Endstation Jobcenter oder neue Chance?

2013 ist klasse. Obwohl es noch einige Monate hin sind bis zum Jahreswechsel, würde Marc Dahl dies schon jetzt ohne Wenn und Aber unterschreiben. Denn in den letzten Monaten hat sich für den 37-jährigen Essener einiges zum Guten gewendet.

Noch knapp sechs Wochen, dann beginnt für den gelernten Bürokaufmann seine Umschulung zum Altenpfleger. Für Marc Dahl geht damit ein Traum in Erfüllung. „Ich wollte schon immer gerne etwas im sozialen Bereich machen“, erzählt er. 2008 fasste er den Beschluss, hängte seinen Job als Mitarbeiter einer Versicherung an den Nagel und nahm ein Studium auf. „Heilpraktischer Psychotherapeut“ lautete das Ziel.
Um sich finanziell über Wasser zu halten, nahm der Student einen Nebenjob an. „Bei einem Pflegedienst.“ Nach drei Semestern war Schluss mit dem Studium. „Ich habe gemerkt, das ist nicht das, was ich wirklich machen wollte.“ Wirklich machen wollte Dahl schon damals etwas im sozialen Bereich. In der Tagespflege hat er Erfahrungen gesammelt, später dann auch in der Behindertenbetreuung. Doch als ungelernte Kraft, auch das musste der 37-Jährige feststellen, ist es nicht leicht, Fuß zu fassen. Immer wieder wurden ihm von Arbeitgeberseite Versprechungen auf eine fundierte Ausbildung gemacht. Doch dazu gekommen ist es nie.

Positive Rückmeldungen waren Mangelware

Anstelle dessen kamen Phasen der Arbeitslosigkeit. Irgendwann dann stand der Gang zum Jobcenter an. Dabei wusste der 37-Jährige immer, was und dass er etwas machen wollte. Zahllose Bewerbungen um eine Ausbildungsstelle als Kranken- oder Altenpfleger hat er geschrieben. Positive Rückmeldungen waren Mangelware. „Vielleicht wegen meines Alters“, mutmaßt Dahl und räumt ein: „Das ist schon frustrierend, immer nur Absagen zu kassieren. Dabei werden doch qualifizierte Kräfte gesucht.“
Doch aufgegeben hat er nicht, hat eng mit dem Jobcenter Borbeckzusammengearbeitet. Anfang des Jahres kam dann die Wende. Bildungsgutschein und Umschulung rücken in greifbare Nähe. Doch bis alle notwendigen Formalien erledigt sind, gehen Wochen ins Land. In mehrwöchigen Pflegekursen hat sich der 37-Jährige in Theorie und Praxis auf den anstehenden Umschulungsstart vorbereitet.

Schnell wieder anfangen zu arbeiten

Die theoretischen Teile seine Ausbildung absolviert der Schönebecker bei der AWO, die praktischen bei der Altenhilfe St. Engelbert in Mülheim. „Die Einrichtung kenne ich, habe dort bereits ein Praktikum absolviert.“
Den Dezember kann Marc Dahl kaum mehr abwarten. „Ich bin ungeduldig, das gebe ich zu, möchte ganz schnell anfangen zu arbeiten und zu lernen“, erklärt er und entspricht damit so gar nicht dem Klischee vom „arbeitsscheuen Leistungsempfänger“. Aber auch mit einem anderen will er aufräumen: „Ich habe positive Erfahrungen mit dem Jobcenter gemacht. Ohne die Unterstützung meiner Berater in Borbeck hätte ich meinen Weg nicht gefunden.“ Dass er den konsequent weiter gehen wird, steht für den 37-Jährigen außer Frage. „Für mich ist Pflege Erfüllung. Man bekommt von den Menschen so wahnsinnig viel zurück.“
Für die Dauer seiner Umschulung ist der Schönebecker weiter auf Leistungen des Jobcenters angewiesen. „Noch drei Jahre“, rechnet er hoch. Dass er dann allerdings fest Fuß gefasst haben wird, in seinem neuen Berufsleben, davon ist er überzeugt. „Es gibt doch kein besseres Gefühl, als finanziell und beruflich unabhängig zu sein, oder?“

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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