Sichtweite der Kirche gewohnt. In der Wohnsiedlung Brauk, die damals ein Inseldasein inmitten der Industrielandschaft führte. Heute liegt das Gelände inmitten eines Gewerbegebiets.
Messdiener und Pfarrgemeinderat
Als Junge war Gründges bei den Messdienern aktiv, später im Pfarrgemeinderat. Die Geschwister des 74-Jährigen haben sich in dem Gotteshaus das Ja-Wort gegeben. Die Geschichte der Gemeinde im Brauk reicht allerdings weiter zurück. Bis ins Jahr 1945. "Am 8. April 1945, am Sonntag nach Ostern, wurde der erste Gottesdienst im Brauk gefeiert", weiß Gründges. Im dortigen Hochbunker.
Nach dem Krieg fanden die Gottesdienste zunächst in St. Michael statt. St. Bernhard war als seelsorgliches Rektorat innerhalb der Dellwiger Pfarre angelegt", weiß Gründges aufgrund seiner historischen Recherchen. 1956 wurde der Grundstein für die Pfarrkirche gelegt, das Gotteshaus am 4. Mai 1958 als erste Kirche des neuen Ruhrbistums durch Bischof Dr. Franz Hengsbach geweiht.
Profanisierung im Januar 2000
Die letzte Heilige Messe wurde im Jahr 1999 gefeiert, das Allerheiligste nach St. Michael überführt. Die Auflösung der Gemeinde erfolgte im gleichen Jahr, die Profanisierung der Kirche ein Jahr später (Januar 2000). "Auch da machte St. Bernhard den Anfang und wurde als erste Kirche des Ruhrbistums entweiht", so Gründges weiter.
Dass es nun eine sichtbare Erinnerung an die Geschichte der einst 1.000 Mitglieder starken Gemeinde gibt, macht Gründges dankbar. "Damit ist ein langgehegter persönlicher Wunsch in Erfüllung gegangen", erklärt er im Rahmen der Feierstunde zur Übergabe der Gedenktafel. Und schickt ein dickes Dankeschön an Susanne Asche und den Borbecker Bürger- und Verkehrsverein hinterher. Als BBVV-Vorsitzende hatte Susanne Asche das Projekt "Gedenktafel" koordiniert. Bei der feierlichen Übergabe waren neben Oberbürgermeister Thomas Kufen auch Dr. Andreas Lützerath als Vertreter der Geschäftsführung der TRIMET Aluminium SE und Joachim Moser von der Geschäftsführung der Firma FRIGOBLOCK Grosskopf GmbH mit dabei. Das Unternehmen hat das Grundstück der Kirche im Jahr 2000 erworben. "Und uns ermöglicht, die Gedenktafel hier aufzustellen", so Asche. Die Trimet hat sich in Sachen Finanzierung stark gemacht, gestaltet wurde die Tafel von Denkmalpflegerin Mareike Goeddel (Hanau) und Tim Slotta von der Firma ppr.
Streifzug durch Brauk
Oberbürgermeister Kufen am Weidkamp an die wechselvolle Geschichte der Gemeinde und der Wohnsiedlung. Franz Josef Gründges nahm die Zuhörer mit auf einen persönlichen und allgemeinen Streifzug durch den Brauk. Ein gemeinsames Gebet und ein Segenspruch von Pater Otto Nosbisch bildeten den würdigen Abschluss der Veranstaltung. "Nun bleibt zu hoffen, dass möglichst viele Menschen an der Tafel inne halten und ein Gespür dafür entwickeln, wie wichtig es ist, die Erinnerung an vergangene Zeiten zu bewahren", so Gründges.
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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