Essens „Gesicht des Sommers“: Dirk Nicolai im Porträt
„Hoffentlich haben die Leser auch erkannt, dass es nicht meine echten Haare sind“, muss Dirk Nicolai noch immer über seine Wahl zum Essener Gesicht des Sommers schmunzeln. „Aber so läuft doch keiner rum“. Die Perücke hat er mal in einem Billigladen erstanden. Welcher Mensch sich darunter verbirgt, das hat der STADTSPIEGEL exklusiv im Bedingrader Wohnzimmer des glücklichen Gewinners erfahren dürfen.
„Essen ist schon am schönsten“, schwärmt Dirk Nicolai. Unser von den STADTSPIEGEL- und LOKALKOMPASS-Lesern gewähltes „Gesicht des Sommers“ ist mit seiner Heimat und dem Ruhrgebiet fest verwurzelt.
Bequem hat sich der Gewinner aus Essen-Bedingrade in seine Wohnzimmerliege plumsen lassen, vom Fenster her erreichen die letzten Sonnenstrahlen sein Gesicht.
„Auswandern, das ist gar nicht mein Ding, dafür bin ich zu sesshaft“, erklärt er überzeugt, „ich will hier gar nicht weg“. In Essen ist er geboren - im Werdener Krankenhaus - und aufgewachsen, auch seine Eltern leben hier weiterhin, gleich um die Ecke. „Und natürlich hab ich hier meine RWE-Familie“, grinst er, den rot-weißen Fanschal nicht aus den Händen legend.
Seine Jungs, das sind die „Nordmannen“. Der Fanclub, seine große Liebe, hat sich 2011 gegründet, der Name leitet sich natürlich von der Nordkurve ab. „Und ich bin Präsident“, ist Nicolai stolz auf seinen Posten und seine Mitstreiter. „Wir sind bei jedem Heimspiel dabei, und eigentlich auch immer bei den Auswärtsspielen.“ Das ist dem 43-Jährigen wichtig, schließlich ist er Fan seit seinem zehnten Lebensjahr und auch langjähriges Mitglied. Selbst in einer Phase, in der er, einer Frau wegen, zwei Jahre in Düsseldorf gelebt habe, bei den Rheinländern, mit deren Art der direkte Essener ohnehin nie warm geworden sei, habe dieses Ritual weiter Bestand gehalten. Wie er mit den Spielen einmal umgeht, wenn RWE in eine höhere Liga zurückkehrt, das weiß der Dauerkarten-Besitzer noch nicht. „Aber in der Regionalliga sind ja alle Ziele gut erreichbar“, ist er, zumindest was diesen Punkt angeht, glücklich mit der aktuellen Situation, welche ihn an jeder Begegnung teilhaben lässt. Sportlich liegen die Ambitionen natürlich höher. „2018, da werden wir Deutscher Meister“, da ist sich Dirk Nicolai, dessen Wohnung natürlich mit Vereinssymbolik - ein unterzeichneter Ball, Fußballschuhe an der Wand, das Emblem im Bild über dem Sofa - bestückt ist, ganz sicher.
Doch, natürlich, dreht sich Nicolais Leben nicht allein um König Fußball. Werktags arbeitet der Industriekaufmann in einer Firma in Mülheim. Ursprünglich, nach dem Abitur und der Pflicht-Zeit beim Bund, habe er mal studiert, „Neue Geschichte, Politik und Sozialwissenschaften auf Magister“. Doch nach rund sieben Jahren sei er noch immer auf dem Stand eines Drittsemesters gewesen. „Ich habe damals viel gearbeitet, in einer Videothek“, erinnert er sich, sei mit dem offenen Uni-System auch nicht zurecht gekommen. „Mit 28 habe ich dann einen Schlusstrich gezogen.“ Er schulte um, absolvierte eine kaufmännische Ausbildung. Seit 2000 nun arbeitet er bei seiner aktuellen Firma. „Da möchte ich auch nicht weg, das Klima ist richtig gut“, lobt er den Arbeitsplatz, auch wenn der Firmensitz bald nach Krefeld verlegt wird und dem Essener dann zukünftig eine weitere Anreise bevorsteht. Telefonverkauf, das sei seine Aufgabe, die Kunden kämen aus dem ostdeutschen Raum. Und mit denen habe er entgegen mancher Vorurteile stets gute Erfahrungen gemacht. „Ich fühl mich da einfach wohl“, ist er zufrieden mit seinem Job.
Nicht ganz so glatt läuft es in der Liebe. Eigene Familie, eine Frau an seiner Seite? „Die gibt es momentan nicht“, so Nicolai. Abgeneigt, das ist er gewiss nicht, schaut sich bei Ü30-Feten schon mal um oder riskiert einen Blick in Online-Single-Börsen. „Allerdings bin ich auch nicht auf der konkreten Suche.“ Schließlich weiß er, dass man die Traumfrau eigentlich nicht finden kann, man begegnet ihr unerwartet. „Nur eher nicht bei RWE im Stadion“, schmunzelt er. Mit seiner Fußballbegeisterung zurecht kommen, das müsste sie dagegen schon. „Aber das betrifft ja auch nur einen Tag in der Woche, sonst treffen wir Jungs uns ja eher selten“, verspricht er, und auch Vollaufen lassen würde er sich dabei nicht. „Ich trinke gar keinen Alkohol“, beugt er Vorurteilen gleich vor. Vielleicht sei er als Einzelkind ein bisschen durchs Elternhaus verwöhnt, dafür aber für jeden Spaß zu haben. „Nur nicht auf Knopfdruck“, dafür könne der Alltag mit ihm stets lustig sein. Seinen Humor bewiesen hat Nicolai ja bereits mit seiner Bewerbung für das Essener „Gesicht des Sommers“. Die Perücke habe er in einem dieser 1-Euro-Läden ergattert, für zehn Euro, ein Schnäppchen, wie er meint. „Als Joke für meine Bekannten habe ich dann das Foto damit im Bad gemacht“, erklärt er. Darüber hinaus sollte das gute Stück maximal eines Tages für Karneval herhalten, „sonst liegt sie einfach auf dem Schrank“. Dass er mit der außergewöhnlichen Frisur einen Wettbewerb gewinnen könnte, damit hat der Bedingrader dagegen keineswegs gerechnet, auch wenn er seine Arbeitskollegen und die Fußballkumpels mächtig für sich aktiviert hat. Zum Dank dürfen die sich noch auf eine Siegesfeier freuen. „Und dann kommt auch noch was vom Gewinn in die Vereinskasse“, verspricht er. Hoffentlich läuft ihm bis dahin nicht noch eine Herzensdame über den Weg, mit der es stattdessen auf große Reise geht, denn „ich bin schon ein Sommertyp“. Richtung Gran Canaria könnte der Pärchenurlaub vorzugsweise gehen. Für Sonne und Strand verlässt Dirk Nicolai ausnahmsweise sogar mal „sein“ Essen.
Das „Gesicht des Sommers“ kontaktieren können interessierte Frauen über sein Profil im Lokalkompass.
Autor:Sara Drees aus Dortmund |
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