Ganz großes Kino im Seniorenheim
Keine Frage, Alfred Kelbch ist ein gefragter Mann. Nicht nur, dass er es auf die Titelseiten so manch großer Zeitung geschafft hat. Auch die Autogramme des 81-Jährigen stehen hoch im Kurs.
Den Medienhype nimmt der Senior, der im Seniorenstift Martin Luther in Dellwig lebt, mit Humor. „Da musst du erst ins Altenheim gehen, um berühmt zu werden“, scherzt er.
Doch es ist ihm anzumerken, dass er den Trubel durchaus genießt.
Ausgelöst wurde der durch ein Kalenderprojekt der Contilia-Gruppe, dem Betreiber des Dellwiger Altenwohnheims. Filmklassiker, so die Idee, sollten mit Bewohnern in Szene gesetzt werden. Aus dem Martin-Luther-Stift sind gleich vier dabei Senioren mit dabei.
Vorcasting im Haus
Schon allein die Realisierung war ganz großes Kino. „Es gab ein Vorcasting hier im Hause“, erinnert sich Monika Dürr, Leitung Öffentlichkeit und Soziales. Sicherlich habe sie den ein oder anderen Namen im Kopf gehabt, „einfach weil ich wusste, dass er einfach ganz wunderbar zu der jeweiligen Szene passt.“ Dennoch war das Casting offen für alle. „Und es haben sich auch viele gemeldet“, so Dürr weiter.
Am Ende sei die Entscheidung nicht ganz leicht gefallen. Doch betrachtet man den fertigen Kalender, dann hätten die Verantwortlichen mit ihrer Wahl nicht richtiger liegen können. Ob Liza Minelli in „Cabarett“ oder Audrey Hepburn in „Frühstück bei Tiffany“ - die Senioren-Models verkörpern die Hollywood-Idole mit ungeheuer viel Charme, Würde und persönlicher Ausstrahlung. Man spürt, mit wie viel Spaß sie an die Sache herangegangen sind.
Shooting mit Visagistin und Hairstylist
„Es war schon interessant, so ein Fotoshooting einmal live mitzuerleben“, verrät Alfred Kelbch. In einem Gladbecker Fotostudio sind die Filmklassiker in Szene gesetzt worden. „Hochprofessionell“, lobt Klebch. Monika Dürr und Einrichtungsleiter Andreas Weischede können das nur bestätigen. Visagisten legten Hand an an Makeup und Styling, ein Hairstylist kümmerte sich um die Frisuren. Die notwendigen Requisiten und Accessoires stammten aus einem Kostümverleih in Duisburg.
Der Aufwand war riesig. Für die Szene aus Easy Ryder schwang sich der Protagonist nicht nur in eine kultige Lederkluft, das Foto entstand stilecht auf dem Bock einer schweren Maschine. Die hatte ein Motorradclub für das Shooting zur Verfügung gestellt. Wilhelm Buiting posiert als James Bond vor der Kamera, Horst Krischat wie ein zweiter James Dean in „Giganten“.
Alfred Kelbch und Erna Rütt machen sich perfekt in der Rolle der Rose DeWitt Bukater und in der von Jack Dawson, die in der mit elf Oscars ausgezeichneten Titanic-Verfilmung von James Cameron von Kate Winslet und Leonardo DiCaprio verkörpert werden. Weltbekannt die Szene der beiden am Bug des Ozeanriesen.
„Sicher habe ich den Film gesehen, der lief doch schon mehrfach im Fernsehen“, erklärt Alfred Kelpch. Wie Leonardo seine Kate, schnappt er sich Erna Rütt und posiert ganz Titanic-like im Eingangsbereich des Seniorenstifts. „Wir können das auch.“
Anfragen sogar aus Übersee
5.000 Exemplare des „Klassiker“-Kalenders sind gedruckt, an Mitarbeiter, die Familien der Beteiligten, Förderer und Bewohner verschenkt worden. „Die Resonanz war überwältigend“, freut sich Andreas Weischede über die vielen positiven Schlagzeilen. Mehrfach haben Fernsehteams Beiträge in der Schilfstraße gedreht, große überregionale Tageszeitungen haben über die gelungene Aktion mit den Senioren-Models berichtet.
„Sogar aus Übersee kamen Anfragen“, so der Einrichtungsleiter, „aber die haben wir abgelehnt. Das wär einfach zu viel geworden.“
Die Kalenderidee wird eine Fortsetzung erfahren. „Eines steht aber fest, trotz des großen Erfolgs planen wir keine kommerzielle Vermarktung.“
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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