Fünf Minuten Zeit, um zu überzeugen
„Die Aufregung hält sich in Grenzen“, zeigt sich Mandy Kocks selbstbewusst. Die 18-Jährige hat sich gut auf ihren Vorstellungstermin vorbereitet. „Ich bin gespannt, was sie über mich wissen möchten, ob überhaupt noch Zeit bleibt, um Fragen zu stellen.“
Die Uhr läuft mit. Die 18-Jährige Borbeckerin ist Nummer 10 auf der langen Namensliste, die Brigitte Eberz vom gleichnamigen Haar- und Wellnes-Studio an diesem Montag abarbeiten möchte. Insgesamt 40 BewerberInnen hat die Friseurmeisterin eingeladen, die Chancen sind für alle gleich.
„Jeder hat fünf Minuten Zeit zur Verfügung“, erklärt Brigitte Eberz das ungewöhnliche Vorstellungskonzept. In seinen Grundfesten erinnert es eher an ein Speeddating als an einen konventionellen Vorstellungstermin. „Stimmt“, räumt die Chefin ein, „auch dabei ist der erste Eindruck der entscheidende.“
Mandy Kocks bekommt die gleichen Fragen gestellt, wie all die anderen Bewerber an diesem Tag: „Was interessiert Sie an der Ausbildung, was erwarten Sie?“ Antworten zu finden, fällt der 18-Jährige nicht schwer. Nachdem sie im vergangenen Jahr in Sachen Ausbildungsstelle leer ausgegangen ist, nimmt sie am Hugo Kükelhaus Berufskolleg am Berufsgrundschuljahr „Körperpflege“ teil. „Einen Tag der Woche arbeite ich als Praktikantin in einem Salon“, so die Borbeckerin. „Ich weiß inzwischen genau, was mich an dem Berufsbild Friseurin so fasziniert.“
Dass es sich dabei um ihren Traumberuf handelt, steht für die 18-Jährige fest. „Allerdings ist es nicht so ganz einfach, die Ausbildungsplätze sind stark nachgefragt und längst nicht jeder Betrieb bildet aus“, weiß Werkstattlehrerin Susanne Mosebach vom Hugo Kükelhaus Berufskolleg.
„Dabei“, so ergänzt Jens Kastrup, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, „ist es gerade im Hinblick auf den demographischen Wandel wichtig, dass sich die Betriebe rechtzeitig um die Nachwuchsförderung kümmern. Ansonsten droht ein Fachkräftemangel.“ Mandy Kocks ist nach dem fünfminütigen Vorstellungsgespräch ganz zufrieden. „Es ist echt gut gelaufen, so mein Eindruck.“ Die 18-Jährige strahlt über das ganze Gesicht: „Einen Termin zum Probearbeiten habe ich auch bekommen.“
In den Osterferien wird die Borbeckerin einen ganzen Tag Zeit haben, Brigitte Eberz und ihr Team von sich und ihrem Können zu überzeugen. „Ich hoffe, es klappt diesmal mit der Ausbildung, denn ich möchte unbedingt Friseurin lernen.“
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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